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Sydney Bridge Upside Down

Sydney Bridge Upside Down

Titel: Sydney Bridge Upside Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ballantyne
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und sagte: »Oh.«
    »Was ist?«, fragte ich und musste wieder den Petticoat ansehen.
    »Es ist das Kleid, das ich anhatte, als ich hier angekommen bin«, sagte Caroline. »Also gut, das kann ich natürlich nicht tragen. Dann ziehe ich halt das blaue an.«
    »Ja, gute Idee«, sagte ich. Oje, dachte ich, das blaue mit dem tiefen Ausschnitt. Wenn sie sich nur ein wenig vorbeugte, erlaubte es einen sehr tiefen Einblick.
    Sie trug also das blaue Kleid, als wir zum Hafen kamen. Es flatterte im Wind wie das gelbe und hatte außerdem noch den Nachteil, dass es so weit ausgeschnitten war.
    Das Schiff krängte stark und stampfte, wie Dibs gesagt hatte. Als ich die Emma Cranwell so in dem schweren Seegang sah, fiel mir wieder meine eigene stinkige Überfahrt ein. Gut, dass Caroline mit ihren eigenen Gedanken und Erinnerungen beschäftigt war, wie sie auch aussehen mochten.
    Sie sah offenbar ganz gern zu, wie das Schiff sich herankämpfte, es machte ihr nichts aus. Dibs und Cal sahen ebenfalls fasziniert zu.
    Ich dagegen konnte nicht hinsehen. Ich wandte mich ab und stand Sydney Bridge Upside Down gegenüber. Er war von hinten herangeschlichen, ich hatte ihn überhaupt nicht gehört.
    Wie alt seine Augen waren. Sie sahen mich traurig an, als wüssten sie etwas über mich. Er wusste offenbar, wer ich war.
    Jetzt sah ich auch Sam Phelps, der neben dem Pferd stand. Auch er sah mich eindringlich an.
    Ich bemühte mich nur, dem Blick von Sydney Bridge Upside Down standzuhalten.
    So freundlich, wie ich nur konnte, sagte ich: »Tut mir echt leid, alter Knabe, ich habe keinen Zucker dabei. Vielleicht haben ja die Seeleute daran gedacht.«
    »Ahoi!«, rief Dibs.
    »Hallo, Kapitän Foster!«, rief Caroline.
    »Der hört dich nicht«, erklärte Cal. »Der Wind kommt aus der falschen Richtung.«
    »Ich sehe ihn ja auch gar nicht«, rief sie lachend.
    Der Blick des alten Pferdes machte mich langsam nervös. Außerdem fiel es mir schwer, dem Blick von Sam Phelps auszuweichen. Ich wusste ja, dass er mich nicht aus den Augen ließ, weil er es nicht leiden konnte, wenn ich beim Anlegen im Weg stand. Vermutlich überlegte er sich gerade, ob Carolines Anwesenheit Grund genug war, mich in Ruhe zu lassen.
    »Wahrscheinlich besser, wenn Mr Phelps die Leine annimmt«, sagte ich zu Dibs, und zwar so laut, dass Sam Phelps es hören musste. Damit ihm klar war, dass ich auf seiner Seite stand.
    Aber Dibs ignorierte mich. »Ahoi!«, rief er immer wieder.
    »Ahoi, Kapitän Foster!«, rief Caroline.
    Ein Matrose stand bereit, die Leine zu werfen, die Lücke zwischen Schiffswand und Kai wurde immer kleiner.    
    Ich stellte mich neben Dibs, weil ich helfen wollte, das Seil um den Poller zu legen.
    Als der Matrose die Leine warf, versuchte Dibs, mich wegzuschubsen. Ich schubste zurück.
    Nun war ich derjenige, der die Leine fing. Und sie um den Poller legte.
    Caroline bekam von alldem nichts mit.
    Sie bekam es nicht mit, weil sie die ganze Zeit winken musste. Als Kapitän Foster auf die Landungsbrücke trat, erwartete sie ihn schon am Kai. Er schien sehr froh, sie zu sehen und einen ihrer Küsse zu bekommen, ich konnte leider nicht hören, was sie sagten. Es war, als hätte Caroline mich völlig vergessen, als wäre ich nur ein Kind, das sie eine Zeitlang abgelenkt hatte, während sie auf die Rückkehr der Emma Cranwell wartete. Jetzt kümmerte sie sich überhaupt nicht mehr um mich, was mich sehr bedrückte.
    Noch bedrückter wurde ich, als Caroline an Bord ging, ohne auch nur einen Blick zurück zum Kai zu werfen oder vielleicht zu fragen, ob wir mitkommen dürften.
    Durften wir natürlich nicht.
    Dibs versuchte es trotzdem. Als Caroline im Schiff verschwunden war, begann der Kapitän gleich, sich mit Sam Phelps zu unterhalten. Dibs stellte sich vor sie und erinnerte den Kapitän daran, dass er mal die Erlaubnis bekommen hatte, den Maschinenraum zu besichtigen. Ob er wohl noch mal schauen dürfe?
    »Nein, jetzt nicht, Kleiner«, sagte Kapitän Foster. »Wir müssen erst ein paar Kisten ausladen, es wäre eine Schande, wenn eins von euch Kindern darunter geraten würde. Am besten gehst du da rüber und wartest, bis Sam Phelps mit dem Ausladen fertig ist.«
    »Und was ist mit Caroline?«, fragte Dibs. »Warum haben Sie ihr erlaubt raufzugehen?«
    »Mach dir keine Sorgen, Kleiner, ihr wird schon nichts zustoßen«, sagte Kapitän Foster und zwinkerte Sam Phelps zu. Es war ein Zwinkern, das mir überhaupt nicht gefiel, auch Sam Phelps schien nicht gerade

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