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Sweetgrass - das Herz der Erde

Sweetgrass - das Herz der Erde

Titel: Sweetgrass - das Herz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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Familienmitglieder fortgezogen waren oder einfach weil sich die Prioritäten in der heutigen Zeit verschoben hatten. Inzwischen fanden die Familienessen nur noch an Feiertagen und zu besonderen Anlässen statt.
    Auf jeden Fall ist Morgans Rückkehr Grund genug für ein Familienfest, dachte sie voller Vorfreude. Es musste eine Ewigkeit her sein, seit sie zum letzten Mal die Damasttischdecke über den Tisch im Speisezimmer gebreitet und die Kerzen im geputzten Leuchter entzündet hatte. Sie würde Krebssuppe mit Sherry kochen, Morgans Lieblingsessen. Und vielleicht Hühnerfrikassee, dachte sie und schrieb die Zutaten gleich auf ihre Liste.
    Oh, und wie gerne würde sie wieder einmal Nonas Kekse backen. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Nonas Kekse … Die waren einfach göttlich, so leicht und zart, als würde man in Luft beißen. Sie konnte sich gar nicht mehr erinnern, wann sie sie zum letzten Mal gegessen hatte. Ab und zu ging sie bei Nonas Korbstand am Highway 17 vorbei, um ein Schwätzchen zu halten. Aber selbst das hatte sie schon eine Weile nicht mehr getan. Sie dachte mit schlechtem Gewissen an Nona, während sie ihrer Liste ein paar weitere Punkte hinzufügte.
    “Irgendetwas riecht gut.”
    Mama June sah auf, als Morgan in die Küche kam. Der Anblick seines geneigten Kopfes und seiner schlaksigen Figur ging ihr ans Herz. Sein dickes Haar war noch nass vom Duschen und stand nach allen Seiten ab, und das hellblaue Hemd, das so gut zu seinen Augen passte, war zwar nicht gebügelt, aber immerhin frisch gewaschen. Er sah mittlerweile etwas entspannter aus, wenn auch immer noch übermüdet und blass.
    “Der Kaffee ist fertig, der Schinken steht schon im Ofen und die Tasso-Sauce dickt gerade noch ein bisschen ein”, erklärte sie gut gelaunt. “Du siehst aus, als könntest du von allem etwas gebrauchen. Na los, mein Schatz, setz dich. Der Tisch ist gedeckt. Da liegt auch die
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, falls du dich über die Lokalnachrichten auf den neusten Stand bringen willst.”
    “Danke”, antwortete er und schlurfte gedankenverloren zum Tisch.
    Sie summte leise vor sich hin, während sie ihrem Sohn wie damals das Frühstück zurechtmachte.
    Morgen für Morgen hatte sie wie eine Henne um ihr Küken herumgewuselt, hatte ihn gedrängt, ordentlich zu essen, bevor er losstürzte – stets in Eile, weil er zu lange geschlafen hatte. Morgan war von Kindesbeinen an so dünn wie eine Bohnenstange gewesen, egal wie viel oder wie oft er gegessen hatte.
    Verstohlen sah sie ihren Sohn an. Er schien so anders, und doch so vertraut. Sein Gesicht war ähnlich geschnitten wie ihres, aber seine blauen Augen waren die seines Vaters. Das braune Haar war immer noch dick und hatte einen Schnitt nötig. Und er hatte immer noch die schlanke schlaksige Figur, dachte sie und beobachtete, wie er seine langen Beine unter dem Tisch ausstreckte. Doch an Brust und Schultern konnte man erkennen, dass aus dem Jungen von einst längst ein Mann geworden war.
    Ihr Herz zog sich zusammen, als sie ihm Brei, Schinken und Eier auf einen Teller häufte. “Dann erzähl mal”, begann sie schließlich die Unterhaltung. “Was ist denn so los, da oben in der Wildnis von Montana?”
    “Nicht viel.”
    “Ich nehme an, es gefällt dir dort?”
    “Ich komme ganz gut zurecht.”
    “Ich weiß gar nicht, wie du da klarkommst, so weit weg und ganz allein. Du bist so aus der Welt. Es muss doch manchmal unglaublich einsam sein dort oben.”
    “Ich komm klar.”
    Er wollte ihr also nicht entgegenkommen. Nun, es gab mehr als einen Weg, Informationen aus ihm herauszukitzeln. Sie machte den Ofen aus, nahm den Teller und stellte ihn vor ihn auf den Tisch.
    Beim Anblick des Essens wurden seine Augen so groß wie Untertassen. Der Teller war überladen mit Essen. Selbst ein Riese hätte das nicht alles essen können – und plötzlich war es ihr selbst ein bisschen peinlich, wie offensichtlich sie Eindruck auf ihn machen wollte.
    “Ich werde mein Bestes tun”, murmelte er und nahm die Gabel in die Hand.
    “Ich habe es vielleicht ein bisschen zu gut gemeint. Iss einfach, soviel du möchtest”, sagte sie und wischte sich die Hände an der Schürze ab. “Ich bringe dir noch frischen Kaffee.”
    Sie goss ihm Kaffee nach und schenkte sich anschließend selbst eine Tasse ein. Damit sie nicht sinnlos herumstand und ihn anstarrte, begann sie, die Bratpfanne abzuspülen.
    “Beim letzten Mal hast du geschrieben, dass du mit der Bison-Schutz-Geschichte fertig bist, mit

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