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Sweetgrass - das Herz der Erde

Sweetgrass - das Herz der Erde

Titel: Sweetgrass - das Herz der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Alice Monroe
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sicher.
    Morgan sah seinem Vater in die Augen und erkannte sich selbst darin wieder – ein Mann, ein Sohn. Er nahm einen tiefen Atemzug und stellte seinem Vater die Frage, die er sich auf seinem langen Weg von Blakely’s Bluff nach Hause immer wieder vorgesagt hatte.
    Das Haus duftete nach gekochtem Gemüse, während draußen der würzige Geruch von saftigem Grillfleisch einem das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Nona und Mama June bereiteten ein Festmahl für das Sonntagsessen – vielleicht das letzte gemeinsame Essen auf Sweetgrass. Chas interessierte sich auffällig für das Schwein, das sich langsam über dem Grill drehte. Elmore weihte ihn in die Feinheiten der Zubereitung der roten Sauce ein. In der Zwischenzeit schälten Morgan und Harry die Maiskolben und hielten das Feuer in Gang. In der Küche kicherten Kristina und Nan, während sie aus den ersten Pfirsichen ein Trifle zubereiteten.
    “Hört sich an, als hättet ihr Mädels ein bisschen zu viel von dem Brandy gekostet”, rief Nona.
    Die Mädels flöteten zurück, jeder solle sich doch um seine eigenen Angelegenheiten scheren, und man brauche schließlich auch mal ein bisschen Himmel auf Erden.
    Das hörte Mama June und lächelte, als sie Schalen mit Artischockencreme und Wassermelonenscheiben auf den Tisch stellte. Sie fühlte sich schon jetzt ein wenig wie im Himmel auf Erden.
    Der Wind wehte durch die Fächerpalmen, als ihr Blick über ihre Familie ging. Sie wollte dieses Bild fest im Gedächtnis behalten wie ein Foto, das man später wieder hervorholte. Sie hätte nie gedacht, dass sie ihre Familie jemals wieder so ausgelassen sehen würde wie in diesem Moment. Auch wenn das schwer nachvollziehbar war, wo sie doch möglicherweise ihr Zuhause verlieren würden. Aber wenn der Verlust des Landes der Preis dafür war, ihre Familie wiederzugewinnen, dann war es diesen Preis wert.
    Sie sah zum Haus hinüber und hätte sich nicht gewundert, den Geist von Beatrice an einem der Fenster stehen zu sehen, der sie stets beobachtete. Sie fühlte sich der Gründerin von Sweetgrass verbunden. Beatrices Sohn Hamlin war an Körper und Seele verwundet aus dem Krieg zurückgekehrt, doch sie hatte ihm durch den Bau von Bluff House wieder auf die Beine geholfen. Und als er gestorben war, hatte sie durchgehalten, hatte die Familie zusammengehalten und zum Weitermachen ermuntert.
    “Am Ende haben wir alles richtig gemacht, oder?”, fragte sie ihren guten Geist. “Wir haben beide unsere Kinder zu guten Menschen erzogen, wir beide haben Kinder zu Grabe tragen müssen und mussten weitermachen. Aber schau sie dir an”, sagte sie und ihr Blick schweifte wieder über den Rasen, wo ihre Kinder und Kindeskinder am Tisch zusammenkamen. “Sie lieben sich, und sie werden aufeinander aufpassen. Sehr viel mehr können wir nicht verlangen, oder?”
    “Mama June! Das Essen ist fertig!”
    Das Abendessen war eine Freude für jeden Gaumen und das Trifle ein Gedicht. Nachdem auch der letzte Krümel davon verspeist war und der Kaffee ausgetrunken, saß die Familie auf der Veranda zusammen. Zum Segen dieses Tages gehörte auch eine Seebrise, die die Mücken vom Land fernhielt.
    Als alle gemeinsam Platz genommen hatten, sprach Morgan schließlich das Thema an, das sie alle insgeheim beschäftigte.
    “Das ist die Vereinbarung”, begann er und lehnte sich in seinem Korbstuhl zurück. “Um es kurz zu machen: Eine chinesische Partnerschaft bietet die Möglichkeit, dass der eine Partner den anderen auszahlt, aber der eine darf dem anderen nicht zu wenig bieten. Der Partner, der den Besitz übernehmen will, muss sich so fair verhalten, dass er im umgekehrten Fall die Bedingungen ohne weiteres akzeptieren könnte.”
    “Das versteh ich aber nicht”, meinte Chas insicher und kratzte sich am Kopf.
    Morgan unterdrückte ein Lächeln und beantwortete seine Frage ernsthaft.
    “Okay, nehmen wir an, du und Harry seid Partner, und du willst Harry seinen Anteil abkaufen. Wenn du ihm ein entsprechendes Angebot machst, muss er handeln. Harry kann dir entweder seinen Anteil verkaufen oder – und das ist für uns interessant – er kann den Spieß rumdrehen und dir mit der gleichen Summe ein Gegenangebot machen. Und wenn er das tut, dann musst du ihm verkaufen.”
    “Also müsste ich ein sehr gutes Angebot machen für den Fall, dass er den Spieß umdreht, richtig?”
    “Genau.”
    Harry ergriff das Wort. “Und das hat Tante Adele gemacht?” Als Morgan nickte, fragte er weiter: “Warum

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