Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
eine Art alter Mole, eine Sanddüne, etwa einen halben Meter hoch. Wenn das Wasser dahinter tief genug ist, wäre es ein ausgezeichneter Ort, dort den Kaper zu überfallen.«
Grieve überlegte kurz. »Nehmen Sie unser Boot und loten Sie. Ich rede mit Commander Brent.«
Die Hunter nahm einen Kurs, der sie breitseits neben die Hudson führte. Der Commander stand schon an der Reling, um die eilige Meldung von Mr Grieve entgegenzunehmen. Der meldete den Kaper und berichtete von Bolkams Vorschlag.
»Klingt vernünftig«, sagte er kurz. »Wir steuern flussabwärts und beobachten die Ufer. Wenn Mr Bolkam uns eine ausreichende Wassertiefe meldet und wir vorher keine bessere Stelle gefunden haben, können wir uns dort verbergen.«
Sie fanden keinen besseren Platz, und Mr Bolkam meldete genug Tiefe. Die Hudson legte sich zuerst breitseits an die Mole. Danach folgte die Hunter , aber mit dem Bug in Flussrichtung, denn sie hatte ihre stärkste Kanone am Bug. Von der Hudson sprangen fünf Schützen mit Rifles auf die Mole und verteilten sich seitwärts von den beiden Schiffen mit ihren langläufigen Gewehren.
»Geschossen wird nur auf mein Kommando!«, befahl Commander Brent. Zu seinem Leutnant fügte er leiser hinzu: »Wenn wir jetzt die verabredete rote Signalrakete schießen würden, könnten wir uns nur verraten. Wir müssen es ohne die Defence schaffen.«
»Das packen wir, Sir«, antwortete Leutnant Wheland.
Die Kanonen hatten bis auf Kanone zwei alle Traubengeschosse geladen. Sie würden mit diesen Geschossen weniger Schäden am Rumpf ihrer erhofften Prise anrichten, aber die Mannschaften an Deck vernichtender treffen. Die Kanone zwei sollte den Warnschuss vor den Bug des Gegners feuern und dann sofort mit einem Traubengeschoss nachladen.
Commander Brent bewegte seine Füße unruhig auf der Stelle und starrte voraus zur Flussbiegung. Das Kaperschiff war noch nicht in Sicht. Der Master stand neben ihm und flüsterte ihm jetzt zu, dass er Segel über den Baumspitzen sehe.
Da erschien das Kaperschiff. Jetzt sah man den Bug. Die Kanoniere an den Geschützen atmeten heftiger. Auf dem Kaper schien niemand einen Gegner zu erwarten. Am Bug standen Ausgucke und spähten auf den Fluss und zu den Ufern. Aber an den Kanonen war niemand. Einige Seeleute arbeiteten an den Wanten.
Commander Brent wartete, bis der Kaper in voller Länge vor ihnen auf dem Fluss zu sehen war. Dann gab er das Kommando für Kanone zwei. Vor dem Kaper wuchs eine Wassersäule aus dem Fluss. Jetzt musste auch der Schall verklungen sein.
Der Commander hob das Sprechrohr an den Mund und brüllte: »Segel streichen! Anker fallen lassen! Ergebt euch! Ihr habt keine Chance!«
Die Kapermatrosen erwachten aus ihrer Schreckstarre. Befehle wurden gebrüllt. Männer rannten zu den Kanonen.
Hudson und Hunter feuerten nun ihre Traubengeschosse ab. Ein Hagel schlug auf dem Kaper ein. Segel zerfetzten. Männer wurden zerschmettert und sanken zu Boden. Der Schoner lief aus dem Ruder.
»Ergebt euch!«, brüllte Brent wieder.
Aber auf dem Kaper schallten erneut Befehle. Wieder rannten Männer zu den Kanonen. Flinten wurden in Richtung Ufer abgefeuert. Ein Mann übernahm an Deck das Kommando und brachte Ordnung in das Chaos. Aber ein Schütze der Hudson traf ihn und dann donnerten erneut die Traubengeschosse in das Kaperschiff. Und nun war es vorbei.
An Deck des Kapers krochen die Verletzten in Deckung. Als Brent wieder schrie: »Ergebt euch!«, kamen Männer mit weißen Laken. Andere holten Segel ein und ließen den Anker ins Wasser.
»Boote los! Nehmt den Kaper in Besitz!«, befahl Brent und Matrosen rannten zu ihren Booten an der Mole. Die Riflemänner sprangen hinzu, und dann ruderten sie auf den Kaper los.
Leutnant Wheland sprang als Erster an Deck, und nun war erstaunlich schnell alles vorbei. Die Mannschaft des Kapers war entsetzlich verstümmelt. Die Männer der Hudson wateten förmlich durch Blut. Sie warfen die Leichenteile über Bord und sicherten die Pulverkammer und die Kapitänskajüte. Aber es waren kaum unverletzte Männer da, die sie aufs Vorderdeck treiben und denen sie Waffen abnehmen konnten.
Commander Brent gab Befehl, dass seine beiden Schiffe zum Kaper segeln sollten.
Sie legten beidseits an der Prise an. Sanitäter, Handwerker und Maate sprangen auf die Prise, um etwas Ordnung zu schaffen. Die Hunter legte bald wieder ab und patrouillierte auf dem Fluss.
Brent befahl, nun die rote Signalrakete zu feuern. »Vielleicht sieht uns die
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