Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
besprechen musste. Der Master konnte inzwischen überprüfen, wie es um Gaos maritime Kenntnisse bestellt war, und dieser konnte sich den Offizieren vorstellen.
Karl Bauer und Sven setzten sich in der Kajüte des Kommodore zusammen. Alle Fenster waren geöffnet und die See kühlte genug, um das Klima angenehm zu halten. Nach einigen privaten Sätzen kamen sie zu dem Schluss, dass nun nach fast zwei Wochen vom Handel aus alles erledigt war, was sie hier vorgehabt hatten. »Auch auf dem Schiff ist alles getan, was getan werden konnte. Die Mannschaft sehnt sich nach neuen Erlebnissen«, sagte Karl.
»Es bleibt noch das Problem mit den Sepoys, das wir nach allen Auskünften besser hier als in Madras regeln sollten«, wandte Sven ein.
»Aber, Sven, wir haben doch Mannschaften, die uns als Seesoldaten dienen. Etwas anderes sind doch die Sepoys auch nicht«, entgegnete Karl.
»Ja und nein, Karl. Dass die indischen Sepoys billiger sind, weißt du selbst. Du weißt aber noch nicht, dass ich gebeten worden bin, die Lagerhalle, die wir hier anmieten, auch bewachen zu lassen. Dafür bräuchten wir maximal vier Schichten zu je vier Mann und einen Befehlshaber. Wenn wir die anheuern, können wir die gleiche Zahl auch gleich nach Amerika mitnehmen. Dann haben wir schon Personal für die nächste Fahrt und können uns damit vertraut machen. Und wir haben auf der Hinreise doch auch Ausfälle gehabt. Darum würde ich die Frage lieber jetzt noch anpacken.«
»Hast du Angebote, Sven?«
Sven erklärte, dass der Konsul und zwei Händler ihm eine Gruppe von Dörfern in vier Fahrstunden Entfernung empfohlen hätten. Dort sollten einige Jamadars, das waren die Ausbilder und Befehlshaber der Sepoys, leben, die sehr anerkannt waren. »Dort könnten wir dann auch Einheiten für die beiden Schiffe, die in einem Jahr hierhersegeln, ausbilden lassen.«
»Aber die beiden Schiffe brauchen doch auch für die Hinreise schon Seesoldaten, Sven.«
»Natürlich, aber eine halbe Gruppe bringen wir ja schon mit, und man könnte auf der Hinfahrt vielleicht mit der Zahl noch etwas sparen, Karl.«
Karl sah Sven fast erschrocken an. »Bist du schon wie einer dieser geizigen Händler geworden? Wir machen doch guten Gewinn auf dieser Reise, und unsere Männer setzen für uns ihr Leben ein.«
»Karl, es geht nicht um den kleinen Gewinn, den wir mit den Sepoys machen können. Es geht mir darum, dass unsere Reederei auch mit Indern ein Personal aufbauen muss, an Land und zur See. Bis jetzt kennen wir die Inder in ihren Fähigkeiten und ihrer Mentalität viel zu wenig. Vielleicht entscheiden wir uns nach der Erprobung, keine Sepoys mehr anzuwerben. Aber ich meine, wir sollten mit der Erprobung anfangen und nicht eines Tages vor der Notwendigkeit stehen, viele auf einmal anheuern zu müssen.«
Karl nickte. »Das leuchtet mir ein. Willst du noch für andere Aufgaben Inder einstellen?«
»Ja, einige Stewards und einen Koch. Und ich muss einen Zahlmeistergehilfen hierlassen, der im Büro des Händlers wirkt, der für uns die Waren einkauft. Ich dachte an Mr Nasun, den du auch beim Verkauf kennengelernt hast.«
»Er machte auf mich einen zuverlässigen und kenntnisreichen Eindruck.«
Sven nickte. »Er wurde mir auch mehrfach empfohlen. Ich werde dann morgen zu den Jamadars der Sepoys reisen. In drei Tagen sollten wir nach Madras segeln. Wäre dir das recht?«
Sven nahm zur Fahrt Sam, Walter und Ben mit. Der Kutschenvermieter hatte von sich aus zwei Reiter delegiert. »Zum Schutz vor Wegelagerern«, wie er sagte. Da Sven die Reise keinem Fremden angekündigt hatte, schien ihm die Begleitung ausreichend. Sabrina würde den Tag mit den Kindern bei der Frau des Konsuls verbringen.
Die Fahrt war kein Vergnügen. Anfangs hatten sie sich noch auf Tierherden hingewiesen, aber dann machte die Hitze sie apathisch. Die Fenster mussten sie geschlossen halten, da der Staub, den die Pferde auf der trockenen Straße aufwühlten, sonst in Schwaden eindrang. Sie dösten mehr oder weniger vor sich hin.
Einmal wurde die Fahrt an einer Raststelle unterbrochen, die am Rand eines kleinen Dorfes lag. Die Toiletten waren unvorstellbar primitiv, aber als sie die Hütten der Inder sahen, mussten sie erkennen, dass sie im Hinterland nichts anderes erwarten konnten.
»Wie die Menschen das aushalten«, bemerkte Walter.
»Aber sie kennen es doch nicht anders«, entgegnete Sam.
»Aber einige kommen doch mit reichen Städtern oder Europäern in Verbindung und sehen andere
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