Swinger
zwischen seinem Privatleben und seinen Romanen, die von sexueller Grausamkeit und frauenverachtenden Ausschweifungen handeln. Die sibirischen Tschuktschen schlossen Verträge über den Verleih von Ehefrauen ab. Ähnliche Abkommen gab es auch unter den Eskimos, bevor christliche Missionare nach Grönland kamen.
Die Polygamie wird selbst in der Bibel wiederholt erwähnt (Abraham, Israel, König David, König Salomo) und wurde daher von den Mormonen befürwortet, bevor der damalige Vorsitzende der Kirche, Joseph E. Smith, in seinem „Zweiten Manifest“ von 1904 Mehrfachehen verurteilte. Die Juden erfreuten sich der Polygamie bis ins elfte Jahrhundert hinein, und im Islam ist sie teilweise heute noch erlaubt, unter anderem in Westafrika, Saudi Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. In Indien sind Mehrfachehen mittlerweile gesetzlich verboten, die hinduistische Religion, der 98 Prozent der Bevölkerung angehören, verbietet Polygamie jedoch nicht ausdrücklich.
In den sechziger Jahren unseres Jahrhunderts wurden Sexpartys in Großbritannien gezielt dazu benutzt, um die Aufmerksamkeit der Medien von der Profumo-Affäre und der Gefährdung der öffentlichen Sicherheit abzulenken. Und der 2003 erschienene Weihnachtskatalog des Kleiderherstellers Abercrombie & Fitch zeigte Gruppensex in einem sehr positiven Licht, bis die Proteste so laut wurden, dass die Firma diese Ausgabe des A&F Quarterly zurückzog.
In der Zoologie konnte man Gruppensex bei den verschiedensten Tierarten beobachten, zum Beispiel bei Delfinen, Schnecken, Laubfröschen und den schon erwähnten Bonobo.
Kurz gesagt, Swinging ist nicht beschränkt auf eine bestimme ethnische Gruppe, ein Land oder eine Epoche, ja nicht einmal auf eine Spezies. Daher lautet die einzig richtige Antwort auf die Frage „wer swingt?“: „Swinger“.
Vincent & Wendy:
„… Theologie und die Penisse von Finanzbeamten …“
Die glühende Sonne steht tief am Horizont. Wir sind in einem grünen Vorort in Nottinghams exklusivem Parkviertel. Der Rauch des Grills hängt immer noch in dem abgeschirmten Garten und lässt die gegrillte Mahlzeit, die man gemeinsam genossen hat, im Nachhinein leckerer wirken, als sie eigentlich war. Hinter den Verandafenstern erklingt die Stimme von Norah Jones, die Atmosphäre ist ungezwungen und vertraut.
Von den Partygästen sind nur noch ein paar Grüppchen übriggeblieben, die draußen zusammenstehen, an ihren Weingläsern nippen und höflich miteinander plaudern. Sie zeigen keine Eile, die sinnlich-schwüle Atmosphäre dieses Tages vorzeitig enden zu lassen.
Wendy steht bei der größten Gruppe. Ihre kultivierte, etwas matronenhaft wirkende Stimme, klingt klar und deutlich durch die Nacht. Mit boshaftem Lächeln sagt sie: „Beamte haben die kleinsten Schwänze.“
Diese gewagte Behauptung bringt ihr eine Rüge ihres Mannes Vincent ein. „Nicht alle Beamten haben kleine Schwänze“, sagt er und lächelt das Paar verlegen an, an die die Bemerkung wohl hauptsächlich gerichtet war.
Die werden rot, sind aber deutlich geschmeichelt. Sie sind Neulinge in der Swingerszene und haben Wendy darum gebeten, ihnen zu erklären, was auf Swingerpartys passiert und worauf sie sich einstellen sollen. Die Frage „wer swingt“ wurde nicht explizit gestellt, aber letztendlich lief ihr Interesse darauf hinaus.
Wendy ist selten um eine deutliche Antwort verlegen und sieht ihren Mann finster an, weil er sie unterbrochen hat.
„Das ist eine grobe Verallgemeinerung“, sagt Vincent zu ihr.
Wendy zuckt mit den Achseln. Überzeugt vom Wahrheitsgehalt ihrer Aussage, weigert sie sich, sie zurückzunehmen. „Es ist wahr. Alle Beamten haben kleine Schwänze. Sie werden immer kleiner, je nachdem, in welcher Dienststelle der Beamte arbeitet.“
Vincent verdreht die Augen.
„Die Schwänze von Beamten in der Rentenabteilung sind die größten“, sagt Wendy. „Aber selbst die sind im Vergleich zum nationalen Durchschnitt klein. Am kleinsten sind die Schwänze von Finanzbeamten.“
„Wendy!“
„Ausgenommen natürlich die Frauen.“
Vincent mustert seine Frau vorsichtig.
„Die Frauen haben keine kleinen Schwänze“, versichert Wendy. Vincent sieht schon so aus, als ob er ihr ihren reumütigen Ton abkaufen würde, da posaunt sie heraus: „Sie haben nur die fettesten Ärsche. Und so viel Zellulitis, dass ihre Hintern wie die Kunstledersofas aussehen, die man manchmal im Hinterhof von Gebrauchtwarenläden sieht.“
Die Umstehenden lachen
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