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Sydney Bridge Upside Down

Sydney Bridge Upside Down

Titel: Sydney Bridge Upside Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ballantyne
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gelohnt hätte. Hatte ich nicht schon zu viel verraten? Sie wartete ab, ob ich noch etwas zu sagen hätte, sie wollte unbedingt, dass ich ihr in die Falle ging.
    »Was hast du da gesagt?«, fragte sie schnell.
    »Also, wenn du es genau wissen willst, ich hab gar nicht gesehen, dass du abends rausgegangen bist.« Ich hatte jetzt alles wieder im Griff. »Hat jemand anders erzählt, ist mir doch egal, ob du abends spazieren gehst.«
    »Ich kann mir schon denken, wer das war«, sagte sie. »Wenn er selbst nicht so ekelige Angewohnheiten hätte, dann würde ihm auch nicht auffallen, wenn abends jemand einen Spaziergang macht.«
    Ich verstand nicht, was sie damit meinte, und ich hatte nicht vor, um eine Erklärung zu bitten, einer von uns würde sich bestimmt ärgern. »Diese Spaziergänge helfen dir bestimmt, den Kopf frei zu bekommen, oder?«, sagte ich. »Wenn du so viel lernst, tut dir das sicher gut.« Ich bemühte mich um einen freundlichen Ton und tat, als würde ich sie darum beneiden, dass sie so schlau war, zu lernen, bis ihr der Kopf schwirrte.
    Sie sah mich überrascht an. »Ja, da hast du schon recht«, sagte sie nachdenklich.
    »Sag mal, hast du eigentlich noch einmal was gehört wegen Mr Dalloway?«, fragte ich, um das Thema zu wechseln.
    »Keine Ahnung, was er vorhat«, antwortete sie.
    »Aber du meinst immer noch, dass er nicht zurückkommt, ja?«, fragte ich.
    »Mit meinen hat das nichts zu tun«, sagte sie, »es ist, soweit ich weiß, die Wahrheit.«
    »Er kommt also zum neuen Schuljahr nicht wieder?«, fragte ich.
    »So sieht es wohl aus.«
    »Und warum nicht?«
    »Ich hab keinen blassen Schimmer«, sagte sie. »Wahrscheinlich gefällt es ihm in der Stadt besser.«
    »Warum wohl?«, fragte ich. Ich stellte mich dumm, um ihr die Illusion zu lassen, dass sie schlauer war als ich.
    »Warum was?«
    »Warum gefällt es ihm in der Stadt wohl besser?«
    »Du weißt ja, wen du da fragen kannst. Ich kenne die Stadt ja nicht.«
    Das war so offensichtlich auf Caroline gemünzt, dass ich sagte: »Gut, dann werde ich sie mal fragen.«
    »Wie oft schreibst du ihr eigentlich?«, fragte sie. Als ich sie verständnislos ansah, fügte sie hinzu: »Deiner Mutter. Schreibst du ihr überhaupt jemals?«
    »Ach, die«, sagte ich. »Die erwartet nicht, dass ich ihr schreibe. Papa erzählt ihr ja alles.«
    »Wirklich? Alles?« Sie wirkte weiter freundlich, doch ich spürte, dass sie mich nervös machen wollte. »Es würde mich doch sehr wundern, wenn dein Vater ihr alles erzählen würde.« Sie wartete. Es war besser, wenn ich mich nicht dazu äußerte. »Ich habe immer ziemlich viel mit deiner Mutter geredet«, sagte sie, »sie würde sich bestimmt freuen, von mir zu hören. Sie bleibt ja wohl eine Weile in der Stadt. Weißt du eigentlich, wann sie zurückkommt?«
    »Nein.«
    Wie furchtbar, dachte ich, wenn Susan Prosser meiner Mutter lange Briefe schreibt, in denen sie alles verpetzt. »Papa sagt, es kann sich nur noch um Tage handeln«, sagte ich, »er meint, vielleicht schon – also, vielleicht schon Ende der Woche.«
    »Aber sicher bist du dir wohl nicht«, sagte sie. »Ich glaube, ich schreibe ihr trotzdem.«
    »Mach das bloß nicht.«
    »Hast du etwa Angst, Harry?«, sagte sie und lachte.
    Ich war sauer, dass sie mich durchschaut hatte, und sagte: »Was soll’s, ist mir doch egal, ob du ihr schreibst. Schreib ihr ruhig, schreib ihr auch, dass Cal und ich in der Fabrik gespielt haben, obwohl sie es strikt verboten hat, und dass wir den Garten nicht so gejätet haben, wie sie es gesagt hat. Schreib ihr ruhig, mache es, es stört mich überhaupt nicht.«
    »Ich hatte gar nicht vor, das zu erwähnen«, sagte sie. »Aber eure Cousine, die würde ich schon erwähnen. Oder hast du was dagegen, Harry?«, sagte sie. Dieser liebliche Ton schien sie selbst nicht zu überzeugen. Auf jeden Fall gab sie mir zu verstehen, dass sie mir eine Menge Ärger machen konnte.
    »Du kennst Caroline ja überhaupt nicht«, sagte ich. »Was willst du Mutter denn über sie erzählen?«
    »Na ja, viel Phantasie braucht man nicht, um –«
    »Was hast du eigentlich gegen sie?«, unterbrach ich. »Wieso bist du eifersüchtig auf jemanden, den du überhaupt nicht kennst?«
    »Ich bin nicht eifersüchtig«, sagte Susan Prosser, nahm ihre Bücher und stand auf.
    »Doch«, sagte ich und versuchte, sie zu packen. Ich muss sie zwingen, mir zu sagen, warum sie auf Caroline eifersüchtig ist, dachte ich. Sie wich aus.
    »Ich hab sie ja gesehen, ich hab

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