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Sydney Bridge Upside Down

Sydney Bridge Upside Down

Titel: Sydney Bridge Upside Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ballantyne
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habe ich nicht.« Die Wahrheit ist, dass ich nach dem Frühstück keine große Lust hatte, durchs Haus zu jagen. Ich hatte nur so getan, als wäre ich enttäuscht, weil sie nicht denken sollte, ich wäre erleichtert. Das hatte sie nun offenbar falsch verstanden.
    »Es ist ja nur vorübergehend«, sagte Caroline lächelnd und lehnte sich leicht an meine Schulter, »in ein paar Tagen ist alles wieder okay.«
    Ich fragte mich, wie sie wissen konnte, dass sie in ein paar Tagen wieder okay sein würde, und fand, dass ein paar Tage Pause gar nicht so schlecht wären. Mir machte unser Spiel nicht mehr so großen Spaß wie am Anfang, eigentlich wäre es mir lieber gewesen, wenn Cal auch mitgemacht hätte, aber er sah ja nicht einmal mehr zu. Er zog sich nach dem Frühstück gleich an und verschwand. Als hätte Caroline nichts zu bieten! Ich fand, dass Caroline immer etwas zu bieten hatte, egal ob sie nackt war oder angezogen. Heute trug sie zum Beispiel eine schwarze Hose und einen schwarzen Pulli, und sie sah darin genauso umwerfend aus wie in ihrem Kleid, das sie auf nackter Haut trug. Cal war wohl einfach zu jung, um das zu würdigen, er verstand nicht, was es bedeutete, ein Mädchen wie Caroline im Haus zu haben. Später, wenn er älter ist, wird es ihn ärgern, dass er den ganzen Spaß verpasst hat, dachte ich.
    Und warum war ich auf unsere morgendlichen Spiele plötzlich gar nicht mehr so scharf? Ich wusste genau, warum, und runzelte die Stirn.
    »Harry, hast du jetzt schlecht geschlafen oder nicht?«, fragte Caroline. Ihr Gesicht war so nah an meinem, dass ich bis auf den Grund ihrer Augen sehen konnte. »Du bist so blass. Mal sehen, wie wir dich aufmuntern können.«
    »Es ist nur wegen der Wäsche«, sagte ich und führte das nächste Laken in die Mangel, erst im letzten Moment zog ich die Finger weg. »Es ist einfach zu viel. Papa hat’s ja auch gesagt, es hat sich zu viel angesammelt.«
    »Dann lass mich mal an die Mangel, Harry«, sagte sie und versuchte, meine Hand von der Kurbel zu lösen.
    »Lass das!«, sagte ich und zog meine Hand weg, bevor sie sie zu fassen bekam. »Hör auf, Caroline, ich bin ja gleich fertig.«
    Jetzt war sie offenbar beleidigt, traurig sah sie mich an.
    »Tut mir leid«, sagte ich und hielt ihr meine Hand hin. »Hier.«
    Sie nahm sie nicht. Sie wandte sich zur Tür. Bevor sie aus dem Waschhaus trat, blieb sie stehen: »Ich glaube, ich gehe heute Nachmittag spazieren, vielleicht gehe ich mal runter zum Laden.«
    »Tu das nicht«, sagte ich, weil ich wusste, dass Mr Wiggins nachmittags immer irgendwo in der Nähe war. »Wollen wir nicht lieber zur Höhle gehen? Oder runter zum Hafen …?«
    »Nein, heute lieber nicht«, antwortete sie, ohne sich umzusehen. »Ich gehe heute mal woanders hin.«
    »Wie wär’s denn mit dem Wasserfall?«, schlug ich vor, wenn wir früh genug losgingen, dachte ich, könnten wir den Fluss überquert haben und auf dem Pfad zum Wasserfall sein, bevor Mr Wiggins auftauchte.
    »Nein«, sagte sie, »ich gehe lieber runter zum Laden.«
    »Aber was willst du da?«, fragte ich.
    »Vielleicht telefoniere ich mal«, sagte sie. »Irgendjemand hat erzählt, dass man nur im Laden telefonieren kann.«
    »Bestimmt Mr Wiggins!«, rutschte es mir heraus. Ich war bestürzt, ihre Frage nach dem Telefon konnte nur eins bedeuten – dass sie abreisen wollte.
    »Mr Wiggins?«, sagte sie und sah mich endlich an. Ich muss komisch ausgesehen haben, denn als sie mich anschaute, veränderte sich ihr gesamter Ausdruck. Als sie sich mir zuwandte, lag noch ein Lächeln auf ihren Lippen. Dieses Lächeln war ihr nun vergangen. »Harry?«
    Sie trat auf mich zu. »Es war Mr Wiggins, der dir von dem Telefon erzählt hat«, sagte ich schnell, »an dem Abend, als er von der Kirmes erzählt hat. Hast du eigentlich vor, mit ihm zur Kirmes zu fahren?«
    »Mach dir mal keine Gedanken wegen Mr Wiggins«, sagte sie und nahm meine Hand. »Mit dem fahre ich bestimmt nicht.«
    »Wenn du willst, haben wir nichts dagegen«, erklärte ich, das Blut schoss mir in den Kopf. Sie küsste meine Hand. »Papa hat gesagt, du musst es wissen. Er hat gesagt, du sollst tun, was für dich das Richtige ist. Du kannst mit Mr Wiggins fahren oder im Reo von Mr Kelly …«
    »Deine Hand ist ja ganz kalt, Harry. Was hast du denn? Du musst dich eine Weile hinlegen, ich weiß was, ich mach dir eine heiße Zitrone.«
    »Ist nur, weil ich die Hand die ganze Zeit im Wasser hatte«, sagte ich, »sonst ist alles in

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