Sweet Valentine's - Rache zum Valentinstag
Plötzlich ist mir jeder andere Mensch hier
in der Bar einer zu viel. Vor allem jeder andere Mann, der auch nur einen
Seitenblick von ihr ergattern könnte. Ich möchte nur noch mit Teresa allein
sein.
»Lass
uns gehen«, schlage ich unvermittelt vor.
Sie
sieht mich mit erstaunter Miene an und blickt dann auf ihre Pina Colada. »Aber
ich habe noch nicht mal zur Hälfte ausgetrunken.«
»Wir
können auch bei mir noch was trinken«, gebe ich kurz angebunden zurück, während
ich sie am Handgelenk packe und von ihrem Hocker ziehe. Ich weiß, dass ich mich
gerade ungefähr so kultiviert aufführe wie ein Steinzeitmensch, der sein
Weibchen an den Haaren in seine Höhle schleift, aber ich kann nicht anders.
Wenn
nur noch ein einziger Kerl Teresa mit seinen lüsternen Blicken vor meinen Augen
quasi auszieht, werde ich handgreiflich, das schwöre ich.
Tess
»Hier
wohnst du?«
Ich
zeige mich angemessen beeindruckt.
Nach
unserem Besuch in der Cocktailbar sind wir zu dem Gebäude gelaufen, in dem
nicht nur die Büroräume von Jaydens Firma untergebracht sind, sondern auch
seine Wohnung liegt. Im Gegensatz zu Green Falls liegt in Portland wie so oft
kein Schnee. Es hat etwas geregnet, aber die Straßen und Gehwege sind eisfrei,
sodass ich hier keine Probleme mit meinen glatten Stiefelsohlen habe. Trotzdem
halte ich an Jaydens Arm fest, einfach, weil es sich so gut anfühlt.
Es ist
etwas seltsam, dass Jayden so plötzlich aufbrechen wollte, aber eigentlich war
es mir ganz recht. Ich merke die Wirkung des Alkohols schon ziemlich deutlich. Leider
vertrag ich nicht allzu viel. Ein weiterer Grund, mich bei Jayden unterzuhaken.
Ich schwanke ein bisschen, aber ihm scheint es nicht aufzufallen.
»Kein
Grund für übermäßige Begeisterung«, wehrt Jayden mein Lob für das Hochhaus ab. »Ist
alles nur gemietet. In den unteren und mittleren Stockwerken sind die
Geschäftsräume, im obersten ein paar Wohnungen. Und meine ist bestimmt die
kleinste davon.«
»Na
ja, im Vergleich zu meinem Apartment in San Francisco ist das schon ziemlich
spektakulär«, gebe ich unumwunden zu. »Ihr habt ja sogar einen Nachtportier.«
Der
Mann in dunkelblauer Uniform kommt lächelnd auf uns zu, als er uns durch die
Sicherheitsglasscheibe der Haustür bemerkt. Jayden zieht seine Keycard durch
den Kartenleser. Mit einem leisen Summen öffnet sich die Tür.
»Guten
Abend, Mr Cahill«, begrüßt der Portier Jayden und lächelt auch mich freundlich
an. »Wie geht es Ihnen?«
»Danke,
gut«, gibt Jayden locker zurück. »Was macht Ihre Tochter? Geht es ihr wieder
besser?«
»Ja.«
Der Mann strahlt über das ganze Gesicht. »Nächste Woche kann sie wahrscheinlich
wieder in den Kindergarten gehen.«
»Die
Kleine hatte eine Lungenentzündung«, erklärt mir Jayden, als wir mit dem Aufzug
ins oberste Stockwerk fahren. »Er hat sich ziemliche Sorgen gemacht.«
Oben
angekommen schließt Jayden eine der Wohnungstüren auf.
»So,
da wären wir«, sagt er mit einer einladenden Geste. »Komm rein.«
Ich
trete ein und sehe mich vorsichtig um.
»Nein,
nicht!«, sage ich schnell, als Jayden das Licht einschalten will. »Lass es noch
ein bisschen aus, ja?«
Im
schwachen Lichtschein, der noch durch den Türspalt hereinkommt, sehe ich, dass
er die Stirn runzelt. Aber er tut, was ich sage.
Wie
im Luigi’s besteht eine Wand der Wohnung komplett aus bodentiefen Fenstern. Ich
gehe ein paar Schritte darauf zu und sehe hinaus. Die Aussicht ist nicht ganz
so beeindruckend wie im Restaurant, weil wir ein paar Stockwerke weiter unten
sind. Aber man kann direkt eine Straßenflucht entlangsehen, und die
Großstadtlichter faszinieren mich.
»Weißt
du eigentlich, wie gut es dir geht?«, frage ich leise. »Manch einer würde sich
ein Ohr abschneiden, um so eine tolle Wohnung zu haben. Und du hast nicht nur
die, sondern auch noch das Haus in Green Falls. Du bist wirklich ein
Glückspilz.«
»Findest
du?«
Ich
zucke ein wenig zusammen, weil seine Stimme plötzlich so nah klingt. Er steht
inzwischen direkt hinter mir. Vorsichtig schlingt er seine Arme von hinten um
meine Taille und zieht mich an sich.
»Lieber
wäre mir noch, ich könnte das Ganze mit jemandem teilen«, wispert er von hinten
in mein Ohr.
Ich
sage nichts.
Einen
Moment lang bin ich überwältigt von der Wärme seines Körpers, seiner Kraft,
seinem Duft. Sein Atem in meinem Ohr verursacht mir eine Gänsehaut. Am liebsten
möchte ich mich wohlig an ihn lehnen und einfach so stehen bleiben. Aber es
gibt
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