Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sweetgrass - das Herz der Erde

Sweetgrass - das Herz der Erde

Titel: Sweetgrass - das Herz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
Vom Netzwerk:
schickt.”
    “Du denkst, dass der Friedhof untersucht wird und sich die Bebauungspläne verzögern?”, fragte Maize.
    “Das wäre das Mindeste”, gab Morgan zurück. “In Montana haben wir mal ein größeres Projekt verhindern können, weil sich auf dem Gelände ein alter Begräbnisplatz der Indianer befand. Wenn sich herausstellt, dass sich da draußen tatsächlich so viele Gräber befinden, wie dein Vater vermutet, könnte es gut sein, dass der Bundesstaat dieses Stück Land unter Schutz stellt. Und das würde heißen, dass ihr und alle anderen, deren Vorfahren dort begraben wurden, ihr Andenken weiter pflegen könnten, ohne fürchten zu müssen, dass an jener Stelle Häuser gebaut werden.”
    “Der Friedhof ist dir doch völlig egal. Die geht es nur darum, dein Land nicht zu verlieren.”
    “Aber dieser Friedhof bedeutet uns auch etwas”, warf Mama June ein.
    “Maize, unsere Familien sind seit Jahrhunderten eng miteinander verbunden”, erklärte Morgan. “Ich bin auf vieles davon ganz sicher nicht stolz, aber eines sage ich dir: Die Ironie des Schicksal will es, dass nach all dieser Zeit unsere beiden Familien aus denselben Gründen dieses Land verlieren könnten – wegen der Steuern und weil einige aus meiner Familie das Land verkaufen wollen. Und dabei hätten wir alle das Nachsehen.”
    “Er hat Recht”, stimmte Nona zu. “Unsere Familie hat unser Land damals für einen Dollar den Hektar gekauft. Wir wissen auch nicht, wie es weitergehen wird oder was passiert, wenn jemand aus unserer Familie verkaufen will.”
    “Unser Besitz wäre nur der Anfang”, meinte Morgan. “Wenn dieses Land bebaut wird, wird dasselbe auch mit anderen Besitzungen passieren. Und dann geht es kleineren Gemeinden an den Kragen, so wie Hamlin, Six Mile oder Seven Mile, und irgendwann ist vom Lowcountry gar nichts mehr übrig. Es wird genauso verschwinden wie das Sweetgrass.”
    “Ich rede davon, einen Friedhof zu retten”, sagte Maize. “Du redest von ganzen Ortschaften. Aber wie können wir diese Entwicklung aufhalten? Diese Immobilienleute sind so mächtig.”
    “Das ist das Schöne am amerikanischen System. Wir müssen die Leute wach rütteln. Die rechnen damit, dass wir tatenlos zusehen. Sie erwarten nicht, dass wir uns dagegen wehren.”
    Maize, die eben noch skeptisch und argwöhnisch ausgesehen hatte, schaute plötzlich interessiert.
    “Komm mit nach Columbia”, schlug Morgan vor. “Du bist Bankerin. Du weißt, wie die Dinge laufen. Und wir brauchen deine Stimme für unser Anliegen. Ergreif die Stimme für deine Familie, Maize.”
    “Na gut, ich komme mit. Für meine Kinder”, erklärte Maize. “Aber ich warne dich, Morgan Blakely. Wenn du dein Wort in dieser Sache nicht hältst, dann werde ich dir so viel Ärger machen, dass du dir wünschen wirst,
du
lägst auf diesem Friedhof tot unter der Erde.”
    Er lachte und hielt ihr die Hand hin. “Verdammt, das klingt gar nicht gut. Da werde ich mich mal besser anstrengen.”
    “Gib mir eine halbe Stunde Zeit zum Packen, dann bin ich so weit”, bat Maize.
    “Prima. Ich hol dich ab.”
    Mama June und Nona sahen sich mit hochgezogenen Augenbrauen an, als ihre Kinder, ganz in ihre Vorbereitungen versunken, zusammen durch die Hintertür verschwanden.
    “Hättest du jemals …”, begann Mama June verblüfft.
    Nona schüttelte den Kopf. “Ich versuche seit Jahren, Maize dazu zu bringen, sich mit ihrer Geschichte und ihren Vorfahren auseinanderzusetzen, doch sie hat mir nie zugehört.”
    “Das war heute ganz offenbar anders.”
    “Da hast du recht!” Nona fing laut an zu lachen. “Der arme Morgan. Gottes Wege sind unergründlich.”
    “Die beiden haben sich schon gestritten, als sie noch in den Windeln lagen.”
    “Ich weiß ja nicht, wie es dir geht”, meinte Nona. “Aber ich brauche jetzt unbedingt eine Tasse Kaffee.”
    “Es ist noch welcher da”, erwiderte Mama June. “Ich geh ihn schnell aufwärmen.”
    “Hör mal, ich werde nicht dieses verbrannte Zeug trinken!”, gab Nona zurück und rümpfte angewidert die Nase. “Das schreit doch nach frisch gebrühtem Kaffee.”
    Morgan stand unter Strom.
    Nachdem er aus Columbia zurückgekehrt war, trommelte er die Familie und seine engsten Ratgeber im Büro seines Vaters zusammen. In einer kleinen Zeremonie rollte er seinen Vater ins Zimmer. Als er ihn hinter den imposanten Schreibtisch schieben wollte, wo sein Vater sitzen sollte, stoppte sein Vater den Stuhl, indem er seine Hand auf das Rad legte.

Weitere Kostenlose Bücher