Switching Places 01 - Spiel Mit Der Leidenschaft
weil er dir mit seiner Gleichgültigkeit schon so oft wehgetan hat. Du bist wie eine Schildkröte, die den Kopf nur dann aus dem Sand zieht, wenn es sicher ist.«
Hin- und hergerissen zwischen Befremden und Erstaunen fragte Madeline: »Willst du damit sagen, ich sei ein Feigling?«
»Nur was die Liebe angeht, Cousine.« Eleanor biss sich auf die Lippe. »Aber ich muss dich um Verzeihung bitten. Ich habe kein Recht, so über deinen Vater zu sprechen. Es war überaus freundlich von ihm, mich so viele Jahre bei dir zu lassen.« Wieder brach sich die Entrüstung Bahn. »Aber - dich zu verspielen! Wie schändlich!«
»Ihm hast du das nicht gesagt, oder?« Als Eleanor ein schuldbewusstes Gesicht zog, sagte Madeline: »Nein, hast du nicht. Das hätte er auch nur wieder als Herausforderung betrachtet. Und natürlich wird er beim Spiel des Jahrhunderts dabei sein.« Sie wusste nicht recht, was sie von Eleanors Vorwurf halten sollte. Dass sie die Liebe scheute, glaubte sie nicht. Es war gerade einmal vier Jahre her, dass sie sich aus ganzem Herzen einem Mann verschrieben hatte, der im Ruf stand, ein Glücksritter zu sein. Das zeugte doch wohl von Courage!
Dennoch verspürte sie einen unangenehmen Stich, obwohl sie sich einredete, dass Eleanors Vorwurf nicht zutraf.
»Vergiss, was ich gesagt habe«, bat Eleanor. »Ich habe nicht das Recht, so von dir zu sprechen.«
»Ich habe es schon vergessen.« Das hätte sie auch, hätte sie nicht gewusst, dass Eleanor aus einer Anteilnahme sprach, die über bloße Freundschaft hinausging. Sie standen einander näher als Schwestern, denn sie konnten sich auf keinen sonst verlassen. Aber Madeline hatte nicht gewusst, wie weit Eleanors Überlegungen gingen.
Aus dem Gastraum war gedämpftes Rumoren zu hören. »Wer ist dieser Mr. Rumbelow, und warum stellt er für seine Feierlichkeiten solche Rüpel ein?«, fragte Madeline.
»Ich weiß nicht, vielleicht ist er ja trotzdem respektabel.« Eleanor breitete die beiden Reisemäntel vor dem Feuer aus.
»Das sind die meisten dieser Spieler - bis sie alles verlieren und vor ihren Gläubigern davonlaufen.« Madeline strich sich rastlos übers Haar. »Ich frage mich, ob ich das auch bald tun werde.«
Eleanor stützte die Hände in die Hüften und sagte: »Lord Campion würde uns vielleicht helfen.«
Madeline stockte der Atem, als sie Eleanor den Namen aussprechen hörte. »Nein.«
Mit einer Hartnäckigkeit, die sie selten an den Tag legte, sprach Eleanor weiter. »Ich habe immer geglaubt, er würde dir nachreisen.«
»Ist er aber nicht.«
»Er konnte nicht. Napoleons Seeblockade hat uns abgeschnitten ...«
»Du hast ihn immer schon gemocht.« Es hörte sich wie ein Vorwurf an.
»Ja, ich mochte ihn. Er war immer freundlich zu mir.« Eleanors Augen leuchteten in einem seltenen Ausbruch von Temperament. »Und du hast ihn geliebt!«
»Aber jetzt nicht mehr. Warum müssen wir über Gabriel sprechen?«, sagte Madeline und fuhr in gespielt fröhlichem Tonfall fort: »Soweit ich weiß, ist er verheiratet, hat drei Kinder und das Vierte ist unterwegs.«
»Nein.« Eleanor hörte sich sehr bestimmt an.
Nein. Madeline glaubte es ja selber nicht, aber vielleicht ertrug sie einfach nur die Vorstellung nicht.
»Jedes Mal, wenn ich euch beide zusammen gesehen habe, habt ihr euch gerade geküsst und ... ich habe wirklich um deine Tugend gefürchtet, Maddie!«, sagte Eleanor ungewöhnlich freimütig.
Madeline zuckte zusammen.
»Wann immer ihr zusammen wart, hast du ihn so begehrt« - sie wedelte mit der Hand vage im Kreis herum »dass ich die Leidenschaft schon fast riechen konnte.«
Madeline versuchte es halbherzig mit Spott: »Was weißt du denn schon von Leidenschaft?«
»Ich weiß, ich war eine Klette und prüde dazu, aber damals habe ich es gehasst, deine Gesellschafterin zu sein. Ich musste die Anstandsdame spielen, und du hast mich ständig unter irgendeinem lächerlichen Vorwand weggeschickt, damit ihr zwei euch in den Garten verdrücken konntet, um euch zu küssen.« Eleanor reckte trotzig das Kinn. »Und noch ganz andere Sachen zu machen, fürchte ich.«
Eleanor hatte bisher nie über ihren Unmut gesprochen, weswegen Madeline reumütig antwortete: »Bitte entschuldige, es war ungezogen, so achtlos gegen dich zu sein.«
»Um eine Entschuldigung geht es mir nicht, ich versuche, dir zu erklären, dass du Lord Campion ausfindig machen und um Hilfe bitten sollst!«
»Nein.« Eleanor kannte nicht die ganze Wahrheit, sonst hätte sie nicht
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