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Sweetgrass - das Herz der Erde

Sweetgrass - das Herz der Erde

Titel: Sweetgrass - das Herz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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genommen hatten. Hier hatte die Geschichte zwischen den beiden begonnen.
    Der Sommer war schon weit fortgeschritten, und es war unangenehm heiß. Die Aufmerksamkeit aller war auf die Karibik gerichtet, wo sich ein tropisches Tiefdruckgebiet bildete. Mama June fächerte sich mit einem zusammengefalteten Stück Papier Luft zu, was aber wenig half. Der alte Verandastuhl war hart, und vom Meer kam nicht der leiseste Hauch Frische herüber. Nichts linderte die feuchte Schwüle, die auf der Küste lastete wie ein schwerer Nebel. Weit in der Ferne war ein leises Donnergrollen zu hören. Ein ordentlicher Sturm wäre genau das Richtige, um dieser Hitzewelle ein Ende zu setzen, dachte sie.
    Sie musste nicht lange warten, bis sie Motorengeräusch hörte und kurz darauf der hellblaue Jaguar zwischen den Bäumen sichtbar wurde. Mama June strich sich mit der Hand ihre Haare glatt.
    Adele stieg aus ihrem Auto und hielt für einen Moment inne, den Fuß noch in der Wagentür. Sie sah durch ihre schwere dunkle Sonnenbrille über den Steg aufs Wasser.
    “Ich warte immer noch darauf, dass ‘Das Projekt’ plötzlich wieder am Horizont auftaucht”, sagte Adele.
    Mama June antwortete nichts, sondern erhob sich zur Begrüßung.
    Adele drehte sich zu ihr um, und die beiden Frauen sahen einander an. Mama June fühlte die explosive Mischung von abgestandener Zuneigung und frischer Feindseligkeit zwischen ihnen. Adele schloss die Autotür und lief zur Veranda, wobei sie das Haus in Augenschein nahm.
    “Hier ändert sich nie etwas”, stellte Adele fest.
    “Ich wünschte, ich könnte dasselbe über uns sagen.”
    Adele zog die Augenbrauen hoch, als sie die Stufen hinaufkam.
    “Willst du dich nicht setzen?”, fragte Mama June und zeigte mit der Hand auf einen Stuhl.
    Das war keine entspannte Verabredung, und beide wussten das.
    Adele setzte sich und stellte ihre schicke schwarze Handtasche neben sich auf den Boden. “Was soll das alles?”, fragte sie.
    Es war typisch Adele, sofort in die Offensive zu gehen. Mama June starrte auf ihre Hände mit dem Ehering an ihrem Finger und blickte dann ganz ruhig in Adeles Gesicht. Adeles Augen waren hinter der dunklen Sonnenbrille verborgen, aber man hatte aus ihnen ohnehin nie wirklich erkennen können, was in Adele vorging.
    “War es das wert?”, fragte Mama June geradeheraus.
    Ein kurzes Lachen kam über Adeles Lippen. Sie faltete die Hände und überlegte einen Augenblick, dann legte sie sie neben sich auf die Armlehne. Ihre Finger schlossen sich um die Lehne, und sie antwortete spitz.
    “Sweetgrass sollte eigentlich
mir
gehören. Das weißt du.”
    “
Dir?”
    Adele war blass, und ihre Stimme zitterte, was ihre herausfordernde Haltung Lügen strafte. “Tu nicht so überrascht. Das stand alles längst fest – lange bevor
du
überhaupt nach Sweetgrass gekommen bist”, sagte sie, um Mary Junes Position zu schwächen.
    Adele blickte aufs Meer hinaus und erinnerte sich. “Mein Vater hat mir seine Pläne mitgeteilt. Tripp sollte Blakely’s Bluff bekommen und das Land rundherum. Preston sollte ein anderes Stück Land bekommen, wo die Außengebäude standen und der Obstgarten war. Und ich, die einzige Tochter, sollte das Haus und die Möbel bekommen.” Ihr Ton wurde sanfter. “Ich weiß noch genau, als ich einmal das Treppengeländer polierte und meine Mutter zu mir sagte: ‘Mach es ordentlich, Schätzchen. Eines Tages ist das dein Haus.’“
    Ein unangenehmes Schweigen entstand. Mama June überlegte, wie lange Adele ihre schwelende Wut noch zurückhalten konnte.
    Adele wandte sich wieder Mama June zu. “Aber dann starb Tripp. Und als schließlich unsere Eltern starben, haben sie ganz Sweetgrass an Preston vererbt. Nicht einmal ein kleines Stück bekam ich, damit ich mich weiter als Teil der Familie hätte fühlen können –
meiner
Familie! Das große Erbe der Blakelys, von dem ich in meinem Leben so viel gehört hatte.
    Es war schwer zu glauben, dass selbst in unserer modernen Zeit die Söhne alles bekommen sollten. Ich fand das grausam und erniedrigend. Und es hat mich so wütend gemacht! – Was ist mit
mir?”
, rief sie, lehnte sich vor und schlug sich mit der Hand gegen die Brust. “Ich wurde zu einer Fremden in meinem eigenen Haus! Ich war ein Außenseiter in meiner eigenen Familie!”
    Der Wind frischte auf, und das Donnergrollen kam näher.
    Adele setzte sich auf und schob ihre Sonnenbrille zurecht. “Das werde ich meinen Eltern niemals verzeihen. Und Preston auch nicht. Oder

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