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Sydney Bridge Upside Down

Sydney Bridge Upside Down

Titel: Sydney Bridge Upside Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ballantyne
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gehen?«
    Wir schlenderten über die Mole zurück zum Kai. Zum ersten Mal hatte ich keine Angst vor Sam Phelps, wahrscheinlich, weil ich so viel stärker geworden war. Es fühlte sich gut an, ich hatte vor niemandem mehr Angst.
    »Lass mich mal zuerst mit Sam Phelps reden«, sagte ich zu Bruce, wir waren schon kurz vor dem Wollschuppen. »Er mag keinen unerwarteten Besuch, erst recht nicht von Fremden.«
    »Wohl ein Eremit, was?«, sagte Bruce.
    »Ein was?«, fragte Cal. Er balancierte über eine der Schienen, die Sam Phelps für seine Lore benutzte.
    »Er lebt wohl sehr zurückgezogen?«, fragte Bruce.
    »Ja, ziemlich«, antwortete ich, »Papa hat gesagt, dass er früher anders war. Dann ist seine Tochter abgehauen, und sein Haus wurde abgerissen. Deshalb ist er jetzt ein bisschen kauzig. Aber ich kann mit ihm umgehen, ich mach das schon.«
    »Harry mag er überhaupt nicht«, sagte Cal und sprang von der Schiene.
    »Wie kommst du denn darauf?«, sagte ich. »Wir kommen ganz gut klar, der Alte und ich, er ist ja ganz nett.«
    »Nicht dein Ernst, oder?«, rief Cal und lachte.
    »Ich habe nichts gegen Sam Phelps, überhaupt nichts«, sagte ich. Cal war heute ganz schön vorlaut.
    »Hast du das gehört, Dibs?«, sagte Cal. »Hast du gehört, was Harry gesagt hat? Was für ein Quatsch!«
    »Nein, hab nichts gehört«, sagte Dibs und sah ihn nicht an. »Die Planken hier am Ende des Kais sind ziemlich wacklig, die muss Mr Phelps wohl ersetzen. Die Kaimauer hat ja schon ein paar Jahre auf dem Buckel, früher war hier bestimmt viel mehr los. Was meinst du, Harry? Damals, als die Fabrik auf vollen Touren lief, da ist hier bestimmt eine Menge verladen worden.«
    Es gefiel mir, dass Dibs sich solche Mühe gab, freundlich zu sein. Zum Dank trampelte ich auf einer Planke herum, um sie zu testen. »Stimmt, ziemlich wacklig. Mr Phelps wird sich drum kümmern müssen, sonst passiert ihm hier noch was. Wär doch schlimm«, sagte ich und sah Cal an, der mich die ganze Zeit angestarrt hatte, »wär doch schlimm, wenn der arme Mr Phelps einen Unfall hätte, oder?«
    Ich ging los, die anderen kamen nach. Hinter dem Wollschuppen führte ein schmaler, schlechter Weg hinauf zu einer Wiese, wo Sam Phelps in einem Schuppen wohnte. Der Schuppen sah aus, als würde er bald einstürzen, Blechverkleidung und Dachrinne waren genauso rostig wie das Ofenrohr. Wenn der Steilhang und die Bäume nicht gewesen wären, die dem Schuppen einigen Schutz boten, wäre er beim nächsten Sturm vermutlich weggeblasen worden. Am Ende der Wiese war ein weiterer, nicht weniger baufälliger Schuppen zu sehen: der Stall von Sydney Bridge Upside Down.
    Der Tür war geschlossen. Das kleine Fenster neben der Tür war mit einem Jutesack verhängt.
    »Er schläft wohl noch«, sagte ich, »kommt, wir schauen mal bei Sydney Bridge Upside Down rein.«
    »Also, wenn er schläft, sollten wir ihn besser nicht wecken«, sagte Dibs erleichtert, »am besten kommen wir ein andermal wieder.«
    »Ich wecke ihn schon«, sagte ich, »macht mir nichts.« Ich fürchtete mich doch nicht vor Sam Phelps, oder?
    Allerdings verließ mich der Mut ein wenig, als ich einen Blick in den Stall warf und feststellte, dass Sydney Bridge Upside Down nicht allein war. Sam Phelps war bei ihm.    
    »O Mann, Schhhh … oh …«, sagte ich und zog den Kopf zurück.
    Die anderen wären besser abgehauen, doch sie scharten sich nur ängstlich um mich und wollten wissen, warum ich zurückgewichen war. Bruce Norman war der Nächste, der zur Tür hineinschaute. Er blieb ganz ruhig.
    »Guten Nachmittag, Mr Phelps«, sagte er. »Sind Sie gerade sehr beschäftigt?«
    Sam Phelps erschien in der Tür. Er sah über Bruce hinweg und betrachtete uns. Mich betrachtete er am längsten. Er schien nicht sauer zu sein, aber auch nicht besonders glücklich, uns zu sehen. Er sah einfach nur zerzaust aus mit seinen Narben und seinem Bart, wie immer.
    Ich spürte, dass es feige aussehen würde, wenn ich Bruce die Erklärung überlassen würde. Ich komme schon mit Sam Phelps zurecht, dachte ich, da muss mir keiner helfen, erst recht nicht ein Kleiner.
    »Wir wollten nur mal sehen, ob es Sydney Bridge Upside Down bessergeht«, sagte ich. Ich trat zu Bruce und fasste ihn leicht am Arm. »Der Junge hier heißt Bruce Norman. Er hat Sydney Bridge Upside Down noch gar nicht richtig gesehen. Was meinen Sie, Mr Phelps, ist Sydney Bridge Upside Down so weit auf dem Damm, dass Bruce mal kurz reinschauen kann?«
    »Ich fasse ihn

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