Switching Places 01 - Spiel Mit Der Leidenschaft
Flur schlug die Uhr Mitternacht. Madeline saß neben dem Bett, drehte Gabriels Siegelring an ihrem Finger und sah ihrem Ehemann beim Schlafen zu. Das Kerzenlicht flackerte über sein erschöpftes Gesicht. Er hatte Schmerzen und würde sie noch tagelang haben, aber - sie stand auf und berührte seine kühle Stirn - er hatte keine Infektion.
Sie ließ ihn keine Sekunde aus den Augen und setzte sich wieder. Dann zog sie die Knie hoch, wickelte das weiße Nachthemd fest um ihre Füße und zog sich den Cashmereschal um die Schultern.
Sie war froh, in einer Nacht wie dieser nicht draußen zu sein. Sie hatte heute schon genug Regen und Wind abbekommen, als Gabriel auf ihrem Schoß gelegen hatte und sie einander ihre Liebe geschworen hatten.
MacAllister unterbrach sie rüde. Er humpelte noch von dem Unfall, der für seine Verspätung verantwortlich war. Streitsüchtig wie immer, beschwerte er sich die ganze Zeit über, während er Gabriel auf die Füße und in die Kutsche half. MacAllister hatte die ganze Gegend nach ihnen abgesucht. Die Männer des Königs hätten das französische Schiff beschlagnahmt, berichtete er. Und abgesehen von ein paar hysterischen Frauen und den Leichen mehrerer Ganoven sei auf Chalice Hall alles in Ordnung. Als er die Pferde in Bewegung setzte, nörgelte er: »Offenbar kann man Sie zwei nicht alleine lassen, ohne dass Sie in Schwierigkeiten geraten.«
Die Kugel herauszuholen war relativ einfach. Nach zwei Wochen absoluter Bettruhe, viel Rinderbrühe und Rotwein, hatte der Doktor gesagt, sei Gabriel wieder völlig hergestellt.
Der ältliche Pfarrer war nicht so begeistert, aufgrund einer vier Jahre alten Urkunde, der die Zeit schwer zugesetzt hatte, eine Eheschließung durchzuführen. Aber die großzügige Spende für sein Waisenhaus bewegte ihn dazu, die Zeremonie doch vorzunehmen. Gabriels Trauzeuge war MacAllister. Thomasin machte für Madeline die Trauzeugin. So viele geschockte und blau geschlagene Gäste, wie nur in das Schlafzimmer passten, nahmen an der Zeremonie teil.
Sobald der Sturm nachließ, würden sie ihr Geld sicher in den Taschen verstaut abreisen und die fabelhafte Geschichte weitererzählen: wie Lord Campion beim Kartenspiel verloren hatte, um einen Betrüger zu schnappen und ein französisches Schiff zu beschlagnahmen, und wie er am Ende - endlich - die Duchess of Magnus geheiratet hatte.
Ein Lächeln spielte um Madelines Lippen. Verheiratet. Mit Gabriel. Die lachhafte Spielschuld ihres Vaters null und nichtig. Mr. Knight wäre natürlich wütend, aber sie würde es ihm erklären und ... Nein. Gabriel würde darauf bestehen, dass es an ihm war, Mr. Knight die Lage zu erklären, und Madeline wäre froh darüber, dass er diese Pflicht auf sich nahm. Sie traute ihm zu, Schwierigkeiten zu bewältigen.
Der Krach vor der Tür ließ sie die Stirn runzeln. Wusste denn nicht jedermann, dass Gabriel Ruhe brauchte?
Der Lärm kam näher. Sie warf einen Morgenmantel über und lief zur Tür, um für Ruhe zu sorgen. MacAllister humpelte auf sie zu und hielt ihr einen versiegelten Briefbogen hin. »Eure Gnaden, das ist diese Minute für Sie gekommen. Ihr Stallbursche hat es überbracht. Er ist nass bis auf die Haut, ein gewisser Dickie, und er hat nicht auf mich hören wollen, als ich sagte, Sie schliefen schon. Er hatte im Schlamm einen Radbruch und ist fast den ganzen Weg gelaufen. Er will nicht gehen, bis Sie das hier gelesen haben.«
Madeline erkannte die Handschrift auf dem Bogen. »Eleanor.« War sie krank? Tot? Hatte Mr. Knight ihr ein Leid angetan? Madeline riss voller Angst den Bogen auf.
Als sie den Brief zu Ende gelesen hatte, hob sie den Kopf und sah, dass Gabriel sie besorgt ansah.
»Was ist, Liebes«, fragte er.
»Er ist von Eleanor. Sie schreibt, wenn ich nicht auf der Stelle komme, heiratet sie morgen Mittag Mr. Knight.«
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