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Sweet about me

Sweet about me

Titel: Sweet about me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Sous
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Grappelli, Coleman Hawkins und Benny Carter in der Nummer Honeysuckle Rose aus dem Jahr 1937.«
    Als ich im zweiten Schuljahr war, interessierte ich mich nicht für Jazz, sah aber zum ersten Mal Zigeuner. Zwei Polizeiwagen waren morgens kurz nach Unterrichtsbeginn auf den Schulhof gefahren. Wir sprangen auf, liefen ans Fenster. Vier Polizisten führten sechs Kinder in unser Klassenzimmer. Die Lehrerin sagte, es gebe keine freien Stühle. Die Zigeuner mussten sich auf den Fußboden setzen.
    » Und was soll ich denen bitte schön in Heimatkunde beibringen?«, fragte die Lehrerin. » Die haben doch keine Heimat!«
    Wir lachten.
    Ein Polizist antwortete: » Wir tun auch bloß unsere Pflicht.«
    Die Neuen hatten eine braune Haut, waren kleiner und schmächtiger als wir. Sie redeten gebrochen, aber fließend. Zwei Mädchen waren auch dabei. Die hatten große rote Schleifen in den schwarzen Haaren. Wer gedacht hatte, leichtes Spiel mit denen zu haben, die Schleifen wegziehen und in den Dreck schmeißen zu können, zahlte für seinen Irrtum mit einer blutigen Lippe.
    Von unserem Taschengeld kauften wir Nacktfotos, mit denen die Zigeunerjungen handelten, ohne rot zu werden. In Wohnwagen auf dem Kirmesplatz am Rand des Orts hausten sie. Die Männer, Teppichhändler, hatten Gold auch an den Ohren und fuhren Mercedes. Als Leute im Ort ihren Pudel vermissten, hieß es, die Zigeuner hätten ihn eingefangen und aufgefressen. Die Polizei durchsuchte das Lager, fand aber keine Spuren.
    Die Freiwillige Feuerwehr musste eine wichtige Brandschutzübung auf dem Kirmesplatz abhalten, doch die Zigeuner weigerten sich abzureisen. Da rückte die Polizei wieder an, mit Verstärkung aus dem Nachbarort. Zwei Tage, nachdem die Wagen weg waren und niemand in unserer Klasse mehr auf dem Fußboden sitzen musste, kam der Pudel abgekämpft nach Hause.
    » Django Reinhardt, der aufgrund glücklicher Umstände nicht ins Konzentrationslager gekommen ist, trat unter anderem mit Jazzgrößen wie Duke Ellington und Dizzy Gillespie auf«, sagte die Sprecherin. » Er war erst dreiundvierzig Jahre, als er starb. Hören Sie jetzt den Tiger Rag. «
    Ich bog auf den Parkplatz vor dem Kinderheim ein. Eine Krähe hackte ihren Schnabel in einen erfrorenen Vogel. An den Bäumen hing Lametta aus Eis.
    Mein zweites Zigeunererlebnis hatte ich mit elf. Ich war in einem Zeitschriftenladen beim Klauen der BRAVO erwischt worden. Die Polizei brachte mich nach Hause. Nach ein paar Ohrfeigen verfrachtete mich mein zweiter Vater in seinen Opel. Während der Fahrt wurde kein einziges Wort gesprochen. Wir fuhren bis kurz vor die nächste Stadt, wo Männer mit Schaufel und Hacke Straßengräben aushoben. Karl-Heinz II ., jetzt wieder gesprächig, nannte sie Diebe und Mörder. Wächter mit Gewehren und langen Schlagstöcken passten auf, dass niemand abhaute. Die Sträflinge trugen blaue Arbeitsanzüge, keine gestreiften wie in den Filmen und Comicheften. Anscheinend hatten die Verbrecher Sprech- und Lachverbot.
    » Alles Zigeuner!«, sagte mein zweiter Vater, dabei traten seine Halsvenen hervor. » Willst du auch so einer werden, du Dieb?«
    Ich schwieg.
    » Antworte!«
    Ich sah auf einen Blick, dass die Verbrecher keine Zigeuner waren. Viele waren blond und alle blass oder rot im Gesicht. Nirgendwo ein Ohrring. Ich sagte: » Stimmt nicht, das sind gar keine Zigeuner!« Das war ein Fehler, den ich sofort zu spüren bekam.
    Mein Nasenbein war gebrochen. Im Krankenhaus musste ich sagen, ich sei mit dem Fahrrad blind gegen einen Laternenpfahl gekracht, weil mir eine kleine Fliege ins Auge geflogen sei.
    Die Fensterscheiben meines Wagens fingen an zu vereisen. Es war fast halb vier. Die beiden anderen Kinder, die ich jeden Freitag aus dem Heim hüpfen sah, waren längst von ihren Wochenendeltern abgeholt worden.
    In der Eingangshalle hing ein großer Adventskranz. Er schaukelte im Durchzug. Ein Langhaariger mit Stirnband schien für eine Neuverfilmung von Hair zu trainieren: arrogant schlurfende Schritte, hängende Schultern. Es roch nach Tomatensoße mit Oregano. Am Kicker lehnte ein Schwarzer, die Baseballkappe tief ins Gesicht gezogen. Er grüßte mich und fragte, wie es mir gehe. Ein paar Wochen zuvor hatte er mir erzählt, dass er bloß Drummer in einer Band sei. Gitarristen hätten es viel leichter bei Mädchen.
    Frau Breuer kam mir entgegen. Sie griff sich an die Haare, lächelte vage.
    » Ist was mit Maya?«, fragte ich. » Warum kommt sie nicht? Ist sie krank?«
    »

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