Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
Blättern ab und stopften sie sich ins Maul. Hirsche rannten vor den trampelnden Dickhäutern mit hohen Sprüngen davon. Und Einar entdeckte in einem der Bäume eine große Schlange. Die Führer beruhigten sie, dass die Schlange nicht giftig sei. Sie umschlinge und erdrücke ihre Beute. Aber an Elefanten traue sie sich nicht heran.
Und schließlich entdeckten sie am Rande einer kleinen Lichtung Bengalische Tiger. Es war wohl eine Familie mit Vater, Mutter und zwei Jungen, die sich dort ausruhte. Die Elefanten hielten an. Die Menschen sprachen unwillkürlich leiser. Die Raubkatzen schien es nicht zu stören. Die großen Tiger lagen da und dösten. Die kleinen standen immer wieder auf, betatschten ihre Eltern oder balgten miteinander. Ihr gestreiftes Fell glänzte in der Sonne. Es waren hübsche und geschmeidige Tiere wie die Katzen, nur sehr viel größer.
Henrys Stimme war bald wieder zu hören. »Mit denen würde ich aber nicht spielen wollen wie mit Katzen. Guck dir nur die Tatzen an!«
Sabrina mahnte ihn, leiser zu sein, aber die Tiger ließen sich nicht stören. Sie hatten sich wohl an gelegentliche Besucher gewöhnt. Der Führer vom Elefanten des Konsuls packte ein Paket aus. In dem Papier steckte rohes Fleisch. Er holte mit beiden Armen aus und warf es in die Nähe der Tiger. Die großen Tiger sprangen auf. Dann hatten sie die Witterung zum Fleisch aufgenommen und liefen darauf zu. Aber als der weibliche Tiger, er war jedenfalls etwas kleiner als der andere, zuerst zubeißen wollte, knurrte der andere und stieß ihn mit der Tatze zur Seite. Auch die kleinen Tiger, die angelaufen kamen, wehrte er brummend ab. Dann riss er sich ein Stück Fleisch heraus und nun erst durften die Mutter und dann die kleinen Tiger an das Fleisch.
Lilian schaute wie die anderen interessiert zu, dachte sich dabei aber, dass Menschen wohl doch die besseren Wesen seien. Ihre Mutter tat erst den Kindern auf und dann sich selbst. Und wenn ein Schokoladenteller auf dem Tisch stand, nahm Vati sich nicht zuerst und scheuchte die anderen weg. Nun ja, es sah schon possierlich aus, wie die großen Katzen sich die Lippen leckten und den Schurrbart strichen.
Dann trotteten die Elefanten weiter. Sie sahen kleine, marderähnliche Tiere, sie erblickten eine Büffelart, aber die Herde stob davon. Sie kamen auch in die Nähe von zwei Arbeitselefanten, und die grauen Kolosse trompeteten sich Grüße zu. Affen spielten in den Bäumen neben ihnen, sodass sich die Kinder furchtsam duckten, aber Tiger sahen sie nicht mehr.
Als sie eine kleine Rast einlegten und die Elefanten sie schaukelnd dem Erdboden zurückgegeben hatten, erklärten die Führer, dass sich die Wildtiere vor Menschen auch lieber versteckten, als sich ihnen zu präsentieren. Das wussten die Kinder auch von den heimischen Wildtieren, aber sie sagten nichts. Eltern und Kinder erfrischten sich mit Getränken und entleerten sich nacheinander auch hinter einem Busch, nachdem die Führer den Boden abgeklopft hatten. Lilian pflückte mit der Tochter des Konsuls noch ein paar Wildblumen, und dann ging es wieder heim.
Es war ein wunderbarer Ausflug und Einar erzählte am nächsten Morgen seiner Mutter, er habe in der Nacht geträumt, er sei auf einem Elefanten geritten und habe Tiger gejagt.
Doch Sabrina würdigte die Erzählung nicht gebührend. Sie war in Gedanken schon bei den Stoffballen, die sie mit Sven bei den indischen Händlern besichtigen wollte. Und in der Tat, während sich Sven inmitten der vielen verschiedenen Muster und Seidenstoffe recht verloren vorkam, hatte Sabrina nach wenigen Augenblicken den Seidenballen gefunden, aus dem ihr Kleid für den nächsten Ball geschneidert werden sollte.
»Diese Art darfst du aber nicht in Philadelphia und Umgebung anbieten, Sven, und nicht näher dran als New York oder Richmond. Ich möchte nicht auf einmal einer Dame mit dem gleichen Stoff gegenüberstehen.«
»Du würdest doch auf jeden Fall hübscher aussehen«, sagte Sven lächelnd. »Aber versprochen! Nun hilf mir bei der Auswahl.«
Und dann musste er um die Preise handeln, was ihm nicht so sehr lag. Aber er wusste nach Erkundigungen beim Konsul, welche Preise günstig oder überzogen waren, und bei Fragen der Qualität war Sabrinas Rat so wertvoll wie dabei, welchen Anklang welche Muster finden würden.
Schließlich war alles verabredet. Sabrina und Sven fuhren zum Hotel und aßen mit den Kindern zu Mittag. Und dann nahm Sven Gao mit zum Schiff, wo er mit Kapitän Bauer einiges
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