Switching Places 01 - Spiel Mit Der Leidenschaft
die Duchess herumbekommen haben, aber mit mir funktioniert das nicht. Thomasin und ich sitzen in Fahrtrichtung.«
Madeline sah sich in der luxuriös ausgestatteten Kutsche mit den Samtvorhängen und Lederpolstern um und sagte: »Oh.« Natürlich. Zum ersten Mal in ihrem Leben würde die Duchess of Magnus mit dem Rücken zur Fahrtrichtung sitzen. »Entschuldigen Sie, Lady Tabard.« Sie bewegte sich hastig auf den gegenüberliegenden Sitz und zog die Zehen ein, als Lady Tabard sich hereinschob.
Thomasin folgte, die Tür wurde geschlossen und Madeline bekam einen Schlag ins Kreuz, als der Kutscher die Pferde in Bewegung setzte.
Lady Tabard beäugte Madeline boshaft. »In Zukunft denken Sie bitte daran, dass ich als Erste in der Kutsche Platz nehme.«
»Natürlich.« Madeline kam sich dumm vor, ein Gefühl, das ihr praktisch unbekannt war.
»Und was Ihre Kleidung angeht ...«
Madeline betrachtete das himmelblaue Musselinkleid. Es gehörte Eleanor und war von der einfachen, züchtigen Machart, wie Eleanor sie bevorzugte. Madeline konnte sich nicht vorstellen, was Lady Tabard daran störte. »Ja?«
»Das Kleid lässt Ihre Augen so unerhört blau erscheinen, dass es schon fast vulgär ist. Wenn Sie Lady Thomasin begleiten, ziehen Sie gefälligst etwas anderes an.«
»In Gesellschaft von Lady Thomasin werde ich kaum bemerkt werden. So schön wie sie ist.« Madeline lächelte Thomasin ohne die geringste Spur von Neid an.
Im wässrigen Morgenlicht, von einem Strohhut gerahmt, war Thomasins Gesicht sogar noch hübscher als am Abend zuvor. Aber sie lächelte nicht zurück. Sie wandte sich ab und betrachtete den am Fenster vorbeiziehenden Wald.
Thomasin war also nicht eitel. Aber sie war offenkundig unglücklich - und ungesellig.
Madeline beschloss, sich mit ihr anzufreunden.
»Wie auch immer, Sie tun jedenfalls wie befohlen, Miss de Lacy.«
Madeline richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Lady Tabard und fragte sich, ob Thomasins Unmut wohl an Lady Tabard lag oder ob eine tiefer sitzende Traurigkeit auf ihr lastete. »Ich werde es versuchen, Mylady, aber meine Garderobe ist nicht allzu groß.« Die meisten von Eleanors Sachen hatte sie ihr mitgegeben. »Ich werde vielleicht gezwungen sein, gelegentlich auf dieses Kleid zurückzugreifen.«
»Wenn wir in London zurück sind, werde ich Ihnen das Kleid durch eines ersetzen, das sich besser für eine Gesellschafterin ziemt.« Lady Tabard studierte Madeline. »Ein braunes, würde ich sagen oder ein rostrotes.«
Beide Farben ließen Madeline unter Garantie fahl aussehen.
»Da, sehen Sie!« Lady Tabard wies nach draußen. »Da ist der See. Wir müssen ganz in der Nähe von Chalice Hall sein.«
Der Park war riesig und nicht sonderlich gepflegt, sondern so zerzaust, wie man es auf einem Anwesen erwarten konnte, das nahe des Kanals lag und den Winden und Stürmen ausgesetzt war, die an die Küste peitschten. Um einen derartigen Landsitz zu mieten, brauchte man sehr viel Geld, und Madeline fragte auch gleich: »Wer ist dieser Mr. Rumbelow?« Als Lady Tabard sie missmutig ansah, ging ihr auf, dass sie impertinent wirken musste, und sie setzte hinzu: »Ihre Gnaden konnte sich jedenfalls nicht an ihn erinnern.«
Dass sie die Duchess erwähnte, schien ihre Erkundigungen akzeptabler zu machen. »Mr. Rumbelow ...« Lady Tabard schlug die Hände vor die Brust und strahlte. »Ein überaus vermögender Mann von bester Herkunft.«
»Wirklich? Und welche Herkunft wäre das?«
»Er kommt aus dem Lake District, wo seine Familie schon seit Jahren ansässig ist. Guter Stammbaum, Nachfahren eines Ritters unter irgendeinem König.« Sie stieß Thomasin mit dem Ellenbogen an. »Unter welchem König?«
»Henry der Siebte«, sagte Thomasin mit tonloser Stimme.
Madeline überzeugte das nicht. Der Lake District war eine wilde Gegend aus Bergen und Flüssen - oder war es zumindest gewesen. Die Familien dort waren durch naturgegebene Barrieren, die das Reisen erschwerten, isoliert. Ein
Mann aus dem Lake District konnte leicht einen familiären Hintergrund für sich reklamieren, den er gar nicht besaß. Und wenn er über ein Vermögen verfügte oder den Anschein erweckte, über eines zu verfügen, würde keiner je seine Herkunft nachprüfen.
Lady Tabard fuhr fort: » Unglücklicherweise hat das Familien Vermögen gelitten, und es lag an Mr. Rumbelow, die Familie zu retten. Aber er hat unvergleichliche Arbeit geleistet.«
Als sie um die nächste Kurve kamen, erheischte Madeline einen Blick
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