Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
Schlaf.«
Am nächsten Morgen hielt es weder Svens Ehefrau noch das Gesinde lange in den Betten. Auch die Kinder merkten die Unruhe. Lilian, die sechsjährige Tochter, und Einar, der fünfjährige Sohn, zogen sich selber an, aber Henry, der Jüngste mit seinen drei Jahren, rief nach Henrietta, damit sie ihm helfe. Und auch in der Küche blieben sie nicht lange beim Frühstück sitzen.
Sie gingen in den Garten und schauten zur Gartentür. Henrietta schimpfte und holte sie zurück. »Zieht euch gefälligst etwas über, sonst erkältet ihr euch. Und du, Lilian, achtest auf deinen kleinen Bruder. Er soll sich nicht noch schmutzig machen!«
An den Kindern prallten die Worte ab. Sie riefen Ricky und forderten ihn auf, zu horchen und zu schnuppern. »Dein Bruder Rocky kommt mit Herrchen! Horch!«
Ricky hatte wenig Lust, sich von den Kindern einspannen zu lassen, denn hinter dem Haus werkelte Martha in der Küche und dann fiel oft ein Leckerbissen für ihn ab. Aber die Kinder riefen ihn immer wieder, bis es auch Jack, der den Weg fegte, zu viel wurde. »Lasst Ricky in Ruhe und geht ins Haus! Wenn jemand kommt, rufe ich euch schon. Aber ihr werdet auch den Rocky vor Freude bellen hören, wenn er seinen Bruder erkennt.«
Sabrina hatte verschiedene Kleider ausprobiert und sich für eines entschieden, das Sven noch nicht kannte. Sie wusste, dass er nicht als Erster kam, sondern seine engsten Gefährten schickte, da er noch zur Hafenkommandantur und manchmal auch zum Prisenamt musste. Oft lief sie zum Fenster und schaute hinaus, ob die Defence in der Eisrinne vorbeisegelte. Aber entweder war sie schon vorbei oder sie würde später kommen.
Gerade wurde Sabrina von den Kindern bestürmt, da rief Henrietta: »Gnädige Frau, die Defence segelt heran! Sie hat eine ganze Reihe von Prisen bei sich!«
Sabrina hob den kleinen Henry auf den Arm, rief den beiden anderen zu: »Papas Schiff!«, und rannte zum Fernster. Ob kalt oder nicht, Sabrina riss das Fenster auf und beugte sich hinaus. Da! Das war die Defence . Lilian rief: »Da!«, und zeigte mit der Hand. Ihre Brüder schauten in die Richtung und fragten: »Welches?«
»Das vordere mit den drei Masten!«
Der kleine Henry wäre fast aus Sabrinas Armen gesprungen, so aufgeregt gebärdete er sich. Er lief laut im Takt: »Daddy, Daddy, Daddy!«, und fuchtelte mit den Armen.
»Henrietta, nimm ihn!«, rief seine Mutter. »Ich kann ja gar nicht nach meinem Mann schauen.«
Henrietta hob Henry auf ihre Arme, und Sabrina nahm ihr Teleskop von der Kommode und spähte nach dem Achterschiff. Dort war ihr Mann. Er ging an die Reling. Er sah gesund und unverletzt aus. Gott sei Dank! Jetzt spähte er durch sein Fernglas. Und nun winkte er. Sabrina ließ ihr Teleskop sinken und winkte zurück. Es war ein wunderbares Gefühl.
Als die Defence vorübergesegelt war, warf sie noch einen Blick auf die Prisen. Ihr Sven war wieder erfolgreich gewesen. Nun konnten sie die Ausgaben für das neue Haus noch leichter verkraften. Das war angenehm, aber nicht wirklich wichtig. Die gesunde Heimkehr ihres Mannes, das zählte wirklich.
Sabrina ging hinunter in die Küche. »In einer Stunde werden seine Männer kommen. In zwei bis drei Stunden kommt mein Mann, und er sieht unversehrt aus.«
»Dem Himmel sei Dank!«, antwortete Martha und faltete die Hände. Sabrina umarmte sie. Wo nun ihr Vater und die Stiefmutter im fernen Kanada lebten, war die treue Martha ihre wichtigste Stütze im Alltag.
Jack fegte die Wege von Schneeresten frei und zog hier und da Unkraut aus den Kieswegen. Auch er freute sich auf den Kapitän und seine Gefährten. Dem Kapitän hatte er es zu verdanken, dass seine Fußverletzung so gut versorgt worden war, dass kaum noch jemand sein leichtes Humpeln merkte. Und Sam und die anderen Bordgefährten waren gute Kumpels, mit denen man ein Glas leeren und Karten spielen konnte.
Jetzt wurde Ricky unruhig. Jack ging zur Gartentür und blickte in Richtung auf den Fluss. Er sah noch niemanden. Er wandte sich um und wollte zurück an die Arbeit. Aber da bellte am Strand ein Hund. Das hörte sich an wie Rocky. Auch Ricky hatte seinen Bruder erkannt, sprang an der Gartentür hoch und bellte. Jack lief zum Haus, riss die Tür auf und rief: »Die Männer kommen mit Rocky!«
Als Jack zurück an das Gartentor lief, sah er zwei Männer und einen Jungen, die mit Seesäcken beladen waren, und Rocky. Aber Sam und Walter Jungmann waren nicht dabei. Ob beide den Kapitän nicht ungeleitet lassen wollten?
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