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Sydney Bridge Upside Down

Sydney Bridge Upside Down

Titel: Sydney Bridge Upside Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ballantyne
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durch den Kopf, doch ich blieb stehen. Cal schrie wie am Spieß, dabei hatte ich ihn gar nicht verletzt.
    »Papa, er erzählt Lügengeschichten über mich«, sagte ich, bevor Cal sich so weit eingekriegt hatte, dass er mit seiner Petzerei loslegen konnte. »Er hat behauptet, ich hätte Mr Wiggins gefragt …«
    »Stimmt überhaupt nicht«, rief Cal. »Harry konnte mich gar nicht hören!«
    »Hast du denn nicht behauptet, ich hätte Mr Wiggins gebeten, mich mitzunehmen?«, sagte ich.
    »Nein!«, rief Cal.
    »Hab ich aber gedacht«, sagte ich. Ich war mir sogar sicher gewesen. Jetzt nicht mehr. »Tut mir leid«, sagte ich.
    »Warum musst du nur immer gleich zuschlagen?«, sagte Papa. »Es ist ganz egal, was er behauptet oder getan hat, du kannst ihn nicht einfach verprügeln.«
    »War ein Missverständnis«, sagte ich.
    »Was ist denn mit Mr Wiggins?«, fragte er.
    Ich wollte es ihm erzählen, schon am Morgen hatte ich mir überlegt, etwas zu sagen, sobald sich die Gelegenheit bot. Ich wusste, dass Cal gestern Abend aus dem Fenster gesehen hatte, als ich zu Mr Wiggins in den Wagen gestiegen war, ich musste es also zugeben, am besten, indem ich es Papa einfach erzählte. »Mr Wiggins ist gestern Abend vorbeigekommen«, sagte ich, »er wollte dich irgendwas fragen. Dann hat er gesagt, dass er runter zum Hafen muss, zu Sam Phelps, und er hat mich gefragt, ob ich Lust habe mitzukommen. Warum nicht, habe ich gesagt, ich bin mitgefahren bis an den Anfang der Trasse, ich bin dann zu Fuß wieder nach Hause gekommen und habe mich gleich ins Bett gelegt. Aber ich habe ihn nicht gebeten , mich mitzunehmen, er hat es angeboten. Ehrlich.«
    »Und wann war das?«, fragte Papa.
    »Nach acht irgendwann«, sagte ich.
    »Komisch, dass er so spät noch vorbeigekommen ist«, sagte Papa. »Weißt du, was er von mir wollte?«
    »Nein«, sagte ich, »du warst nicht da, da hat er gesagt, er fährt zu Sam Phelps.«
    »Seltsamer Kerl«, sagte Papa und runzelte die Stirn. Cal rieb sich den Arm. »Wenn ich dich noch einmal dabei erwische, dass du deinen Bruder so schlägst«, sagte Papa, »kannst du was erleben. Nur prügeln kannst du. Ich habe schon genug Sorgen wegen eurer Mutter –«
    Wie unglücklich er aussieht, dachte ich, er ist überhaupt nicht wütend. Ich schämte mich, weil er sich über mich geärgert hatte. Er hatte ja recht, ich konnte immer nur draufschlagen. Ich fühlte mich elend und unsicher, und ich ärgerte mich über mich selbst.
    »Tut mir wirklich leid, Papa«, sagte ich. Plötzlich liefen mir die Tränen über die Wangen, was Papa genauso überraschte wie mich selbst.
    »Hey, warte mal«, sagte er, »das ist doch kein Grund zu weinen.«
    »Ich weiß«, sagte ich, »es tut mir wirklich leid.« Ich riss mich zusammen, dabei hätte ich mich am liebsten richtig ausgeheult.
    »Was ist eigentlich mit deinem Bein passiert?«, fragte Papa.
    »Ich bin hingefallen, es tut nicht weh«, sagte ich und schniefte ein-, zweimal.
    »Sieht mir nach einem ziemlich dicken Bluterguss aus, da, wo du dich geschnitten hast«, sagte er.
    »Ist nicht so schlimm«, sagte ich.
    »Geh auf jeden Fall rein und mach einen Verband drum«, sagte er.
    »Na gut, Papa«, sagte ich. Cal, das sah ich noch, war natürlich genervt, er meinte wohl, er hätte das Mitleid verdient, das ich bekam. Ich beschloss, mich mit ihm zu versöhnen.
    »Ihr sollt euch nicht immer prügeln«, sagte Papa traurig und hinkte zur Veranda.
    Ich ging zu Cal und legte ihm den Arm um die Schultern.
    Er wehrte sich, aber ich hielt ihn fest. »War ein Versehen, Cal«, sagte ich, »tut mir echt leid, dass ich dich so geschlagen habe. Ich glaube, ich werde auf dem einen Ohr taub, vielleicht ist auch nur Dreck drin, ich muss mir wohl mal die Ohren waschen, was?«
    »Du hättest mich doch nicht gleich so zu verprügeln brauchen«, sagte Cal.
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte ich, »deshalb entschuldige ich mich ja. Komm, schlag ein.« Ich hielt ihm die Hand hin.
    Er zögerte und sah mich voller Argwohn an. Dann schlug er ein.
    »Wenn du willst, kannst du dir meine Sammelkarten anschauen.«
    »Will ich nicht.«
    »Ich glaube, ich gehe gleich rauf zur Höhle«, sagte ich. »Noch mal nach der Pistole schauen. Ich glaube, ich kann Buster bald mal wegen der Munition fragen, vielleicht schon heute. Kommst du mit? Du und Dibs vielleicht? Und Bruce Norman?«
    »Von mir aus«, sagte er.
    »Vielleicht hat Dibs ja Zigaretten. Du kannst auch mal eine rauchen, wenn du willst.«
    »Will ich aber

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