Sydney Bridge Upside Down
gefegt, allerdings nicht gerade gründlich. Sie hatte auch ein paarmal gekocht, meinte aber, sie käme mit dem Herd nicht zurecht. Papa hatte gesagt, sie solle es einfach lassen, sie sei ja nicht für die Hausarbeit gekommen, außerdem sei er es gewöhnt, sich um das Abendessen zu kümmern, es mache ihm überhaupt nichts aus.
Wie auch immer. Gestern am Strand hatte ich so lange über Susan Prosser nachgedacht, dass ich gar nicht bemerkt hatte, wie Dibs zu Cal in die Dünen gerannt war, vielleicht hatte er sogar gesagt, dass er rüberwollte, aber ich hatte ihn nicht gehört. Erst als Caroline mich küsste, war mir auf einmal klar, dass wir allein waren. Echt schön, auch wenn es einer ihrer kleinen, spitzen Küsse war. Ich lag rücklings im heißen Sand, und genau hier kam nun der Augenblick für die Ewigkeitsabteilung. Bevor ich mich nämlich aufsetzen oder wegdrehen konnte, zeigte Caroline lachend auf meine Badehose und sagte: »Harrys Bengel-Prengel«, und ich wusste natürlich gleich, was sie meinte, denn schon am ersten Morgen beim Fangen hatte sie gesagt, Cal und ich hätten ja sehr süße kleine Prengel, und noch während sie es aussprach, war mit meinem genau das passiert, was nun auch am Strand passierte. Ich dachte in solchen Momenten immer an den Fluss an einem kalten Tag, es funktionierte eigentlich immer, und es funktionierte auch dieses Mal, doch kam es mir so vor, als ließe sich mein Schwanz – meine Bezeichnung – nicht mehr so leicht überlisten wie früher. Ich sagte Caroline, dass ich mal zu Dibs und Cal in die Dünen rüberlaufen wolle, und rannte los. Ich hörte noch, wie sie lachte. Eigentlich störte es mich nicht, dass sie so redete, doch jetzt schämte ich mich sehr, ich flitzte nur so durch die Dünen, ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Hätte ich nur überlegter gehandelt, wäre ich nur bei Caroline geblieben und hätte mit ihr darüber geredet, vielleicht hätte ich sogar den Haarkringel erwähnt. Doch vielleicht war die Idee, in die Dünen zu fliehen, gar nicht so schlecht. Auch wenn mir Carolines Bemerkung eigentlich schmeichelte, war ich doch unruhig, beinahe zittrig geworden, dabei hatte ich überhaupt nichts verbrochen.
Das war es, was mir durch den Kopf schoss, während ich Dibs und Cal über die Felsen hinterherkletterte. Caroline war das schönste Mädchen der Welt, sie kann so oft auf meinen Prengel zeigen, wie sie will, dachte ich, es hat schon seine Richtigkeit damit.
»Schon komisch, am Samstag«, sagte ich vor mich hin. Mir war gar nicht aufgefallen, dass Dibs so nah war.
»Was?«, fragte er, »was ist komisch?«
»Nichts«, sagte ich, beinahe hätte ich verraten, was mir durch den Kopf ging – dass Papa samstags immer zu Hause war, dass wir nach dem Frühstück unser Spiel nicht spielen konnten.
»Komisch, dass ihr gerade hier nach Krebsen sucht«, sagte ich, »hier findet ihr bestimmt keine.«
»Ich weiß«, sagte Dibs, »ich vertreibe mir nur die Zeit. Bis Caroline mit mir schwimmen geht.«
»Woher willst du wissen, dass Caroline schwimmen gehen möchte? Sie hat überhaupt nichts davon gesagt.«
»Sie hat doch ihr Schwimmzeug an«, sagte Dibs.
»Woher willst du das wissen«, sagte ich und packte seinen Arm.
»Hab ich halt gesehen, guck doch mal, wie sie sitzt.«
Ich hielt ihn fest und überlegte, ob ich ihn vom Felsen stoßen sollte, dann wäre er noch früher zu seinem Badevergnügen gekommen als erwartet. Aber eigentlich, fand ich dann, hatte er sich nicht viel rausgenommen. Ich ließ ihn los.
»Du darfst da nicht so hingucken«, sagte ich.
»Musst du gerade sagen!«, rief er lachend.
»Was soll das heißen?«, sagte ich in scharfem Ton.
»Ich hab doch gesehen, wie du immer hinguckst«, sagte er. »Sie hat’s bestimmt auch schon bemerkt.«
»Ich habe garantiert nicht so gestarrt wie du«, sagte ich.
»Du hast halt mehr Möglichkeiten. Wie auch immer«, meinte er, »wart es nur ab, sie wird bestimmt ab jetzt nicht mehr so sitzen.«
»Und warum?«, rief ich und wollte ihn wieder packen. Er wich mir aus, sprang auf den nächsten Felsen.
»Weil Mama es gemerkt hat, ich wette, dass sie gerade mit Caroline darüber spricht«, sagte Dibs. »So Sachen merkt sie nämlich immer, meinen Schwestern sagt sie ständig, sie sollen ihre Unterbuchsen nicht zeigen. Und noch was – sie findet, dass Caroline zu viel Lippenstift trägt. Hat sie neulich gesagt, ich hab’s gehört.«
»Deine Mutter soll sich bloß in Acht nehmen«, sagte ich und sprang auf
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