Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
Besatzungen in Matrosen und Seesoldaten. »Aber, Sir, wie kam man gerade hier in einer vom Meer recht abgeschnittenen Provinz auf die Idee, Seesoldaten auszubilden?«
Der Hauptmann lächelte. »Der britische Provinzgouverneur war vorher Kapitän in der Bombay-Marine gewesen, der Kriegsflotte der britischen Ostindienkompanie. Mein Vater war mit ihm gut bekannt und hat ihm von den Sorgen der jungen Männer hier erzählt, die nicht genug Arbeitsstellen fanden und in irgendwelche fremden Städte auswanderten. Da hat der Gouverneur kombiniert und vorgeschlagen, ich solle doch Seesoldaten für Schiffe ausbilden, die in der Bombay-Marine gebraucht würden. So fand ich eine neue Aufgabe. Die jungen Männer dienen meist etwa zehn Jahre mit aus der Heimat vertrauten Kameraden und machen dann mit ihren Ersparnissen kleine Werkstätten, Läden oder Bauernhöfe auf. Wir haben die Besatzungen vieler Schiffe der Bombay-Marine mit anerkanntem Erfolg versorgt. Und der Zufluss an Soldeinnahmen, die die Sepoys an Angehörige überwiesen, hat der Provinz gutgetan.«
Sven fuhr dann mit seinen Gefährten und dem Hauptmann zu dem Ausbildungslager. Vier große hölzerne Baracken umsäumten eine viereckige Fläche, die als Exerzierfeld diente. »Wir haben zurzeit vierzig ausgebildete Sepoys in Einsatzbereitschaft und dreißig Rekruten in Ausbildung, die sechs Monate dauert und von Jamadars geleitet wird. Das ist der höchste Unteroffiziersgrad. Sie würden vielleicht Oberfeldwebel sagen. Dort kommt einer.«
Ein Inder in kurzen Khakihosen und Khakihemd mit Epauletten näherte sich ihnen und erstattete dem Hauptmann Meldung. Der Jamadar wurde ihnen als Mr Rambaij vorgestellt und sprach recht gut Englisch.
Dann bat der Hauptmann den Jamadar, den Zug Sepoys bei Marsch- und Gewehrübungen vorzuführen. Kurz darauf marschierten dreißig Sepoys in perfektem Gleichschritt mit geschultertem Gewehr an ihnen vorüber, schwenkten links und rechts, hielten an, wendeten und führten alle Gewehrgriffe in absoluter Perfektion vor.
»So eine gut geschulte Truppe habe ich noch nie gesehen«, flüsterte Sven zu Sam und der nickte bestätigend.
Dann setzten die Soldaten ihre Bajonette auf die Musketen und zeigten die Stellungen im Bajonettkampf. Auch hier überzeugten sie.
»Meine Herren! Wir sollten jetzt die Truppe etwas näher inspizieren, damit Sie sie befragen und sechs bis acht Leute auswählen, die Ihnen beispielhaft die Zielfertigkeit der Truppe demonstrierten können.«
Die Sepoys waren durchweg Männer von zwanzig bis fünfundzwanzig Jahren, kräftig und durchtrainiert. Sie sahen Sven ruhig entgegen und antworteten auf seine Fragen in befriedigendem Englisch. Einige hatten schon als Seesoldaten gedient, anderen waren erst kürzlich mit ihrer Ausbildung fertig geworden.
Sam wählte sechs Sepoys für die Schießübung aus. Sie formierten sich in drei Zweierreihen und marschierten hinter eine der Baracken, wo der Schießplatz lag. Sie demonstrierten das Laden der Waffen schnell und geübt. Dann nahmen sie nacheinander zwanzig Meter vor der Zielscheibe Aufstellung und feuerten jeder drei Schüsse ab. Das Nachladen erfolgte routiniert und sicher. Die Einschüsse lagen nicht weiter als drei Ringe vom Mittelpunkt der Scheibe entfernt.
Sven wandte sich dem Hauptmann zu. »Herr Hauptmann, ich bin Seemann und kein Infanterist. Aber ich habe mit vielen Armeeeinheiten bei Landungen zusammengearbeitet. Ich habe eine so gut ausgebildete Truppe noch nie gesehen. Wenn sie auch im Kampf so ruhig und doch schnell reagieren, sind sie hervorragend.«
»Herr Kommodore, ich danke Ihnen für Ihr Urteil. Die Sepoys haben sich bisher bei allen Einsätzen bewährt. Niemand, der Sepoys kannte, hat später auf sie verzichten wollen.«
Sven verabschiedete sich von den Sepoys und dem Jamadar und ging mit dem Hauptmann in einen Büroraum der Baracke. Dort wollten sie über die Bedingungen zur Anheuerung der Sepoys verhandeln.
Sven wollte zwanzig Sepoys und einen Truppführer zur Bewachung der Lagerhalle einstellen und zwölf Sepoys und einen Jamadar auf seinem Schiff mit nach Amerika nehmen. »Sie werden dann wenige Wochen danach mit einem anderen Ostindiensegler unserer Reederei zurückfahren und in einem Jahr wieder hier sein. Dabei können die Sepoys und der Jamadar die Routine auf unseren Schiffen kennenlernen und dann mit ihren Kenntnissen die Truppe von vierzig Sepoys, die wir dann brauchen, bereichern. Die Bewachung der Lagerhallen in Pondichery dürfte dagegen
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