Sydney Bridge Upside Down
ging weder vor noch zurück. Dann schaue ich mir halt das Rennen an, dachte ich trotzig, Caroline wird schon allein zurechtkommen.
Ein Wahnsinnsrennen war das, vier Rennmaschinen, die Fahrer waren phantastisch, sie rasten immer wieder um die Wiese, ohne nur ein einziges Mal hinzuknallen. Es wurde geschnitten und gedrängelt, die Räder schlitterten, ich wartete nur darauf, dass einer hinfallen und sich verletzen würde, aber bis zum dritten Rennen passierte praktisch nichts, und bis dahin hatte ich auch Caroline vergessen. Erst als ein paar verletzte Fahrer von der Wiese getragen wurden, als es auf einmal ziemlich still war, fiel sie mir wieder ein. Wo ist sie eigentlich?, dachte ich plötzlich.
Ich drängte mich durch die Menschenmenge und fand bald Dibs und Cal. Sie wollten gerade zur Hauptstraße laufen, als ich mich ihnen in den Weg stellte.
»Ha, du hast Buster nicht gefunden!«, rief Dibs, »wir waren schneller!«
»Ich hab ihn auch gar nicht gesucht«, sagte ich. »Wo wollt ihr denn hin?«
»Buster ist gleich dran«, sagte Dibs aufgeregt. »Wir müssen Papa Bescheid sagen, Buster will, dass Papa sieht, wie er durch den Feuerreifen springt. Komm, Cal, wir haben keine Zeit!«
Ich rannte ihnen hinterher. »Was hat Buster denn vor?«, rief ich, als ich Dibs eingeholt hatte. »Er will durch einen Feuerreifen springen?«
»Ja, gleich als Nächster ist er dran«, rief Dibs, ohne stehen zu bleiben. »Komm, Cal, komm, ich weiß, wo Papa ist!«
Ich rannte hinterher, erst als ich Caroline entdeckte, blieb ich stehen.
Caroline versteckte sich vor Mr Wiggins.
Mir war sofort klar, was da los war. Caroline drückte sich in den Eingang eines Geschäfts, und Mr Wiggins mit seinem angeklebten Bart ging langsam vor ihr über die Straße. Er suchte alles ab, sah nach rechts und nach links, er war eindeutig auf der Suche nach Caroline.
Dann entdeckte er mich. Und kam auf mich zu.
Nicht so schlimm, dachte ich. Immerhin bedeutete es, dass Caroline hinter ihm war.
Tatsächlich war ich gerade noch rechtzeitig gekommen.
»Hallo, Mr Wiggins«, sagte ich, bevor er noch den Mund aufmachen konnte. »Haben Sie den Wettbewerb gewonnen? Einen größeren Bart als Ihren habe ich nirgends gesehen, Sie haben bestimmt den größten Bart auf der ganzen Kirmes!«
Die Band spielte, wir waren ziemlich nah an der Bühne, wahrscheinlich konnte er mich gar nicht hören. Auf jeden Fall erwähnte er den Bart nicht, er sagte nur: »Deine Cousine war aber nicht im Rob Roy, Kleiner. Hast du sie inzwischen mal gesehen?« Wieder diese freundliche Stimme, wieder ließ ich mich nicht täuschen.
»Mr Wiggins, Buster Kelly springt gleich durch den Feuerreifen!«, rief ich hastig und zeigte in Richtung Koppel. »Alle sind da, um Buster zu sehen, bestimmt auch Caroline!«
Er nickte, zwischen all den Haaren blitzten seine Augen. Er ging ein paar Schritte, dann sah er sich noch einmal nach mir um. »Und warum bist du nicht an der Koppel?«
»Ich hole Papa, er darf das nicht verpassen«, sagte ich.
Er ging weiter, sah sich aber immer noch um. Schließlich war er weit genug weg, Caroline war in Sicherheit.
Sie hatte natürlich mitbekommen, wie ich sie vor Mr Wiggins bewahrt hatte, aber als ich zu ihr ging, sagte sie nichts dazu. Sie tat sogar, als wäre sie überrascht, mich zu sehen, als wäre ich der Letzte, den sie erwartet hatte. Sie hielt ein Gipshündchen in der Hand, das große Ähnlichkeit mit der Puppe hatte, die sie an der Ringelbude gewonnen hatte.
»Harry!«, rief sie, als ich schon beinahe vor ihr stand, »Harry, wo warst du denn die ganze Zeit?«
»Wo warst du denn?«, fragte ich.
»Ich habe Mrs Kelly getroffen, wir haben uns die Stände angeschaut und sind dann zum Wagen zurückgegangen. Auf dem Weg habe ich die Preise abgeholt, aber das Hündchen habe ich vergessen, ich habe es eben mitgenommen. Ich schenke es Mrs Kelly, da wird sie sich bestimmt freuen.« Stolz hielt sie mir das Hündchen hin, aber ich würdigte es keines Blicks.
»Ich habe dich überall gesucht«, sagte ich.
Ich sah Papa und Mr Kelly, davor liefen Dibs und Cal. Papa war genauso schnell wie die anderen, trotz Krücke.
Caroline sah sie nicht, und ich machte mir auch nicht die Mühe, sie darauf hinzuweisen, am Ende wäre sie noch auf die Idee gekommen, sich ihnen anzuschließen.
»Ich konnte dich nirgends finden«, sagte ich.
»Ja, Mensch, du hast mich nicht gefunden? War’s schlimm?«, fragte sie.
Ja, es war schlimm, aber das habe ich nicht gesagt. Es
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