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Sydney Bridge Upside Down

Sydney Bridge Upside Down

Titel: Sydney Bridge Upside Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ballantyne
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eben einen Mr Dalloway erwähnt, Onkel Frank, ich habe mich gerade gefragt, woher ich den Namen kenne.« Wieder sah sie mich an. »Hast du schon von ihm erzählt, Harry?«
    »Klar, hab ich«, sagte ich. »Auf dem Weg vom Hafen. Ich hab doch erzählt, dass er glaubt, wir leben am Ende der Welt.«
    »Ach ja, genau!«, sagte sie. »Ich wusste doch, dass ich den Namen schon mal gehört habe. Hab ich nur vergessen.«
    Papa machte ein ernstes Gesicht. »Aber du hast ihn nicht heute zum ersten Mal gehört, sondern schon vorher? Ist es das, was du sagen willst?«
    Sie überlegte. »Vielleicht, ja, Onkel Frank.«
    »Wie meinst du das?«, fragte Papa. »Kannst du dich nicht erinnern?«
    »Ich hab ihn bestimmt früher schon einmal gehört.« Nach einer Pause sagte sie: »Es war ein langer Tag …«
    »Ja, du wirst bestimmt gut schlafen«, sagte Papa. »Für uns ist es auch schon sehr spät. Wir haben lange genug geredet.«
    Genauer gesagt, er hatte geredet. Cal und ich hatten überhaupt keine Möglichkeit, was zu sagen, und dann kam ja Mr Wiggins. Mr Wiggins war auch nicht besser als Papa, er tat beinahe so, als wäre Caroline nur hier, um sich von ihm vollquatschen zu lassen. Aber morgen, dachte ich, morgen bin ich dran, dann rede ich mit Caroline.
    »Ich lasse dein Rollo runter«, sagte ich, »dann erschrecken dich die Blitze nicht so.« Beinahe wäre mir Papa zuvorgekommen, aber ich rannte gleich los ins Elternschlafzimmer, das auf der Straßenseite lag. Papa hatte es Caroline überlassen, er schlief in einem Abstellraum neben der Küche.
    Cal lief hinter mir über den Flur. Selbst das wollte sich der Kleine nicht entgehen lassen.
    »Sie ist besser als Susan Prosser, oder?«, fragte er.
    »Das wird sich noch zeigen«, sagte ich, dabei wusste ich längst, dass er recht hatte.
    Es regnete noch immer, die Nacht war schwarz. Ich ließ das Rollo herunter.
    »Danke, Harry, ganz lieben Dank«, sagte Caroline. Sie stand in der Tür.
    »Wenn du aufs Klo musst, kannst du zuerst rein«, sagte Cal. »Ich hab dir ja gezeigt, wo es ist.«
    »Ja, und auch dafür ganz lieben Dank.«
    Jetzt kam auch Papa durch den Flur gehumpelt. »Wo Caroline jetzt hier ist, kannst du dir angewöhnen, Bad dazu zu sagen.«
    Aber Caroline schien es nicht zu stören. Als sie fort war, sagte Papa: »Wir haben eine junge Dame zu Besuch, ihr müsst jetzt beide ein bisschen aufpassen, was ihr sagt. Jetzt wird nicht mehr geflucht, und Klo sagen wir auch nicht mehr, Cal. Seid bitte höflich, wir wollen doch nicht, dass eure Cousine ein falsches Bild bekommt. Sie ist ein braves Mädchen.«
    Wir versprachen es.
    »Hoffentlich haltet ihr euch auch an euer Versprechen«, sagte Papa, »und jetzt ab ins Bett mit euch!«
    »Ich muss auch noch da raus«, sagte Cal, »ich geh immer erst aufs Klo, vor dem Schlafanzug.«
    »Ich geh danach«, sagte ich.
    »Wartet, bis Caroline wieder hier ist«, sagte Papa.
    Ihr gelbes Kleid war nass vom Regen, als sie wieder ins Haus kam; sie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar.
    »Tut mir leid, Caroline«, sagte Papa, »ich hätte dir die Öljacke geben sollen.«
    »Gar nicht schlimm, Onkel Frank, ich habe nur ein paar Tropfen abbekommen.« Sie sah uns lächelnd an. »Gute Nacht, ihr drei, ich danke euch, das war ein wunderschöner Empfang.«
    Dann tat sie genau das, was ich mir erhofft hatte. Sie gab uns Küsse. Zuerst war Cal dran, dann ich, dann Papa. Ich glaube, mein Kuss war etwas länger als Cals, leider konnte ich ihr nicht in die Augen sehen – denn sie waren geschlossen. Als Papa an die Reihe kam, rutschte ihm mal wieder die Krücke weg. Hätte er sich nicht an Caroline festgehalten, wäre er wohl hingefallen.
    Cal und ich rannten in die Küche. Cal durfte zuerst raus.
    Papa bemerkte mich nicht, als er durch die Küche in seinen Abstellraum ging. Erst später – wir hatten schon unsere Schlafanzüge an und sprangen auf den Betten herum – wunderte ich mich, wie verträumt sein Blick gewesen war.

4
    Das Komische ist, dass ich erst einmal vergessen habe, was Caroline über Sam Phelps gesagt hat. Am Morgen des dritten Tages ist es mir dann wieder eingefallen. Und zwar waren wir nackt und hatten gerade rumgetollt, da fiel es mir ein. Wir rannten von ihrem Zimmer in unser Zimmer und wieder zurück, immer den Flur rauf und runter und quer durch die Küche. Irgendwann konnten wir nicht mehr, es wunderte mich nicht, als Caroline sich auf ihr Bett fallen ließ, die Decke übers Gesicht zog, und ins Kissen hinein sagte, dass es

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