Switching Places 01 - Spiel Mit Der Leidenschaft
Lady!«
Als der Gepäckwagen heranrollte, in dem sich auch Lady Tabards Zofe befand, flog die breite tiefrot gestrichene Tür auf, und ein gut gebauter Gentleman mit außergewöhnlich schönen, offenen Gesichtszügen trat heraus. »Lady Tabard! Wie schön, dass Sie hier sind.«
Sein blondes Haar leuchtete im Sonnenschein wie eine goldene Korona. Dunkle Wimpern rahmten die blauen Augen und ließen sie wie Saphire auf schwarzem Samt erscheinen. Seine Zähne waren weiß, und ein schön gestutzter Schnurrbart verzierte die Oberlippe. Er nahm Lady Tabards behandschuhte Hand in die seine, drückte ihr einen Kuss auf die Knöchel und betrachtete sie mit seiner ganzen Aufmerksamkeit. Erst als sie errötete, gab er sie frei und wandte sich Thomasin zu. »Liebe Lady Thomasin, ich hatte gehofft, Sie würden als eine der Ersten erscheinen. Ich zähle auf Ihre freundliche Art, damit die anderen jungen Damen sich wohl fühlen.«
Thomasin errötete gleichfalls und erwiderte sein Lächeln. »Aber sicher, ich helfe gerne, wo immer ich kann«, murmelte sie. Als er sich Madeline zuwandte, wich Thomasins Farbe aus ihrem Gesicht, und sie beobachtete ihn mit einem Blick, der Madeline missmutig erschien, vielleicht sogar verächtlich.
Aber sie hatte keine Zeit, sich über Thomasin Gedanken zu machen, denn Mr. Rumbelow ergriff ihre Hand. Er war nicht so groß, wie sie anfangs gedacht hatte. Nicht größer als sie selbst, genau genommen, aber kräftig gebaut mit breiten Schultern und massigen Armen.
»Bitte, Lady Tabard, stellen Sie mich vor, damit ich meinen unerwarteten Gast begrüßen kann.« Er lachte Madeline mit einem derartigen Charme an, dass ihr ein Schauer den Rücken hinunterlief.
»Diese junge Dame ist Madeline de Lacy von den de Lacys aus Suffolk. Sie ist Thomasins Gesellschafterin und Kammerzofe.« Lady Tabard warf Madeline einen Blick zu, der jeglichen Standesdünkel ihrerseits ersticken sollte.
Aber Madeline konnte sich jetzt nicht mit Lady Tabard befassen. Sie war viel zu vertieft in Mr. Rumbelows unerschütterliches Lächeln.
»Willkommen, Miss de Lacy. Ich bin sicher, Ihre Anwesenheit wird sehr dazu beitragen, Lady Thomasin an unserem kleinen Beisammensein Freude haben zu lassen.«
Er küsste ihr nicht die Hand, aber das musste er auch nicht. Madeline sonnte sich in seiner Aufmerksamkeit, die er ihr ebenso zukommen ließ wie zuvor Lady Tabard und Thomasin. Eine verführerische Sache, die Aufmerksamkeit eines Mannes. Die meisten Frauen bekamen sie bestenfalls in Bruchstücken, aber Mr. Rumbelow verteilte seine Aufmerksamkeiten verschwenderisch wie ein italienischer Gigolo.
Seine Augen weiteten sich, als habe er in ihrem Gesicht etwas entdeckt, und er lächelte, als amüsiere er sich über den Fortgang der Dinge.
Es war Madeline egal, was Rumbelow an ihr amüsierte, denn was sollte es schon groß sein?
Er kehrte zu Lady Tabard zurück und bot ihr den Arm. »Immer herein in meine vorübergehende Behausung. Auch wenn sie nicht so vornehm ist, wie Sie es gewohnt sind.«
Madeline warf einen Blick auf das abscheuliche Gemäuer. Und wie sie es gewohnt war, erst recht nicht. Auch bei näherer Betrachtung wurde das Haus nicht besser.
»Aber ich bin sicher, Sie werden Ihren Aufenthalt genießen.« Mr. Rumbelow geleitete Lady Tabard auf das Haus zu. »Kommt Ihr Ehemann auch bald?«
Thomasin ging hinter Lady Tabard her und Madeline hinter Thomasin, wobei sie interessiert Mr. Rumbelow betrachtete. Nach der geballten Ladung Charme, die er verströmt hatte, besann sie sich nur mit Schwierigkeiten darauf, dass ein Mann, der sauber gewaschen und gut aussehend war, nicht notwendigerweise auch ein guter Mann war.
Nicht, dass sie vor vier Jahren auf eine charmante Fassade hereingefallen war. Nein, sie war auf etwas bei weitem Primitiveres hereingefallen.
Gabriel war weder gut aussehend noch charmant gewesen, sondern ein düsteres, schmuddeliges Biest von einem Mann, das sich nicht um Aussehen und nur wenig um Benehmen scherte.
Dennoch hatte er sie vom ersten Augenblick an interessiert. Ha! Jede Frau hatte sich für ihn interessiert. Er besaß eine Ausstrahlung, die die Aufmerksamkeit der Frauen erregen musste; einen Duft, der einen anzog; changierende grüne Augen, die die Blicke der Frauen festhielten, bis er sich entschied, sie wieder freizulassen. Wenn er sich bewegte ... oh, gütiger Himmel. Er schlenderte mit einer Hüft Bewegung , die so lasziv wie raubtierhaft war. Und seine Hände: breite Handflächen und lange
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