Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sydney Bridge Upside Down

Sydney Bridge Upside Down

Titel: Sydney Bridge Upside Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ballantyne
Vom Netzwerk:
an unsere Bude, als sie Caroline mit den Ringen sahen. Es war niemand dabei, den ich kannte.
    Tatsächlich gewann meine wunderschöne Cousine die Vase. Und noch eine Schachtel Pralinen, ein Gipshündchen und ein paar andere Kleinigkeiten, sie räumte richtig ab. Ich war damit beschäftigt, uns den Rücken freizuhalten, ich blickte mich ständig um, deshalb sah ich nicht jeden ihrer Würfe, was ich aber bemerkte, war, dass der Blonde zwei-, dreimal ein wenig nachhalf, wenn die Ringe nicht ganz genau auf den Preisen landeten. Ich hatte leider nicht so viel Glück, keiner meiner zwölf Ringe blieb irgendwo hängen.
    »Ich mache dir einen Vorschlag«, sagte der Kerl, als ich Caroline endlich so weit hatte, dass sie keine Ringe mehr nachkaufte. »Lass deine Preise einfach hier, du kannst dich in Ruhe umsehen und sie später abholen.«
    »Das ist aber nett von dir!«, rief Caroline, lächelte von unten seine weißen Zähne an, wobei sie sich weit in die Bude lehnte. »Wir holen sie auf dem Rückweg ab.«
    »Kann’s kaum erwarten«, sagte er und setzte wieder sein blödes Grinsen auf.
    »War das nicht aufregend!«, rief sie und drückte mir ein paar Münzen in die Hand. »Schenke ich dir«, sagte sie, »du hast mir Glück gebracht.« Und bevor ich mich wegducken konnte, gab sie mir einen Kuss auf den Mund. »Und den auch noch.«
    Ich war knallrot, ich spürte das Pochen hinter den Schläfen. Wie konnte sie mich nur so küssen, bei all den Leuten hier? Am liebsten hätte sie bestimmt auch noch den Blonden geküsst, so aufgeregt war sie.
    Ich schwieg und steckte die Münzen in die Tasche, ohne sie anzusehen.
    »Oh, da muss ich mal hin«, sagte sie, als wir ein paar Meter gegangen waren.
    Ich dachte, sie wollte ins Rathaus. Auf den Postern hatten wir gelesen, dass dort eine Pionierparade stattfinden sollte. Die größten und schönsten Bärte sollten ausgezeichnet werden.
    Aber sie musste nur zum Damenklo neben dem Rathaus.
    »Ich muss mal für kleine Mädchen, wartest du hier, Harry?«, sagte sie. »Dann schauen wir, was wir noch für tolle Sachen finden.«
    »Klar«, sagte ich und klimperte in der Tasche mit den Münzen. Mehrere Frauen waren auf dem Weg dahin, da war bestimmt eine Schlange.
    Wie viel hatte sie mir wohl gegeben? Ich konnte es nicht ertasten, ich wollte das Geld aber auch nicht aus der Tasche nehmen. Ich hatte nämlich drei halbstarke Typen entdeckt, die ganz in der Nähe standen und mich beobachteten. Ich hatte sie schon beim Ringwerfen gesehen, sie hatten zugeschaut, als Caroline die Preise abräumte. Wahrscheinlich hatten sie auch gesehen, wie sie mir das Geld in die Hand drückte. Vielleicht hatten sie sogar gesehen, dass sie Scheine im Portemonnaie hatte. Ich selbst war ja auch erstaunt gewesen, dass sie so viel Geld hatte. Ich muss aufpassen und die Jungs im Auge behalten, dachte ich, und –
    Da packte mich jemand am Arm. So schnell konnte ich die Hand nicht aus der Tasche nehmen, ich hatte keine Möglichkeit, mich loszumachen.
    Ich wurde herumgewirbelt …
    Und wer war es, der mich so fest am Arm hielt? Kein anderer als Onkel Pember!
    Zumindest dachte ich das im ersten Moment. Nur eine Sekunde später erkannte ich Mr Wiggins mit seinem schwarzen Rauschebart.
    Mr Wiggins war in einer Weise behaart – er hatte einen Schnurrbart, lange Koteletten und eine fette Tolle –, dass der lange Bart auch noch das Letzte, was von seiner eigentlichen Person zu erkennen war, verdeckte, es war, als bestünde er nur noch aus glühenden Augen und scharfen Zähnen.
    »Na, junger Mann«, sagte er in einem Ton, der so freundlich war, dass es mir eiskalt den Rücken runterlief, »hast du Spaß?«
    »Ja, danke, Mr Wiggins.«
    Endlich ließ er mich los. Ich rieb mir den Arm.
    »Wartest du auf die Parade?«, fragte er und sah zum Rathaus hinüber. »Glaubst du, ich hätte eine Chance, den Bartwettbewerb zu gewinnen?« Er sah sich um.
    »Sie haben einen mächtigen Bart.« Das klang ein bisschen zu freundlich. »Ich dachte, die Bärte müssen echt sein«, fügte ich an.
    Hatte er nicht gehört, weil er so damit beschäftigt war, sich umzusehen. »Was hast du gesagt, Kleiner?«
    »Müssen die Bärte nicht echt sein?« Hoffentlich stand Caroline noch in der Schlange.
    »Nee, nee«, sagte er, sein Blick flitzte hierhin und dahin, alles sah er, nur mich nicht.
    »Ich warte auf meinen Bruder«, sagte ich. »Wir gucken uns die Parade an. Haben Sie meinen Bruder zufällig gesehen, Mr Wiggins?«
    »Deinen Bruder? Nein.«

Weitere Kostenlose Bücher