Sydney Bridge Upside Down

auch nicht an, Mr Phelps«, sagte Bruce. »Versprochen. Ich bin nämlich ein großer Pferdefreund, wissen Sie? Ich hätte sehr gern ein eigenes Pferd, oder wenigstens ein Pony.«
    »Du kannst ihn ruhig auch anfassen«, sagte Sam Phelps freundlich, ohne sich jedoch ein Lächeln abzuringen. »Dem Pferd geht es gut, wie immer. Keine Ahnung, was Harry Baird da redet.« Er fixierte mich. »Was soll schon sein? Mit Sydney Bridge Upside Down ist alles in Ordnung. Ich hab ihn ja eingespannt, hast du doch gesehen. Oder?«
    »Nein, in letzter Zeit eigentlich nicht, Mr Phelps«, sagte ich. Bruce trat in den Stall. »Ich bin länger nicht mehr hier unten gewesen.«
    »Lüg mich nicht an, Kleiner«, sagte Sam Phelps. »Wer sonst hat denn am Freitag Steine runtergeworfen? Wer stand denn da oben und hat mich beobachtet? Willst du etwa behaupten, dass es ein anderer Junge war?«
    »O ja, stimmt, Mr Phelps«, sagte ich. Ich wusste gleich, dass ich in eine Falle getappt war, ich hatte allerdings gehofft, er würde sich nicht die Mühe machen, etwas zu sagen. »Freitag, o ja, da haben Sie recht, das habe ich vergessen. Aber was ich meinte, war, dass Papa gesagt hat, Sydney Bridge Upside Down ist krank. Dass ich ihn auf den Gleisen gesehen habe, habe ich glatt vergessen. Freitag, sagen Sie?«
    »Es liegt bei euch wohl in der Familie, dass ihr alle Unsinn redet«, sagte Sam Phelps. »Oder hast du das mit deinem Vater jetzt auch wieder erfunden?«
    »Nein, keine Sorge«, sagte ich. »Mein Vater hat es wirklich gesagt. Wisst ihr noch? Als wir zur Kirmes gefahren sind. Kurz bevor wir losgefahren sind, hat er es gesagt. Stimmt doch, oder?«
    »Ja?« Dibs verstand überhaupt nicht. Ich sah in scharf an. »Ach ja, klar«, sagte er schnell, »jetzt weiß ich wieder. Genau so hat er es gesagt.« Leider war es nur zu offensichtlich, dass er sich nicht erinnerte, was Sam Phelps natürlich auch merkte.
    Sam Phelps kann mich mal, dachte ich, was redete er überhaupt auf einmal so viel? Dibs kann mich auch mal, er hätte sich ruhig erinnern können. War natürlich eh nicht schlimm, es ging ja um nichts, ich meine, es war eher eine kleine Notlüge. Sollte Sam Phelps doch denken, was er wollte. Wer war schon dieser Sam Phelps?
    Bruce Norman kam aus dem Schuppen. Er sagte: »Danke, dass ich ihn streicheln durfte. Er ist ja viel kräftiger, als ich gedacht habe. Man kann sich täuschen, so aus der Entfernung. Das macht wohl der Rücken. Sagen Sie, Mr Phelps, warum hat Sydney Bridge Upside Down so einen tiefen Rücken?«
    »Er wurde zu schwer beladen, als er noch jung war«, sagte Sam Phelps. Er ging viel freundlicher mit Bruce um als mit mir. »Hast du Lust, ihn mal zu reiten? Schau nur vorbei, wenn ich mal wieder am Nachmittag mit der Lore an der Fabrik bin.«
    »Danke, danke sehr!«, sagte Bruce. »Ich würde sehr gern mal auf Ihrem Ross sitzen, Mr Phelps!«
    Als wir zum Hafen zurückgingen, sagte Dibs: »Mit Bruce kann er, was? Unfassbar, was? Er hat ihm angeboten zu reiten! Mir wird er das nie erlauben.«
    »Und an dem Tag, als wir Picknick gemacht haben?«, sagte ich.
    »Das war nur, weil Caroline dabei war«, sagte Dibs. »Ich durfte nicht reiten. Und Cal auch nicht.«
    »Ich wollte gar nicht«, sagte Cal. »Wer hat denn Lust, auf so einem Gerippe zu reiten?«
    »Bruce«, sagte ich. Ich verstand immer noch nicht, wieso Bruce so gut mit Sam Phelps zurechtkam. »Sag mal, Bruce«, fragte ich, »erzählst du das deinem Vater? Oder meinst du immer noch, dass er wütend würde?«
    »Wütend?«, sagte Bruce. »Er würde völlig durchdrehen! Kann sein, dass ich Mr Phelps Einladung überhaupt nicht annehmen kann, der fette Norman hat nämlich eine Nase für so was, er kriegt immer mit, wenn einer was gemacht hat, nicht nur bei Kindern, auch bei Erwachsenen. Mit Kindern kennt er sich ja aus, Erwachsene sind auch nicht anders, meint er. Für uns ist es natürlich blöd, dass er so denkt, wir müssen immer aufpassen.«
    »Was machen wir denn jetzt eigentlich?«, sagte Dibs. »Bruce, hast du Lust, unsere Höhle zu sehen? Sollen wir ihm die Höhle zeigen, Harry?«
    »Na gut, wenn er sie sehen will«, sagte ich.
    »Ich würde mich lieber mal in der Fabrik umsehen«, sagte Bruce. »Stimmt es eigentlich, dass da schon welche gestorben sind?«
    »Als sie das Dach abgerissen haben, haben sich ein paar Leute verletzt«, sagte Dibs. »Es ist gefährlich, deshalb dürfen wir eigentlich nicht rein.«
    »Aber Harry geht trotzdem rein«, sagte Cal.
    »Ein Mädchen