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Sydney Bridge Upside Down

Sydney Bridge Upside Down

Titel: Sydney Bridge Upside Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ballantyne
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lenkt ihn das von dem Peitschenthema ab, dachte ich. Ich sah hinunter.
    Zuerst entdeckte ich Dibs und Cal nicht, doch nach ein paar Sekunden sah ich, wie sie ganz in der Nähe quer über die Koppel rannten, sie waren fast schon auf dem Fabrikgelände.
    »Was soll das denn werden?«, sagte ich zu Bruce, und dann: »Hey, da ist ja Caroline!« Sie saß auf Buster Kellys Indian, der gute alte Buster nahm sie mit!
    Eine Weile sah ich ihnen hinterher, sie fuhren langsam die Straße runter zur Furt. Es störte mich überhaupt nicht, dass jemand anders bei Buster auf dem Motorrad sitzen durfte, besonders nicht, weil es Caroline war.
    In den letzten Tagen, seit einer Woche etwa, hatte ich mir um Caroline einige Sorgen gemacht. Sie war unglücklich, das war nicht zu übersehen, es war nur eine Frage der Zeit, bis sie sagen würde, dass sie Calliope Bay satthatte und nach Hause wollte. Ich hatte lange darüber nachgedacht und war mir inzwischen ziemlich sicher, dass dieses traurige Schweigen unmittelbar nach der Kirmes angefangen hatte. Was ist nur auf der Kirmes passiert, fragte ich mich, dass sie so traurig ist? Der Ausflug hätte sie fröhlich machen sollen! Sie war ganz anders als vorher. Noch bevor ich morgens mit meinem Training anfing, spürte ich, dass sie auf unser altes Spiel keine Lust mehr hatte, mit dem Fangen war es endgültig vorbei. Ich wusste auch nicht mehr so recht, wie ich mich bei dem Spiel verhalten sollte, ich trauerte ihm deshalb nicht nach, aber wenn Caroline gewollt hätte, hätte ich natürlich weiter mitgemacht. Doch seit der Kirmes hatte sie kein Wort mehr darüber verloren, und sie hatte mich auch kein einziges Mal geküsst. Sie war tatsächlich völlig verändert. Und ich wusste auch, warum. Sie hatte nämlich Angst vor Mr Wiggins. Ich sah ja, wie sie sich ängstlich in ihrem Zimmer verkroch, wenn er mit seinem Lieferwagen auftauchte. Einmal, als Mr Wiggins draußen war, war ich in ihr Zimmer gekommen, sie war so froh, dass Mrs Kelly mit ihrem Gerede ihn so lange aufhielt, ich war gerade noch rechtzeitig aus der Schule gekommen, um die Fleischlieferung in Empfang zu nehmen. Die Vorstellung, dass er sie sähe, sei ihr unerträglich, meinte Caroline, heute und überhaupt.
    Lange muss Caroline das nicht mehr ertragen, dachte ich. Am liebsten hätte ich ihr gesagt: Bald hast du es geschafft, nur noch ein wenig Geduld. Aber das ging natürlich nicht.
    So war ich sehr froh zu sehen, dass Buster sie auf der Indian mitnahm. Vielleicht half es ihr, den schlimmen Mr Wiggins zu vergessen.
    »Komm, wir gehen runter«, sagte ich zu Bruce, der neben mir stand. »Ich muss die Kleinen noch mal daran erinnern, wie stark ich jetzt bin.«

12
    An den Rand der Welt kam oft ein fieser, behaarter Frauenheld, der hieß Mr Chick Wiggins. Er starb an einem Ort, an dem er einst massenhaft Tiere getötet hatte. Eines Nachmittags, es war ein Samstag, fand Sam Phelps seine Leiche.
    Mit Mr Wiggins habe ich begonnen, dessen Leiche aufgefunden wurde, aber nun erzähle ich, was sich am Tag davor in unserem Haus zugetragen hatte. Nachmittag, die Schule ist vorbei. Ich sitze auf Carolines Bett und sehe zu, wie sie ihre Schuhe sortiert. Sie kniet vor ihrem Schrank.
    »Du siehst heute viel glücklicher aus«, sagte ich.
    Sie sah mich an und lächelte. Sie hatte beinahe rosige Wangen, und auch ihre Augen glänzten wieder, obwohl sie immer noch diesen schweifenden, verträumten Blick hatte.
    »Ich hatte wirklich Angst um dich«, sagte ich, »ich hab gedacht, du bist vielleicht krank, du hast eine seltene Krankheit, die dich unglücklich macht.«
    »Unglücklich, Harry?«, rief sie. »Ich bin doch nicht unglücklich!«
    »Jetzt nicht mehr«, sagte ich, »das sehe ich auch. Aber als du gestern nicht einmal mit zum Hafen wolltest, um die Emma Cranwell zu begrüßen, da hab ich gedacht, du bist ganz bestimmt krank. Ich weiß ja noch, wie sehr du dich beim letzten Mal auf das Schiff gefreut hast, du wolltest unbedingt hin.«
    »Ich war da ganz anders«, sagte sie.
    Ich wartete, hoffte auf eine Erklärung. Aber sie schwieg und betrachtete wieder ihre Schuhe.
    »Wie meinst du das – anders?«, fragte ich schließlich.
    »Hmm?«, sagte sie.
    »Ich habe gedacht, du hast dir bestimmt wegen Mr Wiggins Sorgen gemacht«, sagte ich.
    Jetzt hatte ich ihre Aufmerksamkeit. »Wegen dem ?« In ihrer Stimme lag Hass.
    »Ich verstehe nicht, warum Mr Wiggins die Leute nicht in Ruhe lässt«, sagte ich. »Er muss doch merken, dass sie nicht mit ihm

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