Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
Informationen einholen mussten, davon will ich gar nicht reden. Und zwei volle Tage hat uns die Aufnahme der Kinder in der Stiftung beschäftigt. Die Vorbereitungen der jetzigen Feier habe ich noch gar nicht erwähnt.«
»Du könntest noch eine ganze Weile vieles aufzählen«, unterbrach ihn Sabrina. »Aber ich sehe vorn schon die Häuser der Stiftung auftauchen. Und schau doch nur auf die vielen Menschen, die noch in den Saal wollen.«
Vor dem Verwaltungsgebäude wartete schon Joshua auf sie. Als der Schlitten anhielt, half er ihnen auf den Boden. »Vorsichtig! Nicht ausrutschen!«, mahnte er. »Wir streuen schon seit zwei Stunden Sand. Wenn die Feier nur erst vorbei wäre.«
Sven lachte. »Da sind wir uns ja wieder einmal alle einig. Aber nun kommt! Es hilft ja nichts. Ist Adeline schon im Saal?«
»Ja«, bestätigte Joshua. »Sie hat Mrs Redbrook begleitet, die andere Namensgeberin der Stiftung.«
»Siehst du, Sven, so haben die vergangenen arbeitsvollen Tage doch noch einen angenehmen Aspekt: Ich kann meine Freundin Elisabeth wiedersehen.«
Der Saal der Stiftung war bis zum letzten Platz gefüllt. An den Wänden standen die Kinder in ihren kleidsamen Schuluniformen. Die Stuhlreihen waren mit den Freunden der Larssons und mit wichtigen Bürgern der Stadt besetzt. Sie erhoben sich und klatschten, als Sabrina und Sven mit dem Bürgermeister eintraten.
Sven geleitete Sabrina und den Bürgermeister zu Elisabeth Redbrook und ging dann zum Rednerpult. Sabrina blickte sich unauffällig im Saal um und ließ Svens Begrüßungsworte an sich vorüberrauschen. Aber dann wurde sie aufmerksam.
»Der Krieg um unsere Freiheit ist fast beendet. Dieses Jahr wird für unseren jungen Staat den Frieden bringen«, hatte Sven eben gesagt. Aber nun fügte er an: »Doch der Kampf für einen freien Staat wird erst beginnen. Wir benutzen sehr oft das Wort ›Freiheit‹, aber selten die Wörter ›Verantwortungsbewusstsein‹ und ›Pflichtgefühl‹.«
Und dann erklärte Sven, dass ein freier Mensch die Verantwortung für die Gemeinschaft als Teil seiner Pflicht anerkennen müsse. Freiheit heiße nicht, dass man tun und lassen könne, was man wolle, sondern es bedeute, dass man so handeln müsse, dass es dem Bestand und der Fortentwicklung der Gesellschaft am besten diene.
»Unsere Gesellschaft kennt keine jahrhundertealten Adelsherrschaften und Kirchengüter wie die alten europäischen Staaten. Kirche und Adel haben dort im Lauf der Zeit alle möglichen wohltätigen Einrichtungen geschaffen, Altersheime, Hospize, Waisenhäuser usw. Unser junger Staat hat diese Tradition nicht. Wir müssen sie erst schaffen. Jeder von uns, dem sein Leben Reichtümer gewährt, sollte die Verpflichtung fühlen, etwas für unsere Gesellschaft zu stiften. Dieses Heim soll jungen Menschen, denen der Krieg den Vater geraubt hat und die ohne ihn nur geringe Chancen im Leben haben, Chancen auf ein Leben in Freiheit und Wohlstand geben. Möge die ›Elisabeth-Redbrook- und Sabrina-Larsson-Stiftung‹ Vorbild für viele ähnliche Institutionen werden.«
Die Zuhörer applaudierten lebhaft. Der Bürgermeister reichte Sven die Hand und ging ans Pult, um seine Rede zu halten. Wieder brandete der Beifall auf, und dann waren Sabrina und Sven ständig im Mittelpunkt vieler Gesprächskreise, bis sich der Saal allmählich leerte. Adeline hatte die Kinder in ihre Wohnhäuser geleitet und Joshua trat zu den Larssons.
»Die nächsten acht Tage lasse ich keinen Besucher auf das Gelände. Jetzt wollen wir erst einmal ein wenig die Kinder kennenlernen, denen wir helfen sollen. Und die Kinder müssen erfahren, was wir von ihnen erwarten.«
Sabrina umfasste ihn. »Ihr werdet es schon schaffen, Joshua. Und wir erwarten morgen Herrn von Neuenburg, der mit uns über seine Aufgaben in Einars Tal sprechen will.«
»Und übermorgen stellen sich uns drei Maate mit Ostindienerfahrung vor«, ergänzte Sven.
Joshua lachte: »Und da denkt man immer, die Herrschaften hätten weniger zu arbeiten als das Personal.« Sie schmunzelten alle und verabschiedeten sich.
Herr von Neuenburg brachte einen hessischen Sergeanten mit, der ihn als erfahrener Landwirt in Einars Tal begleiten sollte. Sven hatte bereits Karten und Papiere herausgesucht und ging sogleich mit beiden Besuchern in Details.
Alle waren sich einig, dass Herr von Neuenburg vorläufig die alten Gebäude nutzen könne. »Die Bearbeitung des Bodens hat Vorrang. Von meiner Frau habe ich erfahren, dass die Witwe des früheren
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