Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
für sie reine Routine sein.«
Der Hauptmann hatte einen Gegenvorschlag. Die Wachleute sollten mit an Bord der neuen Schiffe gehen. Sie hätten sich dann schon an die Sprache und die Erfordernisse der Reederei besser gewöhnt, als man ihnen das bei der Ausbildung vermitteln könne.
Sven war einverstanden und hatte auch nichts gegen die Höhe des Soldes und die Modalitäten der Auszahlung einzuwenden. Auch dass er für Uniform und Bewaffnung sorgen müsse, schien ihm selbstverständlich. Mit seinem Wunsch, dass er die Sepoys am dritten Tag von jetzt an gerechnet morgens zum Auslaufen auf dem Schiff haben wolle, löste er aber die Proteste des Hauptmanns aus.
»Wie sollen wir das schaffen, Herr Kommodore? Das sind zwei Tagesmärsche, und einen Tag zum Abschied von den Familien muss man den Sepoys zubilligen.«
»Es gibt doch Pferdewagen, die es wie wir in einem halben Tag schaffen, Herr Hauptmann.«
Der Hauptmann erklärte ihm, dass seine Ausbildungseinheit zwei kleinere Pferdewagen für ihren Bedarf habe. »Hier gibt es keine großen Pferdewagen, weil die Straßen viel zu schlecht dafür sind. Ich müsste vier weitere Pferdewagen anmieten. Bei der Eile werden die Bauern horrende Preise von mir fordern und ich habe wegen der Terminnot kaum Verhandlungsspielraum.«
Sven erkundigte sich, wie hoch denn die Mietpreise für die Wagen mit Pferden und Fahrer seien.
Der Hauptmann nannte einen Preis, der Sven für amerikanische Verhältnisse sehr gering erschien. Sven erklärte sich bereit, für die Transportgebühren einen Betrag zu zahlen, der, wie er schnell errechnet hatte, bei achtzig Prozent des genannten Preises lag.
Der Hauptmann lächelte etwas gequält: »Mit Ihnen möchte ich nicht ständig verhandeln müssen, Herr Kommodore, aber ich bin einverstanden. Übermorgen Abend werden die Sepoys in Pondichery eintreffen. Bitte bedenken Sie, dass die Sepoys gerechten Kommandeuren überallhin folgen. Wenn sie schlecht behandelt werden, erzählen sie es in ihren Dörfern und ich habe Probleme mit den Dorfältesten. Für eine holländische Reederei kann ich keine Sepoys mehr vermitteln, da die Dorfältesten mir dann keine Rekruten mehr stellen. Lassen Sie mich ausdrücklich betonen, dass ich das bei Ihnen nicht erwarte und auf eine lange und gute Geschäftsbeziehung hoffe, auch wenn Sie es mir selbst nicht so einfach machten, wie ich es gern habe.«
Sven erzählte Sabrina lächelnd von dieser Feststellung des Hauptmanns, als er abends mit ihr wieder im Hotel saß.
»Ich habe es ja schon seit Längerem bemerkt, dass du dich zum gerissenen Kaufmann entwickelst. Aber wenn das der Preis dafür ist, dass du dann bei mir und den Kindern an Land bleibst, dann zahle ich ihn gern.« Und dann ließ sie ihn noch davon erzählen, wie er die Sepoys als Schiffsgefährten einschätze und mit welcher Akzeptanz er durch die Seeleute rechne.
Sven erwartete eigentlich keine Vorurteile gegen Inder bei der Mannschaft, aber er kündigte an, dass er morgen noch mit den Maaten reden und sie über einige Besonderheiten im Lebensstil der Sepoys informieren wolle. »Sam wird sich um den Jamadar kümmern und Walter wird den Trupp der Sepoys in den ersten vier Dienstwochen begleiten. So sollten sie sich gut einfügen. Übrigens hat mir der Master mitgeteilt, dass sich Gao recht gut im Schiffsdienst auskennt. Wir können ihn als Leichtmatrose einsetzen.«
Sabrina ergänzte: »Und Gaos Englischkenntnisse verbessern sich erstaunlich schnell. Im Umgang ist er sehr sympathisch und versteht sich gut mit den Kindern und Elizabeth.«
»Na gut, Liebling. Morgen packen wir, und übermorgen ziehen wir wieder aufs Schiff um.«
Am Morgen des dritten Tages setzte die Spirit of Philadelphia Segel und verließ Pondichery. Zum Erstaunen der Zuschauer stand die Lagerhallenwache der Sepoys am Kai und präsentierte die Gewehre.
»Gut sehen sie aus«, bestätigte Kapitän Bauer.
»So eine Truppe könnten wir doch auch für das Lager unserer Reederei in Philadelphia anmieten«, meinte Sven. »Sie sind sehr preiswert.«
Aber Sabrina, die bei ihnen stand, protestierte. »Dann nimmst du Amerikanern die Arbeitsplätze weg, Sven. Und deren böse Kommentare in der Stadt würden dir mehr schaden, als du an Geld sparst.«
»Da hat Sabrina wahrscheinlich recht, Sven. Man kann Ausländerfeindlichkeit auch wecken.«
Sven überlegte und nickte. »Danke, dass ihr mich davor bewahrt, nur noch in den Kategorien von Gewinn und Verlust zu denken.«
Der Jamadar stand neben
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