Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
schaute des Kapitäns Tochter aus dem Seitenfenster. Das wollte Mr Petrus sicher gleich erfahren.
Victor stürmte in Joshuas Büro: »Mr Petrus, der Kapitän kommt mit zwei Kutschen, und für Ihre Frau soll ich das blaue Buch holen.«
Joshua sah auf und schaute ernst. »Deswegen kannst du ruhig anklopfen, Viktor. Dort liegt das Buch. Lauf zurück in deine Klasse und sag auch meiner Frau, dass der Kapitän zu Besuch kommt.«
Wie ein Matrose legte Viktor einen Fingerknöchel an die Stirn, rief: »Aye, aye, Sir!«, und lief hinaus. Joshua schaute ihm lächelnd nach. Dann stand er auf, um die Larssons zu begrüßen.
Frau Larsson besuchte mit Lilian den Unterricht der jüngeren Mädchenklasse. Sven ging mit seinen beiden Söhnen zu Adeline in die ältere Jungenklasse. Sabrina schmunzelte, als Lilian sich bald wie selbstverständlich am Unterricht beteiligte, sich meldete und Buchstaben an die Tafel malte. Einar und Henry konnten dem Geschehen in der älteren Jungenklasse noch nicht folgen. Daher wechselte Sven mit ihnen in die jüngere Jungenklasse.
Hier hatte der Lehrer noch viele Disziplinschwierigkeiten. Die Jungen konnten nicht stillsitzen, zappelten herum und riefen immer wieder dazwischen, wenn sie etwas wussten. Einar Larsson verhielt sich musterhaft. Er meldete sich und war stolz, wenn er einen Buchstaben an die Tafel malen konnte. Henry langweilte sich sehr. Aber er saß wenigstens ruhig auf dem Schoß seines Vaters.
Als draußen die Glocke läutete, freuten sich alle auf das Ende des Unterrichts und auf das Essen. Die Larssons gingen zum Speisesaal und tauschten ihre Erfahrungen aus. Die Kinder aßen bei den Klassen, die ihrem Alter entsprachen. Sabrina und Sven setzten sich zu Joshua und den Lehrern.
Das Essen war wirklich köstlich, wie Joshua es angekündigt hatte.
»So gut und nahrhaft haben die Kinder noch nie im Leben gegessen wie hier in der Stiftung«, hob auch Adeline hervor. »Das Essen, die gute Unterbringung und die saubere Kleidung beeindrucken sie immer noch so, dass sie sich mit Aufsässigkeit und Frechheit noch sehr zurückgehalten haben. Aber das wird uns noch bevorstehen. Sie haben doch vorher zum Teil auf der Straße gelebt, sich ihr Essen gestohlen und es im Kampf gegen andere verteidigen müssen.«
Sven erkundigte sich bei den Lehrern, ob es Schwierigkeiten gebe, da einige Kinder ihre Mütter in der Stiftung hätten, die meisten aber nicht.
Joshua verneinte. »Mütter und Kinder sehen sich mittags und abends nur relativ kurz. Wir haben auch die Mütter gebeten, neben den eigenen Kindern auch immer einige Mitschüler mit hinzuzuziehen. Sie hatten ja vorher auch kein Familienleben in unserem Sinne. Wir haben noch einen langen Weg vor uns, bevor sie ihren eigenen Weg in der Gesellschaft gehen können. Aber wir sehen doch schon Erfolge.«
Als Sabrina und Sven abends zusammensaßen, nachdem die Kinder im Bett waren, und sie auf den Tag zurückschauten, wunderte sich Sabrina: »Ich hätte nie erwartet, dass Adeline und Joshua die Stiftung schon nach kurzer Zeit so gut in der Hand haben. War es nicht wunderbar, wie am Nachmittag ein Teil der Jungen und Mädchen in den Arbeitsgruppen handwerkliche oder haushälterische Fertigkeiten erprobte, während andere die großen Lücken im Lesen, Schreiben und Rechnen aufarbeiten konnten, damit ein besseres Mitwirken im Unterricht ermöglicht wird? Adeline hat ja immerhin eine reguläre Lehrerinnenausbildung mitgemacht, aber Joshua ist doch Laie.«
Sven lachte. »Joshua ist nur Laie im strengen Sinn des Schullernens. Aber in der Seemannschaft musste er auch viel lernen und hat selbst viel unterrichtet. Es ist vielleicht nicht so formal wie in der Schule, aber die Prinzipien guten Lehrens und Erziehens gelten hier wie dort. Außerdem ist Joshua ein hochbegabter Mensch. Mit weißer Hautfarbe würde er als Gelehrter oder Kaufmann von allen respektiert werden.«
»Wie gut, dass er durch uns Gelegenheit hat, seine Begabung zum Wohle aller einzusetzen!«
Die übliche Toberei der Kinder nach dem Aufwachen des Vaters war kaum beendet, da meldete John schon einen Besucher. »Der Konstabler scheint gute Nachrichten zu haben, Sir.«
Sven wollte seinem Ärger über die unliebsame Störung schon Luft machen, aber diese Information machte ihn neugierig. »Bitte ihn in den Salon, John. Ich trinke noch einen Schluck Kaffee und komme dann.«
Der Konstabler stand am Fenster, als Sven eintrat. »Ich habe gute Nachricht, Herr Kapitän. Jemand wollte sich die
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