Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
Kommodore des amerikanischen Handelsschiffes, das heute eingelaufen ist. Ich habe während der Liegezeit Quartier im Hotel Reims genommen.«
Der Inder verneigte sich und bat die Gäste in sein Haus. Sven kannte noch keine indischen Häuser, aber er schätzte, dass Mr Rabonsa zur Mittelschicht gehöre, denn ein gewisser Wohlstand war zu erkennen.
Sven berichtete kurz, was geschehen war. Der Inder war überrascht, nickte dann aber. »Gao ist ein anständiger Junge und sehr erfahren in dieser chinesischen Kampfkunst. Er hat meinem Sohn schon einige Tricks gezeigt.« Er lächelte Gao freundlich an.
Das machte Svens Mission nicht leichter. Er bat, einen Augenblick mit Mr Rabonsa unter vier Augen sprechen zu können. Dieser zog ihn in einen kleinen, kargen Nebenraum. »Mr Rabonsa«, begann Sven verlegen. »Sie können sich vorstellen, wie unendlich dankbar meine Familie diesem jungen Mann ist. Wir würden ihn gerne in unsere Familie aufnehmen und ihm einen Weg und eine Erziehung anbieten, die seinen Fähigkeiten und seinem Charakter entspricht. Ich lerne als Kapitän immer wieder solche herausragenden jungen Männer kennen und versuche, sie zu fördern. Einer von ihnen, ein Neger übrigens, ist jetzt nicht nur unser enger Freund, sondern auch Leiter eines Waiseninternats. Ich weiß, dass der Verzicht auf Gao Sie einer guten Arbeitskraft und eines guten Menschen berauben wird. Gao ist einverstanden, mit uns zu gehen. Ich bitte auch Sie um Zustimmung und biete Ihnen einhundert Dollar als Ausgleich für diesen Verlust.«
Mr Rabonsa blickte ihn ernst an. »Sie hätten ihn auch auf Ihr Schiff bringen können, ohne mir etwas zu sagen. Sie handeln also anständig und werden ihn sicher auch gut behandeln. Er hat bei Ihnen viel mehr Chancen als bei mir. Ich bin einverstanden, wenn ich und meine Familie ihn vor der Abreise noch einmal zum Abschied sehen können.«
»Ich danke Ihnen, Mr Rabonsa. Sie werden Gao noch sehen, und ich verspreche, dass ich immer sein Wohl im Auge haben werde.«
Als Sven mit Gao zum Bungalow zurückging, sah er auf der Straße schon zwei bewaffnete indische Polizisten, die dort Streife gingen. Auch seine eigenen Wachen im Garten waren auf ihren Posten.
Die Familie wollte nun Gao erst einmal richtig kennenlernen. Sabrina machte ihn mit ihren Kindern und mit Elizabeth bekannt und erzählte ihm, wie sich alle freuten, dass ein so tapferer junger Mann nun bei ihnen bleiben werde. Er solle ihnen doch einmal erzählen, was er von seiner Familie und seiner Kindheit wisse.
Gao wirkte erst wieder sehr schüchtern, aber als die Kinder ihn freundlich ansahen und ihre Neugier offen zeigten, wurde er sicherer. Er sei vierzehn Jahre alt, in Kowloon geboren. Sein Vater sei Lehrer für Kampfsport gewesen und habe viele junge Leute darin unterrichtet, auch Mädchen.
»Warum denn das?«, fragte Lilian. »Kämpfen Mädchen bei euch?«
Gao erklärte, dass manche Väter es gerne sehen, wenn sich ihre Töchter auch gegen Überfälle verteidigen könnten. Viele Menschen seien so arm gewesen, dass es immer wieder Raubüberfälle gab. Auch seine Mutter und seine Schwester hätten ganz gut Kung-Fu gekonnt. Am besten sei aber sein älterer Bruder gewesen, der im Hafen in einem Schreibbüro arbeitete. Er selbst habe auch die Schule besucht und wollte Schiffszimmermann werden. Aber dann sei die schlimme Krankheit gekommen. Viele Menschen seien gestorben, auch seine Eltern und Geschwister. Er wäre ganz allein gewesen. Ein Matrose, ein Freund seines Vaters, habe ihn mit auf ein Schiff genommen, das immer nach Indien segelte. Er sei dort Jungmatrose gewesen. Es habe ihm gefallen. Zwei Jahre sei er mit dem Schiff gesegelt. Dann habe sich ein neuer Steuermann an die Jungen auf dem Schiff herangemacht und er sei geflohen. Er habe gebettelt, bis ihn Mr Rabonsa aufgenommen habe.
»Du musst uns Kampfsport beibringen«, meldete sich Henry wieder zuerst.
Sabrina ermahnte die Kinder, mit Gao langsam und deutlich zu sprechen. Englisch sei doch neu und fremd für ihn. »Stellt euch vor, ihr müsstet Chinesisch sprechen.«
Das sahen sie ein. Lilian fragte: »Hattest du keine Angst, als du mich von den beiden Männern befreit hast?«
»Nein, ich sehen, dass die beiden keine Kämpfer. Sie haben nur Kraft, aber keine gute Bewegung. Alles steif und ungeschickt. Dann sein es nicht schwer, wenn man Kung-Fu kennt. Und mein Vater immer sagt, muss helfen, wenn Unrecht geschieht.«
»Merkt euch das, aber seid auch immer so vorsichtig wie Gao.
Weitere Kostenlose Bücher