Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
Wohnmöglichkeiten.«
»Aber wenn du dann wieder hier mit allen anderen lebst und kein Geld hast, was willst du dann ändern?«
Am Ziel ihrer Fahrt sah es anders aus. Die Landschaft war nicht so trocken. Im kleinen Tal spendete ein Fluss Wasser. Das Grün auf den Feldern und ein nahe gelegener Wald schufen gleich einen anderen Hintergrund.
Der Kutscher hielt vor einem aus Steinen erbauten und von Wohlhabenheit zeugenden Haus. Ein Mann, der in dem gepflegten Garten arbeitete, lief zur Haustür und rief etwas. Dann kam er zur Kutsche, öffnete die Tür und sagte: »Namaskar, Sahib.«
»Was heißt das?«, fragte Sven den Kutscher.
»Herzlich willkommen, gnädiger Herr«, übersetzte dieser.
Während Sven mit seinen Begleitern ausstieg, trat ein Mann in uniformähnlicher Kleidung aus dem Haus. Er war etwa fünfzig Jahre alt, groß und kräftig. Er trat mit ausgestreckter Hand auf Sven zu.
»Ich bin Hauptmann Narin und Sie sind sicher Kommodore Larsson. Herzlich willkommen in Sandhaskar! Ich habe Ihre Nachricht erhalten«, sagte er in einem Englisch, dem man anmerkte, dass er es nicht oft sprach. »Bitte kommen Sie doch herein, damit Sie sich etwas erfrischen!«
Sven schüttelte seine Hand herzlich und stellte ihm seine Begleiter als langjährige Schiffsgefährten vor. Alle trugen auch ihre maritime Ausgehuniform. Sven bedankte sich für die freundliche Aufnahme und folgte dem Hauptmann in das Haus.
Die Wohnung war eine Mischung aus indischem und europäischem Stil. Aber in dem Arbeitszimmer, in das der Hauptmann sie führte, standen Sessel, Schränke und Schreibtische, wie es Sven und seine Gefährten gewohnt waren.
Sie nahmen Platz. Die Frau des Hauptmanns erschien mit einem Diener, der die Getränke trug. Sie war eine Angloinderin und trug ein europäisches Kleid. »Sie sehen, meine Frau ist die Tochter eines indischen Kaufmanns und einer Engländerin. Wir lernten uns in Madras kennen und sind später in die Heimat meines Vaters gezogen, weil meine Schwiegermutter es hier so schön fand. Ich bin hier geboren.«
Sie plauderten ein wenig über die Landschaft und die Unterschiede zu den Trockensteppen, die die Gäste auf der Herfahrt gesehen hatten. Dann kam der Hauptmann aber zielstrebig auf den Zweck ihres Besuches zurück.
»Sie haben wenig Zeit, Herr Kommodore, und sollen noch die Soldaten sehen, darum will ich kurz über meine Laufbahn berichten. Als die Briten die ersten indischen Regimenter aufstellten, sollte ich eigentlich Kaufmann werden und nach meiner Schulzeit in einem Büro lernen. Aber mich interessierte diese Tätigkeit überhaupt nicht. Ich habe mich immer nur für Soldaten interessiert. So habe ich mich ohne Zustimmung meines Vaters zu den Briten gemeldet und bin als Rekrut in den Norden Indiens gekommen. Mein Vater hat zwei Jahre auf keinen meiner Briefe geantwortet. Die Briten haben mich ausgebildet, und da ich willig war und eine gute Schulbildung hatte, wurde ich nach zwei Jahren Sergeant und habe selbst Rekruten ausgebildet. Mein Vater hat sich dann wieder mit mir versöhnt, weil er merkte, dass ich diese Arbeit liebte. Um diese Zeit wollten mehrere indische Fürsten ihre Armeen nach europäischem Muster modernisieren und erbaten von den Briten Ausbilder. Es war für mich eine große Ehre, dass ich für einen indischen Fürsten im Norden des Landes ausgewählt wurde. Ich wurde als Hauptmann in dieser Armee eingestuft und habe dort drei Jahre gelebt und an zwei Feldzügen gegen fremde Armeen teilgenommen. Aber dann verpflichtete der Fürst ausländische Abenteurer, die eigene Truppen führten und auch über unsere Einheit das Kommando übernahmen. Sie sollten im Land ausstehende Steuern eintreiben. Das haben sie mit einer Grausamkeit und Brutalität getan, die ich nicht mehr ertragen konnte. Die Dörfer armer indischer Bauern wurden niedergebrannt, die Frauen vergewaltigt, viele Männer erschossen, weil sie ihre Steuern nicht zahlen konnten. Die Hälfte der eingetriebenen Güter behielten diese Abenteurer für sich. Mit dieser Schuld wollte ich nicht leben. Ich nahm meinen Abschied und zog zurück in meine Heimat, wo ich meine Frau kennenlernte. Ich habe dann doch im Büro meines Schwiegervaters als Kaufmann gearbeitet, bis ich dann durch Zufall auf den Bedarf der Bombay-Marine an Sepoys aufmerksam wurde. Sepoys sind das, was in der britischen Marine Seesoldaten sind.«
Sven warf ein, dass die amerikanischen Staaten viel von den Briten übernommen hätten, auch die Aufteilung der
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