Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
Was ist das für ein Schiffstyp, der da unseren Weg kreuzt?«
»Das ist ein arabisches Schiff, Mrs Larsson, wir Europäer nennen es Dhau. Die Araber haben je nach Herkunft verschiedene Namen dafür. Aber diese Schiffe sind alle sehr ähnlich. Es reicht, wenn man sich den Namen Dhau merkt. Sie haben ein oder zwei Segel. Das vordere ist größer. Die Segel stehen auf kurzen Masten und sind zum Bug hin geneigt. Die Segelflächen sehen dreieckig aus. Aber wenn man genau hinsieht, erkennt man, dass die vordere Ecke ›abgeschnitten‹ ist. Sie sind also trapezförmig. Dieser Schiffstyp ist schon mehr als tausend Jahre alt. Sie werden ihn überall an Afrikas Ostküste, an den arabischen Küsten bis nach Indien sehen.«
»Vielen Dank, Mr Wheler. Die Kinder werden viel wissen, wenn wir wieder heimkommen. Aber das wird ihnen in der Schule nicht viel nutzen.«
»Aber im Leben nutzt es etwas, Mrs Larsson.«
Die Matrosen brauchten das Vordeck jetzt zur Vorbereitung der Anlegemanöver. Sabrina musste mit den Kindern zurück zur Bank an der Hütte. Dort trafen sie auch ihren Vater wieder.
»Ich muss mich fertig machen für meine Besuche an Land. Und was willst du mit den Kindern inzwischen unternehmen, liebe Sabrina?«
»Wir werden schon ein wenig in der Stadt umherschauen. Ich habe mich erkundigt, dass dort gleich nach dem Kai die Geschäftsstraßen beginnen. Du müsstest nur den Begleitschutz für uns bestimmen.«
»Da nehmen wir doch am besten den Midshipman Mountain, Sergeant Sobas, zwei Soldaten und den Hans Maier, den der Henry so mag. Sie werden in einer halben Stunde bereitstehen. Aber bitte seid vorsichtig, liebe Sabrina!«
Nach dem Anlegen kamen der Hafenarzt, die Zollbeamten und die Vertreter des Hafenkapitäns an Bord. Sven überließ diese Formalitäten Kapitän Bauer und schickte Sam an Land, um eine saubere Kutsche mit einem verlässlichen Kutscher aufzutreiben. Als Sam winkte, ging er dann mit seinen bewährten Begleitern Walter Jungmann und Ben Gibson zu ihm. Rocky war wie stets an seiner Seite.
Sven hatte die Adressen von drei Werften, von denen er eine als künftigen Partner ihrer Reederei aussuchen wollte. Kapitän Bauer und der Zahlmeister würden beim Hafenkapitän die Anschriften von Händlern erfahren.
Die Werften lagen im Westteil der Tafelbay, daher durchquerte ihre Kutsche den westlichen Teil von Kapstadt in Richtung auf den Strand, der hier Paarden-Insel genannt wurde. Was das bedeutete, hatte Sven noch nicht erfahren.
Kapstadt war im Vergleich zu Philadelphia eine kleine Siedlung mit wenigen mehrstöckigen Steinhäusern. Die meisten Häuser waren nicht mehr als Holzhütten und wirkten oft ungepflegt. In der Nähe des Hafens waren viele Restaurants und Läden, die vorwiegend das anboten, was Seeleute kauften, aber auch die Bedürfnisse der Bewohner berücksichtigten.
Ben wies Sam auf einen Laden hin, der weit über hundert Hüte auf mehreren Ständen feilbot. »Ich brauche einen neuen Sonnenhut«, sagte er. »Meiner hat zu breite Krempen und fliegt mir vom Kopf, wenn der Wind etwas stärker bläst.«
Auf den Straßen ging es turbulent zu. Jeder schien dort zu laufen, wo er wollte. Ihr Kutscher musste immer wieder mit der Peitsche knallen und schreien, um sich einen Weg zu bahnen. Tiere wurden durch die Menge getrieben. Pferde, Ochsen und Kühe waren sie gewohnt, aber als ein Mann ein gestreiftes Pferd hinter sich herzog, wies Ben Sam mit lauten Rufen darauf hin.
»Das muss ein Zebra sein, nach allem, was ich von Mr Larsson hörte. Zebras leben hier wild.«
Und dann sahen sie zwei übermannsgroße Vögel mit langen Hälsen, die von zwei Schwarzen an Leinen geführt wurden. Sie stelzten würdevoll auf ihren langen Beinen durch den Tumult und schauten fast hochmütig auf alles hinab.
»Na, und wie nennt man die?«, fragte Ben.
»Strauße«, antwortete Sam. »Das sind die Viecher, die den Damen die Straußenfedern für den Hut liefern.«
Und dann wurden die Häuser und Menschen weniger und ihr Kutscher konnte die Pferde antreiben. Links von ihnen konnten sie die Tafelbay sehen. Voraus schien eine Straßenkreuzung zu liegen, denn dort stauten sich wieder Wagen und Menschen.
Die überwiegend schwarzen Fußgänger schimpften zum Teil mit den Kutschern, die ihnen zu viel Staub aufwirbelten. Vor ihnen hörten sie Geschrei und Krachen, als ob Holz aufeinanderstieß. Und dann kam ihnen eine Kutsche entgegen, der die Pferde durchgingen.
Die Fußgänger rannten von der Straße herunter. Wagen
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