Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
immer ein Bellen imitiert. Er konnte das recht gut. Die Hunde haben sich fürchterlich aufgeregt und sind immer wütend gegen den Käfig gesprungen. Er hat ihnen dann Bananen- oder Orangenschalen ins Maul geworfen. Das war echt lustig.«
»Und ein Mann wollte Mammi die Tasche klauen«, meldete sich wieder Henry zu Wort. »Da hat ihm ein Soldat mit dem Kolben auf den Arm geschlagen. Der Dieb rannte weg. Man konnte ihn aber noch lange schreien hören.«
Sven sah Sabrina an. »Warum gehst du so ins Gedränge?«
»Weil überall auf den Straßen nur Getümmel und Gedränge war, mein lieber Kommodore. Da stießen Kinder mit Lasteseln zusammen. Gruppen von schwatzenden Weibern ließen dich kaum durch. Händler drängten sich an dich, um ihre Waren anzubieten. Hunde liefen frei herum. Kinder spielten. Ich habe so ein Gewusel noch nicht erlebt.«
»Habt ihr nichts gefunden, was ihr kaufen wolltet?«, fragte Sven.
»Natürlich!«, antwortete ihm seine Tochter. »Es wird viel angeboten, auch zum Spielen. Aber Mammi meinte, wir würden das nicht am ersten Tag tun, obwohl sie selbst einen Modeladen entdeckt hat.«
Sabrina und Sven lächelten sich an. »Wir haben jetzt auch Ratgeber, die uns die besten Geschäfte zeigen können«, fügte Sven hinzu und erzählte seine Begegnung mit den Mortons.
Sie waren erschrocken, dass ihr Vater in so einen Unfall verwickelt worden war, aber Einar sagte beeindruckt: »Der Sam ist sehr tapfer und kräftig. Nun wirst du wohl Joshua gar nicht mehr vermissen?«
Sven dachte einen Augenblick nach. »Sam ist ungewöhnlich tapfer und zuverlässig. Dennoch vermisse ich Joshua von Zeit zu Zeit. Er ist klüger als Sam und war mir als Freund näher.«
Sabrina nickte: »Ja, Joshua ist vielseitiger. Er hat mehr Format, obwohl ich auch Sam sehr schätze. Ich hoffe, es geht Joshua und seiner Familie gut.«
Am nächsten Tag holten die Mortons sie mit zwei Kutschen am Kai ab. Nach der Begrüßung erhielt Sam seine angekündigte Belohnung: einen Beutel mit hundert Dollar. Er war sprachlos über die Höhe der Summe.
»Sie haben es sich wahrlich verdient, Mr Root«, betonte Mrs Morton noch einmal. »Wir schulden Ihnen viel mehr und wünschen Ihnen alles Glück, das das Leben bieten kann.«
Ihre Herzlichkeit ließ Sams Überraschung die innige Freude folgen. Er strahlte, als er mit den Kindern zur zweiten Kutsche ging. Er stieg mit ihnen ein, Walter und Ben begaben sich auf den Kutschsitz.
Die Eltern saßen in der ersten Kutsche. Sabrina stand im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Ihr erster Eindruck schien die Mortons beeindruckt zu haben, aber sie wollten noch mehr über Sabrina erfahren.
Sabrina berichtete, dass sie Sven über seine Schwester Ingrid kennengelernt habe, die heute noch ihre beste Freundin sei. Als sie auch noch erzählte, dass ihr Vater Svens Mutter geheiratet habe, als beide verwitwet waren, staunten die Mortons. »Enger können Familien sich ja wohl kaum verbinden. Leben die beiden bei Ihnen?«
Sabrina erweiterte nun ihren familiären Bericht durch den Hinweis, dass ihr Vater als Anhänger des britischen Königs nach Kanada emigriert sei und nun durch ihre Schwester und ihren Schwager im hohen Alter heimgeholt werde, um mehr von den Enkelkindern zu erleben. Der Krieg sei ja endlich vorbei.
Die Mortons hatten von diesem Krieg nicht viel erlebt, obwohl die britische Flotte auch vor Kapstadt aufgetaucht war, aber sie stimmten in die Freude über den Frieden ein.
Nun übernahmen die Mortons die Gesprächsführung, denn die Gäste mussten ja über die Umgebung unterrichtet werden. Es war eine wunderschöne Besichtigungstour. Die Larssons wurden nicht nur auf die wichtigsten Gebäude hingewiesen, sondern auch auf Stätten, die sie sonst übersehen hätten. So erfuhren sie, wo die Holländer erst gesiedelt hatten, wo zuerst Wein angebaut wurde, wo die größte Straußenfarm war und wer die größte Sammlung afrikanischer Tiere auf seinem Gelände zeigte.
Sie erklommen zwar nicht den Tafelberg, aber sie fuhren auf beiden Seiten so weit hinauf, dass sie einerseits Stadt und Tafelbay unter sich liegen sahen und auf der anderen Seite die False Bay mit ihren Siedlungen und dem in der Ferne aufscheinenden Kap der Guten Hoffnung.
Bei der Farm mit der Sammlung afrikanischer Tiere konnten sie sich die Beine vertreten und Kaffee und Kuchen zu sich nehmen. Alle waren begeistert. Die Kinder ließen sich von Mortons Tochter die Tiere zeigen, und Mr und Mrs Morton ergänzten die Schilderungen ihrer
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