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Sydney Bridge Upside Down

Sydney Bridge Upside Down

Titel: Sydney Bridge Upside Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ballantyne
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Jetzt sah er mich doch. »Sag mal, Harry, hast du deine Cousine gesehen? Wo kann sie nur sein?«
    »Ich glaube, sie ist mit Papa und Mr Kelly zum Rob Roy Hotel gegangen«, sagte ich. »Sie wollten ihr ein paar Leute vom Kirmeskomitee vorstellen.«
    »Ach ja?«, sagte er. »Da ist sie also hin, ja?«
    »Ich glaube schon«, sagte ich. »Ich meine, sie hätten so was gesagt.« Das wär jetzt ein guter Zeitpunkt für ihn gewesen, sich in Richtung Rob Roy zu verabschieden. Das Hotel war nur zwei Straßen entfernt.
    Er sah auf die Uhr. »Ah, da fällt mir ein, ich habe auch noch mit ein paar Leuten vom Komitee zu reden, dann gehe ich da wohl mal rüber. Viel Spaß noch, Kleiner.« Und schon verschwand er in Richtung Hotel.
    »Tut mir leid, Harry, dass es so lang gedauert hat, die Schlange war ganz schön lang«, sagte Caroline ungefähr drei Sekunden später. »Und? Wohin gehen wir jetzt?«
    Die drei Halbstarken waren verschwunden, wahrscheinlich hatten sie es mit der Angst bekommen, als ich mich mit Mr Wiggins unterhielt.
    »Was hältst du davon, wenn wir einmal ganz raufgehen und nachsehen, was auf der Koppel so los ist?«
    »Gut, ja«, sagte Caroline, und dann: »Sag mal, Harry, der Bruder von Dibs – der mit dem Motorrad – wollte der eigentlich auch zur Kirmes?«
    »Ja, der muss hier irgendwo sein«, sagte ich. »Vielleicht ist er ja drüben bei der Koppel. Dibs und Cal wollten ihn suchen, vielleicht haben sie ihn längst gefunden.«
    »Ganz schön mutig, der Kerl, was?«
    »Ja, mutig ist er auf jeden Fall.«
    Sie ging jetzt etwas schneller, was mir nur recht war, je schneller wir vom Rathaus wegkamen, desto besser.
    Kurz vor der Koppel entdeckte ich sechs Cowboys, die sich in einer 3–2–1-Formation zu einer Pyramide aufgestellt hatten. Die drei in der unteren Reihe zogen Grimassen, um zu zeigen, wie schwer die anderen waren, die oberen grinsten, weil sie nichts zu tragen hatten.
    Caroline trat nah heran, es schien ihr Spaß zu machen, die Dinge – und Gesichter – aus nächster Nähe zu betrachten.
    Wieder klickte sie mit dem Portemonnaie. Sie solle lieber warten, bis sie ihre Saltos gemacht hätten, erklärte ich, ohne Saltos sei es eigentlich nicht besonders schlau, eine Pyramide zu machen.
    Es kamen aber keine Saltos. Sie machten nur ihre Faxen und zwinkerten Caroline zu, sogar die unteren drei.
    Caroline winkte ihnen.
    »Das werden die nicht lange aushalten, so rumzustehen«, sagte ich. Ich nahm ihre Hand und hielt sie fest und führte meine Cousine durch die Menge.
    »Sie haben das nicht nur aus Spaß gemacht«, sagte Caroline, »es war für die Rettungsschimmer. Hast du das Schild nicht gesehen?«
    »Na ja, wenn sie Geld haben wollen, dann müssen sie auch was tun«, sagte ich. »Was soll denn an einer Menschenpyramide so toll sein?«
    »Ach, Harry.«
    »Was denn?«
    »Ich weiß, warum du das sagst«, meinte sie. »Weil du dich nicht amüsierst. Warum amüsierst du dich nicht, Harry?«
    »Ich amüsier mich doch«, sagte ich und blieb stehen. Caroline war nämlich auch stehen geblieben. Ich zog an ihrer Hand. Sie ging ein paar Schritte mit, blieb aber gleich wieder stehen, offenbar wegen der Band, die gerade hinter uns auf der Bühne loslegte. Sie sah sich um.
    »Können wir uns später angucken«, sagte ich. »Die spielen den ganzen Tag.«
    »Hmm, was?«, sagte sie. Sie schien mich ganz vergessen zu haben.
    »Ich find’s klasse hier«, sagte ich und sah mir die Gesichter in der Menge an. »Du meinst bestimmt nur, dass ich mich nicht amüsiere, weil –«
    »Das ist Painting the Clouds with Sunshine !«, sagte sie.
    »Die wissen also auch, wie es da oben aussieht«, sagte ich beleidigt, sie hatte mich wirklich vergessen. »Der Himmel ist auch nicht mehr so blau wie vorhin.«
    »Mein armer Harry«, sagte sie und sah mich traurig an. Sie hatte wohl inzwischen gemerkt, dass ich keinen Spaß hatte, weil ich überall Feinde witterte.
    »Ach, es ist nur, weil die Schule Montag anfängt«, sagte ich. »Das geht mir nicht aus dem Kopf, leider.«
    »Dann kannst du aber wieder mit deinen Klassenkameraden spielen«, sagte sie. »Ich dagegen habe dann niemanden, mit dem ich spielen kann, Harry, ich bin den ganzen Tag allein.«
    »Wenn ich aus der Schule komme, machen wir was«, sagte ich, »die Sonne geht ja viel später unter.«
    »Tagsüber werde ich dann wohl an meiner Autobiographie schreiben. Genau, ich schreibe meine Lebensgeschichte auf, während du im Unterricht sitzt.«
    Ich war drauf und dran, ihr

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