Symbiose Herbstgewitter
sich.
Die Maschine ging in weiten Spiralen tiefer. Vor uns erschien die Insel Tunghai. Westlich davon begann das chinesische Festland, östlich erstreckte sich die Wasserwüste des Südchinesischen Meeres.
Der Erste Pilot, ein Major der GAS-Luftwaffe, meinte in dem Augenblick, ohne Anzeichen einer besonderen Erregung:
»Sie wissen doch hoffentlich, daß die Raumabwehrjäger der Himmelsstürmer bereits im Sturzflug sind. Ich habe mir erlaubt, Ihre erpresserischen Forderungen über Bordfunk abzustrahlen. Man ist längst informiert. Auf Tunghai startet eine Alarmstaffel.«
»Tiefer gehen, schneller«, unterbrach ich ihn. »Davanger, wo sind Sie?«
Er erschien sofort im Durchgang zum Cockpit. Die Rettungsausrüstung hatte er schon zum Teil angelegt.
Es handelte sich um ein modernes Einmann-Hubschraubergerät mit einem allerdings geringen Aktionsradius. Immerhin verhinderte es einen Absturz wesentlich besser als die veralteten Fallschirme. Außerdem war es steuerbar.
Er kam schwitzend näher und zerrte die Schwimmweste fest.
»Das Funksprechgerät«, forderte er hastig. »Wo ist das Gerät des GWA-Schattens?«
TS-19 hatte es noch über der Schulter hängen. Als sich die Mündung meiner Waffe auf ihn richtete, reichte er es wortlos dem Calthurwissenschaftler.
»Können Sie mir verraten, warum Sie ausgerechnet Davanger mitnehmen wollen?« erkundigte er sich.
»Sie haben zu schweigen und keine Fragen zu stellen. Davanger, wohin genau?«
»Ostkap der Insel, drei Meilen weit auf genau zweiundzwanzig Grad Nord nach Osten fliegen. Dann auf mein Zeichen hin stoppen und die Maschine mit den Hubtriebwerken halten.«
Der Luftwaffenmajor befolgte die Anweisungen. Sein Elektroniksucher schwenkte auf den angegebenen Kurs ein. Gleich darauf wurde die Geschwindigkeit so gering, daß die Maschine von den voll ausgefahrenen Flächen gerade noch gehalten werden konnte.
»Sie denken doch noch an die Raumjäger?« erinnerte er mich. »Ist Ihnen klar, daß wir in dem Augenblick abgeschossen werden, in dem Sie die Maschine verlassen wollen?«
»Wohl kaum«, entgegnete ich mit einem höhnischen Lächeln. »Ihre Jäger stehen zur Zeit in einem erbitterten Gefecht mit einem marsianischen Raumschiff der Beiboot-Klasse. Sehen Sie einmal nach oben. Was halten Sie von den Glutbahnen schwerer Schiffsgeschütze?«
Weit über uns flammte der Weltraum. Die Himmelsstürmer griffen das Kugelraumschiff mit einem Elan an, wie wir es erwartet hatten. Für sie war das der wahre Gegner. Innerhalb der beiden Transporter, so meinten sie wohl, sollte gefälligst das Wachpersonal für Ordnung sorgen.
Zusätzlich erhielten sie von ihren bodengebundenen Leitstellen die Nachricht, daß sich den Passagiermaschinen kein fremdes Flugzeug näherte.
Daher war für die Himmelsstürmer alles klar – bis auf den aus dem Raum niederschießenden Kugelkörper, der mit seinen mächtigen Schutzschirmen die Luftmassen gewaltsam verdrängte und sie in weißglühende Gase verwandelte.
Kiny gab einen kurzen Bericht über das Gefecht.
»Die Himmelsstürmer feuern Atomraketen. Sie explodieren wirkungslos an den Schutzschirmen der ›1418‹. Lobral schießt aus allen Strahlkanonen. Er hält natürlich weit vorbei. Sir, Sie müssen aber nun schleunigst aus dem Flugzeug verschwinden, ehe die Himmelsstürmer auf die Idee kommen, den Kleinen Kreuzer für eine Finte zu halten.«
»Den halten Sie nicht dafür, Kleines. Ihre Bodenstelle, ich meine damit Huang-Ho Feng, teilt Ihnen soeben mit, daß die Flüchtlinge von diesem Kreuzer aufgenommen werden sollen. Also wird man alles versuchen, sein Vordringen in die tieferen Schichten der Lufthülle zu verhindern. Lobral soll unbedingt aufpassen. Wir sind fertig zum Aussteigen. Ende, Kleines.«
Ich konzentrierte mich wieder auf die Piloten. Davanger hantierte mit dem Sichtsprechgerät und justierte die Rafferautomatik. Vorher hatte er seine Kodenachricht in voller Länge eingespeist.
Er ahnte nicht, daß wir das mithörten! Der Sender strahlte sofort Davangers Impulsgebung ab.
Die Maschine kam mit tosenden Hubtriebwerken etwa vierhundert Meter über dem Meeresspiegel zum Stillstand. Hannibal öffnete die Notluke zwischen dem Sitz des Kopiloten und dem Bordingenieur.
Frische Luft peitschte in den Raum. Die Rutsch-Rampe fuhr automatisch aus.
Davanger gab endlich seinen Rafferimpuls. Er wiederholte ihn zweimal, wartete ein Gegensignal ab und winkte mir dann zu.
»Springen Sie!« schrie ich ihn an.
Er ließ die
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