Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
stark.«
Der Kellner war ein Junge von etwa dreizehn Jahren, der sich etwas Geld nebenbei verdiente. Der junge Rotschopf stutzte etwas, als er Major Filder erkannte, versuchte aber seine Überraschung zu verbergen. »Was darf’s sein?«, fragte er und nahm die Bestellung entgegen. Als er dann das Glas brachte, näherte er sich dem Tisch leise aus anderer Richtung. Er hatte Glück und konnte die beiden Männer kurz belauschen. Der Kapitän fragte gerade: »Also, Sie kommen mit uns mit. Und was wird aus Ihren Männern?«
»Das sollen die selber sehen«, antwortete der Major.
Der Junge wäre fast gestolpert, als er das hörte. Aber er fing sich und sagte höflich: »Ihre Bestellung, Sir. Wünschen Sie noch etwas?«
»Vorläufig nicht«, antwortete der Kapitän und der Junge lief zum Tresen. Der Mann hinter dem Tresen schaute den Jungen fragend an, und der flüsterte: »Ich muss schnell einmal ein paar Minuten raus, Sir!«
Der Wirt dachte, der Junge müsse sich entleeren, und meinte nur kurz: »Mach aber schnell, Bursche!«
Der Junge rannte wie ein Wirbelwind zu einer der nächstgelegenen Hütte und riss die Tür auf. »Mutter, wo ist Albert?«
»Dein Bruder schläft gerade. Er muss doch gleich wieder weg.«
Der jüngere Bruder lief zur nächsten Tür und riss sie auf. Ich muss es dem Albert sagen, dachte er. Das ist doch sein Major, den er begleitet hat und der eben so abfällig über seine Leute sprach. Er rüttelte seinen älteren Bruder an der Schulter und erzählte ihm, was er beobachtet und gehört hatte.
»Das kann doch nicht sein!«, murmelte Albert verstört.
Sein Bruder versicherte, er habe es genau gehört. Und vorher hätten die Männer von einem Kaperschiff gesprochen.
Sein Bruder hatte sich aufgerichtet und schüttelte den Kopf. »Und uns erzählt er immer, der Kampf sei noch längst nicht zu Ende. Geh wieder hin und horche, ob du noch mehr erfahren kannst!«
»Sag das doch auch Opa! Der kann sich unauffällig an den Nebentisch setzen und besser zuhören. Wenn ich da immer stehe, fällt das doch auf.«
»Ich will es versuchen«, antwortete Albert, der inzwischen hellwach war. Sein Bruder rannte davon.
Stunden später saßen sie abends in der Hütte zusammen: der Großvater, seine Tochter, Albert und Robert. Die Oma und der Vater der beiden Brüder waren getötet worden, als sie mit einem Erntewagen in das Schussfeld der Rebellen geraten waren, die einen Trupp der königlichen Füsiliere überfallen wollten. Um ihren Tod zu rächen, war Albert bei einem Bataillon der Marylander Royalisten als Soldat eingetreten.
Jetzt saß er voller Unruhe da und wartete, dass der Opa seine Pfeife fertig gestopft hatte und berichten würde. Der Opa ließ sich von Robert einen glühenden kleinen Ast aus dem Kamin geben und zündete die Pfeife an. Nachdem er zwei Rauchwolken ausgestoßen hatte, räusperte er sich und begann zu berichten. »Albert, dein Major ist ein Verräter. Er hat bei euren Eroberungen eine Menge abgezweigt: Schmuck, Geld, aber auch Pulver und Munition. Euch hat er gesagt, dass Pulver und Munition in das Lager der Royalisten abtransportiert würden, aber einige Spießgesellen haben es in ein Versteck bei Shady Side gebracht. Dort soll es nun der Kaper dieses Kapitäns abholen. Der Reeder ist übrigens der Mann, mit dessen Geld dieses Royalistenbatallion aufgestellt wurde. Weiß der Teufel, ob er dabei mehr an den König oder seinen Vorteil gedacht hat! Dein Major Filder will jedenfalls mit seiner Beute abhauen, sich auf den Bahamas ein feines Leben einrichten und euch den Rebellen überlassen. In einer Woche etwa soll es geschehen. Willst du dich nicht bei uns verstecken, Albert? Hier kannst du eher den Rebellen entkommen als dort im Norden, wenn er euch allein lässt.«
Albert schaute wütend und bewegte den Mund, als kaue er die Nachrichten durch. »So ein Schwein!«, stieß er schließlich hervor. »Ich habe immer gewusst, dass er hart und grausam ist, aber für einen eigensüchtigen Verräter habe ich ihn nie gehalten. Wenn ich mich hier verstecke, zündet er den ganzen Ort an. Ich muss mit, versuchen, einige Kumpels auf meine Seite zu ziehen, und ihn beobachten. Ein Glück, dass ich gewarnt bin. Der Verräter hat unsere Königstreue missbraucht! So ein Miststück!«
»Er wird nicht das letzte Miststück in deinem Leben sein, dem du begegnest«, brummelte der Opa. Und Alberts Mutter weinte, weil ihr Sohn sich noch nicht von den Verrätern trennen konnte.
Die Fregatte Defence , die
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