Sweet Valentine's - Rache zum Valentinstag
dir, und dann gehen zusammen zurück.«
Nach
einer gefühlten Ewigkeit erreiche ich ihn endlich. Allerdings hab ich keine
Ahnung, wie ich es anstellen soll, ihn zum Ufer des Wasserbeckens zurückzubringen.
Ich kann mich selbst kaum halten und brauche beide Hände, um nicht abzustürzen.
Einer
spontanen Eingebung folgend schiebe ich mich hinter ihn und setze meine Füße
so, dass er dazwischen steht. In dieser Position kann ich mich nur mit den
Armen halten, aber ich kann Jacob mit meinem Körper sichern, sodass er nicht
nach hinten kippen kann. Ich kann nur hoffen, dass die Wurzeln, an denen ich
mich festhalte, mein Gewicht aushalten.
»Pass
auf, wir gehen jetzt ganz langsam zurück zu deiner Mama«, sage ich mit
möglichst ruhiger, fester Stimme. »Dabei bleibst du immer direkt vor mir, zwischen
meinen Füßen, in Ordnung?«
Jacob
schluckt schwer und nickt.
»In
Ordnung«, flüstert er.
Ich
setze einen Fuß zur Seite und Jacob folgt mir. Stück für Stück schieben wir uns
näher an die anderen heran, die keinen Laut von sich geben. Nur Milla schluchzt
ab und zu hörbar auf.
Aus
den Augenwinkeln sehe ich, dass Teresa gebannt zu mir hersieht, mich keinen
Moment lang aus den Augen lässt. Ihre Hände sind ineinander verkrampft.
Sie
hat Angst um mich. Und so paradox es klingen mag, in diesem Augenblick tut mir
das gut.
Wir
haben es schon fast bis ans Ufer geschafft, als wir an eine besonders
schwierige Stelle kommen. Die Felswand ist hier ziemlich glatt, es gibt kaum
Wurzeln zum Festhalten, und der Vorsprung ist recht schmal.
»Kyle,
jetzt brauche ich deine Hilfe«, sage ich möglichst ruhig, obwohl ich mich kaum
noch halten kann. »Du musst mir Jacob abnehmen.«
Aus
den Augenwinkeln sehe ich, dass Kyle ganz nach vorn ans Wasser tritt und dabei
Milla sanft zur Seite schiebt. Mit einem Fuß prüft er die Tragfähigkeit des in
unregelmäßigen Schichten gefrorenen Eises, bevor er sich darauf einen sicheren
Halt sucht. Dann beugt er sich nach vorn und streckt uns die Arme entgegen.
»Gib
mir deine Hand, Jacob«, sagt er freundlich. »Ich ziehe dich zu uns rüber.«
Sofort
merke ich, wie sich der Kleine verkrampft. Ich kann verstehen, dass er Angst
hat, aber das ist die einzige Möglichkeit, ihn unbeschadet an Land zu bekommen.
»Keine
Angst, ich halte dich«, verspreche ich ihm. »Ich werde dich jetzt ganz
vorsichtig zur Seite schieben, bis du Kyle die Hand geben kannst. Erst wenn er
dich ganz sicher festhält, lasse ich dich los, okay?«
Jacob
zögert. Ich spüre deutlich, wie er mit sich ringt. Doch schließlich nickt er
zaghaft.
»Okay.«
Seine
Stimme ist so leise, dass ich ihn kaum verstehen kann. Aber da ich merke, wie
meine eigene Kraft nachlässt, schiebe ich ihn mit einer Hand vorsichtig zur
Seite, während ich mich mit der anderen an einer kräftigen Wurzel festklammere.
»Und
jetzt streck die Hand aus«, fordert Kyle Jacob in ermutigendem Ton auf. Er hat
sich so weit wie möglich zu uns herübergebeugt und hält dem Jungen die rechte
Hand entgegen. »Ich hab dich gleich.«
»Ich
kann nicht. Ich habe Angst«, jammert Jacob kläglich.
»Du
schaffst das«, versuche ich wieder, ihm Mut zu machen. Er muss es tun, und zwar
bald. Lange kann ich mich nicht mehr halten, und wenn mich die Kraft verlässt,
werden wir beide ins eisige Wasser stürzen.
»Jacob,
bitte, tu es«, mischt sich Milla ein. »Es ist nur ein einziger großer Schritt,
und dann bist du hier bei mir in Sicherheit.«
Die
Stimme seiner Mutter scheint dem Jungen endlich die nötige Kraft zu geben. Er zittert
vor Kälte und vor Angst, aber er macht noch einen Schritt zur Seite und packt
Kyles ausgestreckte Hand, ohne meine dabei loszulassen.
»Hör
zu, Jacob«, ertönt wieder Kyles Stimme. »Ich zähle jetzt bis drei, und auf drei
lässt du Jaydens Hand los und ich ziehe dich hier zu uns. Dir kann nichts
passieren, du brauchst also keine Angst zu haben, in Ordnung?«
Jacob
bekommt kein Wort heraus, aber er nickt.
»Eins
– zwei – und drei«, beginnt Kyle zu zählen.
Bei
drei spüre ich einen Ruck, als er Jacob an der Hand zu sich zieht. Der Kleine
schreit vor Angst, wirft sich zu Kyle hinüber – doch er lässt meine Hand nicht
los.
Ich
merke, wir meine Füße den Halt verlieren. Panisch versuche ich noch, mich mit
der freien Hand an der Wurzel festzuhalten, aber auch sie ist mit einer dünnen
Eisschicht überzogen. Beinahe wie in Zeitlupe starre ich auf meine Finger, die
langsam abrutschen.
Noch
während ich falle, sehe ich,
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