Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sydney Bridge Upside Down

Sydney Bridge Upside Down

Titel: Sydney Bridge Upside Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ballantyne
Vom Netzwerk:
begeistert, er zwinkerte nämlich nicht zurück.
    Das war also der Grund, warum ich den tiefen Rücken von Sydney Bridge Upside Down streichelte und Sam Phelps erklärte, was für ein tolles Pferd er hatte. Er sollte nicht spüren, wie nervös ich war, dass Caroline so lange an Bord der Emma Cranwell blieb. Er sollte nur bald Kapitän Foster Bescheid geben, dass es für Caroline an der Zeit sei, von Bord zu gehen. Auf mich hätte Kapitän Foster sicher nicht gehört, auf Sam Phelps schon.
    Aber Sam Phelps sagte nichts dergleichen. Es lag wohl daran, dass er ohnehin nicht gern redete. Früher war das anders gewesen, Papa hatte erzählt, dass er sogar ganz gern redete, bevor seine Tochter fortlief und sein Haus abgerissen wurde, aber Papa meinte auch, dass er immer schon launisch und unberechenbar gewesen ist, man wusste nie so recht, wo man bei ihm stand. Aber ich wusste ja auch, dass er sich ganz gut mit Caroline vertrug (schließlich hatte er ihr erlaubt, auf seinem Pferd zu reiten, da mussten sie auch miteinander geredet haben), möglich, dachte ich, dass Carolines Anwesenheit auf dem Schiff ihm Anlass genug sein würde, eine kleine Rede zu halten. Vielleicht sogar eine zornige Rede. Die durfte ich natürlich auf keinen Fall verpassen.
    Ich war in Gedanken so mit Caroline und den Seeleuten und Sam Phelps Rede beschäftigt, dass mir nicht aufgefallen war, dass Cal und Dibs zu der komischen Treppe hinübergegangen waren, weil Kapitän Foster gesagt hatte, sie sollten ihm aus den Füßen gehen.
    Deshalb strich ich dem Pferd noch einige Male über den Rücken, als ich die Hilferufe hörte. Ich hatte das Gefühl, dass ein dünnes, furchtsames Stimmchen in meinem Inneren um Hilfe rief. »Hilfe, Hilfe!«
    Dann sah ich, wie Sam Phelps zum Kai rannte. Die Rufe wurden immer lauter, sie kamen wohl doch nicht aus meinem Inneren.
    Ich lief Sam Phelps hinterher, wir kamen beinahe zeitgleich an der Treppe an. Er blieb stehen, ich nicht. Ich rannte hinunter, so schnell ich konnte, beinahe so, als wäre es eine normale Treppe, ich flog über die Stufen wie in der Fabrik, wenn ich die schmalen Tritte hinaufsprang, beinahe ohne sie zu berühren.
    Ich hatte keine andere Wahl. Ich hatte schon von oben gesehen, was passiert war. Dibs steckte mit dem linken Fuß zwischen zwei Stufen fest und versuchte, sich zu befreien. Es war seine Stimme gewesen, die gerufen hatte.
    Cal war im Wasser. Ich konnte nur sein bleiches Gesicht sehen, das immer mal wieder zwischen den Wellen hervorschaute. Es tauchte kurz auf, dann ging es wieder unter. Er hatte die Augen weit aufgerissen, er schnappte nach Luft, er kriegte keinen Laut heraus. Als ich unten im Kahn war, wusste ich, dass es mir gelingen würde, ihn an den Haaren herauszuziehen, wenn er noch ein einziges Mal hochkam. Eigentlich war es merkwürdig, dass ihn die gefährliche Strömung noch nicht erfasst hatte. Er war immer wieder an derselben Stelle aufgetaucht.
    Ich streckte mich weit über die Bordkante und dachte, er kommt bestimmt nicht noch mal hoch. Doch gerade, als ich dachte, ich müsste selbst ins Wasser springen, sah ich ihn. Ich erwischte ihn an den Haaren, zog ihn heran und zerrte ihn in den Kahn.
    Er lag da und sah mich an und sagte kein Wort. Er war totenbleich.
    »Du bist ja fast ertrunken«, sagte ich.
    Es sah mich einfach nur an.
    »Warum hast du denn nicht versucht, dich am Kahn festzuhalten?«, fragte ich. »Warum hast du denn –«
    »Alles in Ordnung, Kleiner?«, fragte Sam Phelps. Er hielt sich mit der Hand am Kahn fest und beugte sich weit herein, um einen Blick auf Cal zu werfen.
    Cal nickte.
    »Er wäre fast ertrunken«, sagte ich zu Sam Phelps. Dibs versuchte immer noch, seinen Fuß zu befreien. »Was war denn los?«, rief ich, »hast du ihn etwa geschubst?«
    »Er ist gestolpert«, sagte Dibs. »Er ist so schnell zum Kahn gerannt, dass er rübergefallen ist.«
    »Wehe, du hast ihn geschubst, dann –«, sagte ich.
    »Hab ich aber nicht«, sagte Dibs. »Oder, Cal?«
    »Bin gestolpert«, sagte Cal und schnappte nach Luft.
    »Du hast Schwein gehabt«, sagte ich, »du wärst fast ertrunken.«
    Sam Phelps hob Cal auf und trug ihn zum Kai hinauf. Ich blieb bei Dibs und half ihm, seinen Fuß zu befreien, der geschwollen und voller Schrammen war. Dann ging auch ich hinauf. Dibs kroch hinter mir her.
    Die Kisten, die Kapitän Foster erwähnt hatte, wurden von Bord der Emma Cranwell gebracht. Cal saß auf einer solchen Kiste. Sam Phelps stand daneben. Gemeinsam sahen sie den

Weitere Kostenlose Bücher