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Sydney Bridge Upside Down

Sydney Bridge Upside Down

Titel: Sydney Bridge Upside Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ballantyne
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sie beunruhigt?
    »Was hat er denn genau gesagt?«, fragte Papa.
    »Hab ich dir doch gesagt«, antwortete ich.
    »Weiß ich ja«, sagte er, »aber Caroline hat es nicht gehört.«
    »Ich brauche das nicht zu hören, wirklich nicht«, sagte Caroline.
    »Komm schon, Harry, was hat er gesagt?«
    Mir war auf einmal ganz heiß. »Er hat gesagt, dass er mit dir reden will. Dann hat er gesagt, er fährt zu Sam Phelps. Warum, hat er nicht gesagt.«
    »Und du bist ein Stück mitgefahren?«, fragte Papa.
    »Nur bis zur Trasse«, sagte ich. »Und dann bin ich gleich wieder nach Hause gekommen.«
    »Und Cal wollte er nicht mitnehmen?«, fragte Papa.
    »Cal lag schon im Bett«, sagte ich. »Er hatte keine Lust auf Mensch ärgere dich nicht und hat sich ins Bett gelegt. Ich hab hier gesessen und gedacht, dann geh ich jetzt auch besser schlafen, und da hat Mr Wiggins an die Tür geklopft – weil er dich sprechen wollte. Cal wäre bestimmt nicht mitgefahren, selbst wenn er noch auf gewesen wäre. Aber ich, ich hatte einfach nichts zu tun.«
    »Du bist einfach aus Langeweile mit, ja?«, fragte Papa.
    »Genau«, sagte ich.
    »Du weißt ja immer, wie du auf deine Kosten kommst. Na ja, war ja nicht so schlimm. Du warst also nur ganz kurz weg, ja?«
    »Nur ein paar Minuten«, sagte ich. »Wir waren ja ganz schnell an der Trasse.«
    »Komisch, dass er nicht bei Mrs Kelly reingeschaut hat«, sagte Papa. »Spätestens als er hier war, wird er ja kapiert haben, dass Sandy nicht zu Hause ist.« Er zwinkerte Caroline zu.
    »Was?«, fragte ich.
    »Ach, nichts«, sagte er. »Ist überhaupt nicht wichtig.«
    »Kann ich jetzt spielen gehen?«, fragte ich.
    »Hauptsache keine Langeweile!«, sagte er grinsend. Ein Lächeln huschte über Carolines Lippen, sie warf mir einen Blick zu. »Aber zum Mittagessen bist du wieder hier. Wo willst du denn hin?«
    »Nur rauf in die Hügel«, sagte ich und war schon an der Tür. Mein rechtes Bein war steif, ich konnte das Knie kaum beugen. »Cal will auch mit«, sagte ich. »Am Mittag sind wir wieder hier.«
    »Der Kleine hat’s gut«, sagte Papa, als ich aus dem Haus ging.
    Ich wischte die schweißnassen Hände an der Hose ab.
    Jetzt erzähle ich vom Abend davor. Cal war schon im Bett, ich saß allein in der Küche. Papa und Caroline waren schon seit einer Stunde weg.
    Es störte mich gar nicht, dass Cal im Bett war. So konnte ich in aller Ruhe Carolines Autobiographie lesen.
    Sobald Cal die Schlafzimmertür zugemacht hatte, schlich ich mich in Carolines Zimmer und zog zwei Hefte aus ihrem Koffer. Den Plan hatte ich schon seit einer Woche oder so, aber es hatte sich bisher nicht ergeben. Ich hatte gehofft, dass Caroline mir noch einmal aus der Autobiographie vorlesen würde, das tat sie aber nicht. Sie schien so weit weg mit ihren Gedanken, ich hatte mich nicht getraut, sie darum zu bitten. Also dachte ich, sie hat bestimmt nichts dagegen, wenn ich selbst mal einen Blick reinwerfe. Irgendwie war sie es auch selbst schuld, sie hatte mich so neugierig gemacht mit diesem Onkel Pember.
    Das eine Heft war nur zu einem Viertel voll, das war wohl neuer. Ich legte es zur Seite und blätterte in dem anderen Heft. Es war ganz vollgeschrieben, bestimmt würde ich hier etwas über Onkel Pember finden.
    Ich las hier und da eine Zeile, suchte nach dem Namen, erfolglos. Ich las: »Eines Nachmittags rief mich Ian, der damals hoffte, zum Leiter der Kreditabteilung aufzusteigen, zu sich. Er trat hinter einem Konzertflügel hervor. Ich muss gestehen, dass ich ein wenig kicherte. Er hatte übrigens einen Spitznamen für mich, er nannte mich Blondie-Baby. Blondie-Baby, sagte er an jenem Nachmittag, wie wär’s, wenn wir uns ein bisschen verlustieren heute Abend? Da musst du dich aber erst einmal ordentlich anziehen, sagte ich, um ihn zu reizen. Wie meinst du das, Blondie-Baby?, fragte er und folgte meinem Blick. Na ja, Ian, sagte ich und kicherte wieder, dein Hosenstall ist auf. Nur am Rande sei erwähnt, dass ich mir, wenn ich in der Stadt zu tun hatte, ein Vergnügen daraus machte, die Hosenställe der Männer zu überprüfen, die mir auf dem Bürgersteig entgegenkamen. Die meisten waren verwirrt und beschämt. Ich möchte allerdings anmerken, dass ich keinesfalls damit rechnete, eines Tages einen echten Penis zu entdecken –«
    Schnell blätterte ich weiter. Nichts von Onkel Pember, kein Wort. Ich holte tief Luft und las einige weitere Zeilen: »Es geschah an jenen Sommerabenden, wenn das Wasser in der späten Sonne

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