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Sydney Bridge Upside Down

Sydney Bridge Upside Down

Titel: Sydney Bridge Upside Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ballantyne
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noch dem einen oder anderen Kunden, zum Beispiel Mrs Kelly, etwas außer der Reihe vorbeibrachte. Ich hatte mich entschieden, Mr Wiggins nicht zu mögen, weil er eine merkwürdige Art hatte, mit Kindern umzugehen. Nicht dass er sie schlug oder anschiss, er schien sich nur kaum für sie zu interessieren. Er wäre nie auf die Idee gekommen, sich mit einem Kind zu unterhalten, wie er sich mit einem Erwachsenen unterhielt, besonders mit Frauen. Den Frauen müssen seine Witze gefallen, sie lachten immer, wenn er mit ihnen sprach. Vielleicht gefiel es ihnen auch, wie er aussah – klein und behaart (Schnurrbart, lange Koteletten, schwarze Tolle), und wenn er ging, schob er den Hintern raus wie ein ganz harter Typ. Ich fand nicht, dass er toll aussah, aber wenn ich daran dachte, was Caroline über Sam Phelps gesagt hatte, war ich mir nicht mehr sicher, ob mein Urteil über das Aussehen der Leute überhaupt noch zählte. Überrascht stellte ich fest, dass Caroline, die wieder am Tisch saß, Mr Wiggins sehr aufmerksam beobachtete. Vielleicht könnte ich sie nachher mal fragen, wie er ihrer Meinung nach aussah.
    »Möchten Sie lang hier bei uns bleiben, Miss Selby?«, fragte er und setzte sich ihr gegenüber.
    »Nicht so lang«, antwortete sie, »man soll Gastfreundschaft nicht überstrapazieren.«
    »Du kannst so lange bleiben, wie du willst, Caroline«, sagte Papa. Er hatte sich den Stuhl auf der Herdseite genommen.
    »Sie kommen zur besten Jahreszeit, Miss Selby«, sagte Mr Wiggins, »lassen Sie sich nicht täuschen von dem Sturzregen, wir werden noch viele schöne Tage haben diesen Sommer.«
    »Das habe ich ihr auch schon gesagt, Chick«, sagte Papa. »Solche Stürme sind zu dieser Jahreszeit eigentlich sehr selten. Wir kriegen bestimmt nicht –«
    »Falls Sie etwas Bestimmtes in der Gegend sehen möchten, dann sagen Sie mir nur Bescheid, ich bringe Sie gern hin«, sagte Mr Wiggins und fügte lachend hinzu: »Ich bin das einzige Taxi hier.«
    »Die Jungs werden sich schon darum kümmern, ihr die schönsten Stellen zu zeigen«, sagte Papa.
    »Wir gehen zum Wasserfall«, sagte Cal.
    »Ich meine, falls Sie etwas weiter rausfahren wollen, Miss Selby«, sagte Mr Wiggins, wobei er weder Papa noch Cal ansah. »Ich kann Sie auch gern mal zum Laden mitnehmen, wenn Sie möchten.«
    Papa lachte. »Chick, ich bezweifle, dass Caroline den Laden so aufregend findet.«
    »Da ist immerhin das nächste Telefon«, sagte Mr Wiggins. »Falls Miss Selby zum Beispiel ihre Familie in der Stadt anrufen möchte? Dann müsste sie das vom Laden aus tun. Ich würd’ sie gern hinfahren.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Mr Wiggins«, sagte Caroline. »Ich glaube nicht, dass ich zu Hause anrufen möchte. Die wissen ja, wo ich bin, sie erwarten keinen Anruf von mir.«
    »Wie gesagt, ich bringe Sie gern hin«, sagte er noch einmal. »Vielleicht haben Sie ja Lust, in Bonnie Brae einzukaufen. Haben die Ihnen schon von Bonnie Brae erzählt?
    »Nein, noch nicht.« Caroline lächelte in Papas Richtung.
    »Wir sind noch nicht dazu gekommen«, sagte Papa, »Caroline ist ja erst seit heute Nachmittag hier.«
    »Bonnie Brae, Miss Selby, ist meine Basis«, erklärte Mr Wiggins. Das Einzige, was sich in dieser Gegend eine Stadt schimpfen darf. Wie wär’s zum Beispiel mit der Kirmes? Bald ist unsere alljährliche Kirmes, vielleicht kann ich Sie hinbringen.«
    »Da fahren wir meistens mit Sandy Kelly hin«, sagte Papa, »er nimmt uns mit im Reo. Ein Plätzchen für Caroline wird sich schon finden.«
    »Da werden Sie aber ganz schön durchgerüttelt, Miss Selby«, sagte Mr Wiggins. »Die Straße ist nicht die beste, hier und dort gefährliche Kurven, wissen Sie, die Steilküste, wenn der Fahrer nicht aufpasst, geht es ganz schön tief runter. Es sind schon einige abgestürzt.«
    »Sandy fährt die Strecke schon seit Jahren«, sagte Papa. »Ich glaube, wir können es riskieren, es ist bisher noch immer gutgegangen. Trotzdem nett, dass du es anbietest, Chick, sehr großzügig von dir.«
    »Aber gern«, sagte Mr Wiggins. »Und wie wär’s mit Pferderennen, Miss Selby? Interessiert Sie das? Nächste Woche Samstag gibt’s eins in Bonnie Brae. Das wär doch was, ich nehm Sie mit zum Pferderennen.«
    »Das ist eher nichts für mich«, sagte Caroline. »Ein einziges Mal habe ich mir das angesehen, seitdem nicht wieder.«
    Mr Wiggins beugte sich vor und betrachtete sie voller Neugier. »Tatsächlich. Und was war es, das Ihnen beim Pferderennen nicht

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