Sweetgrass - das Herz der Erde
Er bedeutete seinem Sohn mit der Hand, dass er sich an den Schreibtisch setzen solle. Morgan schaute seinen Vater an und hob fragend die Augenbrauen. Preston nickte und strahlte vor Stolz.
Morgan lehnte sich gegen den Schreibtisch und brachte die Anwesenden auf den neuesten Stand über die Entwicklungen der vergangenen Tage. In seinem Kopf arbeitete es so angestrengt, dass er schneller sprach als sonst.
“Also, wir haben etwas Zeit gewonnen, dank der unglaublichen Anstrengungen von Maize in Columbia. – Ich schwöre dir, Maize, du solltest wirklich Politikerin werden. – Wir wurden soeben darüber informiert, dass der Bundesstaat South Carolina ein Moratorium über alle Immobiliengeschäfte verhängt hat, die Sweetgrass betreffen. Und das gilt so lange, bis entschieden ist, was mit dem alten Sklavenfriedhof geschehen soll.”
Es war ein feierlicher Augenblick. Nona wandte andächtig den Blick zum Himmel.
“Das verschafft uns eine Gnadenfrist. Und das ist der Stand der Dinge: Adele hat dieses Kaufangebot gemacht”, erklärte er und hob die Papiere hoch. “Durch diesen Akt hat sie die Bestimmungen der chinesischen Partnerschaft aktiviert.” Seine Augen leuchteten, und sein Lächeln wurde listig. “Adele ist sich allerdings nicht im Klaren darüber, dass wir die Details dieser besonderen Vereinbarung kennen. Oder dass wir noch eine Kopie davon besitzen. Daddy sei Dank.”
Er lächelte seinen Vater an, und alle Anwesenden spendeten Preston für sein heldenhaftes Verhalten Beifall.
“Adele hat uns alle unterschätzt. Und das in vielerlei Hinsicht. Sie hat uns weismachen wollen, dass ihr Vertrag mit Preston eine gewöhnliche Kaufoption beinhaltet”, fuhr Morgan fort. “Und dass sie aufgrund von Daddys Schlaganfall und der ausgebliebenen Ratenzahlungen ihr Kaufrecht wahrnehmen könnte. Dabei war sie sich ihres Erfolgs so sicher, dass sie dieses schäbige Kaufangebot vorgelegt und sogar die Frechheit besessen hat, es als ein
faires
Angebot zu bezeichnen. Sie erwartet allen Ernstes, dass wir es annehmen und sogar noch dankbar dafür sind.
Aber dieses erbärmliche Angebot ist unser Vorteil. Wir haben einen Plan erarbeitet, dem Preston zugestimmt hat. Wenn wir schnell handeln, könnten wir damit durchkommen.” Er nahm ein paar Blätter Papier vom Schreibtisch, auf denen der Plan ausgearbeitet war. Nan nahm sie entgegen und reichte die Kopien herum.
“Bobby hat einen Vorschlag ausgearbeitet, der verschiedene kommerzielle Nutzungen der Besitzung vorsieht. Um Adeles Kaufangebot umzudrehen, brauchen wir Kapital – und zwar schnell. Um das zu bekommen, werden wir umgehend zwanzig Hektar Land entlang dem Highway auf den Markt werfen, und zwar für Verkaufsflächen. Das ist ein Kompromiss, mit dem wir leben können. Dank Bobbys Kontakten haben wir bereits einen Kaufinteressenten dafür. Das nenne ich schnell!
Das Land, das die Archäologen als Begräbnisstätte identifizieren werden, wird die Familie der Stadt Mount Pleasant anbieten, damit es als Friedhof erhalten werden kann, zusammen mit ein bis zwei Hektar drum herum. Darauf soll die Stadt eine Gedenkstätte errichten zu Ehren der Menschen, die dort begraben wurden. Und der gesamte Rest des Landes wird unter Naturschutz gestellt, damit es als Naturfläche erhalten bleibt.”
Alle Anwesenden nickten zustimmend, und Morgan sah, wie in Prestons Augen Tränen schimmerten. Mama June legte ihre Hände auf seine Schulter, und er griff danach.
“Wir müssen dieses Vorhaben natürlich erst noch durch die Planungsbehörde bekommen”, fügte Morgan hinzu. Alle lachten erleichtert, weil sie wussten, dass das das kleinste Problem war.
“Das ist ein großzügiges Angebot für die Stadt”, meinte Dan. “Was daran sollte ihnen nicht gefallen?”
“Wenn du es sagst”, entgegnete Morgan scherzhaft. “Das ist dann deine Aufgabe. Und deine, Lizzy.”
Er hatte seine Freunde zu diesem Treffen dazugerufen und sie vorab informiert, wie dringend die Angelegenheit war.
“Wir sind bereit”, antwortete Lizzy mit klarer Stimme. Sie konnte es kaum erwarten, dass dieses besondere Stück Land unter Naturschutz gestellt wurde.
Morgan dankte ihr mit einem Kopfnicken für ihre Unterstützung.
“Sobald wir alles auf die Reihe bekommen haben”, er zwinkerte Mama June zu, als er Adeles Lieblingsformulierung benutzte, “werden wir Adele unser Gegenangebot machen. Und das wird sich auf exakt dieselbe Summe belaufen, die sie uns angeboten hat.” Er machte eine Pause, um den
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