Symbiose Herbstgewitter
›1418‹ und neuerdings einen Schweren Kreuzer der KASHAT-Klasse. Beide Raumschiffe werden von Spezialisten geflogen. Unter Beachtung dieser Umstände sollten Sie wirklich etwas tolerant sein und mir glauben. Ich werde eine Lösung finden. Meine Helfer werden jetzt schon erfahren haben, daß die geplante Flucht gelungen ist. Jemand wird einen Empfänger einschalten.«
Mehr wollte ich eigentlich nicht wissen.
»Da bin ich aber neugierig«, gab Hannibal durch. »Der Knabe hat sich eine Menge Hintertüren offengehalten. Die Frage ist nur, ob seine ›Torwächter‹ auch noch spuren! Schließlich hat er jetzt keine Macht mehr. Die Zeiten als einflußreicher Naahrgar-Stellvertreter sind vorbei, und Millionenschecks kann er auch nicht mehr unterschreiben. Was meinst du?«
»Du hast den wunden Punkt berührt«, gab ich zu. »Nach meinen Erfahrungen mit internationalen und auch kosmisch orientierten Anarchistengruppen dürfte Davanger eigentlich keine Chancen mehr haben, es sei denn, er hat auch dahingehend vorgesorgt.«
»Wie?«
»Nun, vielleicht in Form hinterlegter Gelder, unersetzbarer Maschinen aus Marsbeständen oder gar in Form einer ordnungsgemäß versiegelten Langzeitkonserve mit Todesschläfer-Kulturen.«
Ich fühlte, daß der Kleine innerlich zusammenzuckte. Es war wie ein Stoß im Gehirn.
»Mann – du glaubst doch etwa nicht, daß …«
»Doch, genau daran glaube ich«, fiel ich ein. »Wir selbst haben die Konserve überbracht. Niemand weiß, wo sie verblieben ist. Könnte nicht Davanger die Hände im Spiel haben? Auf dem Mond wurde die Konserve nicht gefunden. Es steht fest, daß sie per Transmitter zur Erde transportiert wurde. Wer hat sie empfangen? Doch wohl nur Personen, die durch ihr hohes Amt befugt waren, in der Großstation der geheimen Unterseestadt Neo-Calthurion zu erscheinen und dort Anweisungen zu geben. Denke mal darüber nach, Kleiner! Wenn Davanger so etwas zu bieten hat, wird man ihn nach wie vor willkommen heißen.«
9.
Ja, wir hatten richtig vermutet!
Der schwarze, langgestreckte Körper war ein großer Unterseetanker mit flachem, aber breitem Turmaufbau und gewaltigen Stabilisierungsrudern rechts und links des Turmes.
Er hatte einen kernchemischen Atomantrieb mit konventioneller Schraube besessen. Die Außenform des Rumpfes war zylindrisch. Nur die Flut- und Trimmzellen ragten wulstartig aus den Bordwänden hervor.
Tanker dieser Art waren für den Gebrauch in tiefen, offenen Gewässern bestimmt. Das Südchinesische Meer war gewiß nicht als solches zu bezeichnen. Allein in Höhe der Paracel-Inseln wimmelte es von Riffen aller Art.
Es war von vornherein ein Verbrechen gewesen, ein Schiff, das unter Wasser wesentlich ungefährdeter war als auf der vielbefahrenen, sturmgepeitschten Meeresoberfläche, in solche Gewässer zu entsenden. Damals war das aber wahrscheinlich mit einer vorgetäuschten Frachtraum-Not begründet worden.
Die COTY-CALTHUR, ein U-Tanker von hundertzwanzigtausend Tonnen, war zwischen zwei gewaltige Unterseeriffe geraten und auf beiden Seiten vom Bug bis etwa mittschiffs aufgerissen worden. Danach war sie zwischen den Riffen zum Stillstand gekommen. Sie war im Sinne des Wortes eingekeilt.
Nur das Heck befand sich noch im freien Wasser. Es war jedoch kurz hinter dem Turm von internen Explosionen abgerissen und nach unten geknickt worden.
Der achtere Rumpfteil war der Neigung der Felsbarriere gefolgt und erst zum Stillstand gekommen, als sich die Schraube wie ein Anker in den Grund gebohrt hatte.
Ich sah die Einzelheiten deutlich auf dem großen Bildschirm der Unterwasseraufnahme. Die ultrahohe Laserverstärkung erlaubte eine ganz geringfügige Ausleuchtung des Beobachtungsgebiets. Die elektronischen Konturtaster waren noch genauer, aber sie zeigten keine optisch wirkungsvollen Einzelheiten.
Davanger hielt auf das abgerutschte Heck zu. Dort befanden sich die heiße Reaktorzone, die Wärmetauscher und die Hochdruckturbinen. Sie waren von hochgespanntem, radioaktiv verseuchtem Dampf angetrieben worden.
Viele Dampfrohre waren geborsten und hatten ihren Strahlungsschutz verloren. Ein Kondensatkessel im Rücklaufsystem war zerbrochen.
Das wußten wir aus den Forschungsunterlagen der Untersuchungskommission. Damals hatte es Wochen gedauert, bis der gefährlich strahlende Reaktor abgedichtet und anschließend gehoben worden war.
Die lecken Dampfleitungen hatte man belassen. Erst nach der Absicherung und teilweisen Bergung der Maschinenanlagen hatte
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