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Sydney Bridge Upside Down

Sydney Bridge Upside Down

Titel: Sydney Bridge Upside Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ballantyne
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Norman und ich waren in der Höhle. Wir rauchten.
    Ich hatte Dibs erzählt, ich hätte mich bei meinem morgendlichen Lauftraining verletzt, doch er betrachtete immer wieder skeptisch meinen Verband. Mir wäre lieber gewesen, ich hätte überhaupt keinen Verband gehabt, die Schnittwunde und den blauen Fleck hätte man kaum bemerkt. Ein Glück, dass ich vor Cal aufgestanden war, er schlief noch, ich lief meine übliche Runde. Ich musste, sonst wäre es wohl ziemlich auffällig gewesen.
    »Bruce, ist dir schwindlig?«, fragte ich. Er zog schon seit ein paar Minuten nicht mehr an seiner Zigarette.
    »Nein, überhaupt nicht«, sagte er.
    »Man braucht drei oder so, um schwindlig zu werden«, erklärte ich, »es kommt ein bisschen auf den Tabak an.« Ich versuchte, Cal im Halbdunkel auszumachen. »Cal ist einmal fast umgekippt nach einer von diesen Zigaretten. Stimmt’s, Cal?«
    »Ich geh mal raus«, sagte er und kroch aus seiner dunklen Ecke hervor. »Dicke Luft hier drin.«
    Ich zog das verletzte Bein an und ließ ihn durch.
    »Man kriegt wirklich kaum Luft hier«, sagte Bruce. »Ich bin sowieso kein großer Freund von Zigaretten. Eine halbe reicht mir schon.« Er krabbelte hinter Cal raus.
    »Umso mehr bleibt für uns übrig«, sagte ich zu Dibs. Ich hatte eigentlich keine Lust auf die Zigarette, wollte aber nicht aus der Höhle kriechen. Hier war ich geschützt.
    »Ich glaube, mir genügt heute eine«, sagte Dibs.
    »Hast du keine Lust auf den Schwindel?«, fragte ich.
    »Nein, heute nicht«, sagte er. Er betrachtete schon wieder den Verband.
    »Was hast du denn?«
    »Hmm?«
    »Warum glotzt du immer mein Bein an?«
    »Nur so, Harry. Ist gar nichts.«
    »Ich hab dir doch erzählt, was passiert ist. Ich bin ausgerutscht. Es ist überhaupt nicht schlimm. Papa wollte unbedingt, dass ich einen Verband drum mache. Heute Abend mach ich ihn ab, das schwör ich dir.«
    »Finde ich gut, Harry«, sagte Dibs.
    Ich muss ihn auf andere Gedanken bringen, dachte ich. »Endlich sind die Kleinen weg. Komm, wir gucken uns die Pistole an«, sagte ich.
    »Harry, ich habe gerade keine Lust. Ich glaube, ich gehe auch mal an die Luft, wir sehen uns dann gleich draußen.«
    Ich wollte ihn festhalten, konnte mich aber wegen des steifen Beins nicht richtig bewegen. Er kroch raus, er schien es eilig zu haben. Aber warum, fragte ich mich, warum hat er es so eilig?
    Ich kroch tief in die Höhle, legte die Steine zur Seite, mit denen wir die Pistole bedeckt hatten. Sie war weg.
    Das musste ja passieren, dachte ich. Ich war nicht einmal wütend, dabei hatte ich allen Grund dazu. Zumindest hatte ich Grund, mich zu wundern. Ich hätte mir draußen die Kleinen schnappen sollen, ich hätte sie zwingen sollen, mir zu sagen, was sie mit der Pistole gemacht hatten.
    Aber irgendwie war es mir egal. Die Höhle gefiel mir gerade ganz gut, ich hatte keine Lust, rauszugehen.
    Ich zündete mir noch eine Zigarette an. Warum, fragte ich mich, hatten Dibs und Cal die Pistole wohl mitgenommen? Wussten sie etwa, wo sie Munition herkriegen konnten? Hatten sie geplant, mit der Pistole zu schießen, ohne mir Bescheid zu sagen? Hatten sie vielleicht längst Munition, hatten sie etwa schon geschossen?
    Eigentlich war es mir immer noch egal. Sollten sie die Pistole ruhig behalten, sollten sie sich die eigenen Zehen abschießen! Geschieht ihnen recht.
    Was würde wohl passieren, wenn ich den ganzen Tag in der Höhle bliebe? Was würden sie machen, wenn ich mich einfach weigern würde rauszukommen? Ich könnte sogar am Eingang eine Mauer bauen mit den Backsteinen von der Feuerstelle, ich könnte mich einmauern. Sie müssten mich einfach in Frieden lassen, bis ich von selbst herauskam. Vielleicht nie. Vielleicht sollte ich hier drinbleiben, bis die Luft verbraucht war. Bis ich tot war. Das wäre natürlich schlimm für die anderen. Sie würden trauern. Caroline wäre wohl am traurigsten, niemand auf der Welt mochte mich so, wie Caroline mich mochte, es gab niemanden sonst, der mich auch nur annähernd so süß fand wie sie, was ja nichts anderes bedeutete, als dass sie mich mochte. Es ist wohl nicht ganz fair, Caroline auf diese Weise in Trauer zu stürzen, dachte ich, wo ich ihr doch so geholfen, wo ich gerade so zu ihrem Glück beigetragen hatte. Vielleicht sollte ich doch nicht so lange in der Höhle bleiben, zumindest heute nicht, es war ein Plan, auf den ich auch später noch zurückkommen konnte.
    Ich nahm einen letzten Zug und drückte die Zigarette aus. Es war meine

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