Symbiose (Schicksal)
anderen, schien er auf eine unangebrachte Weise erleichtert zu sein. Eigentlich durfte ich es ihm nicht übel nehmen. Die Schreie waren schrecklich gewesen. Doch in dem Moment fühlte ich mich verraten.
„Warum bleibt ihr denn stehen?“ Logan sah zu mir. Ich war wie angewurzelt. Meine Knie waren wie Wackelpudding und ließen es nicht mehr zu, dass ich stand. Also fiel ich zu Boden. Es waren gerade einmal zwei Sekunden vergangen, doch diese Sekunden hatten mein Leben verändert. Diesmal war ich mir sicher, dass sie tot wäre. Innerhalb weniger Tage musste ich mich zweimal an diesen Gedanken gewöhnen. Daran gewöhnen, dass sie vielleicht nicht mehr am Leben sein würde. Doch es fühlte sich anders an. Es war so endgültig und ich war mir ganz sicher, dass ich das nicht überleben würde. Der Schmerz der mich durchdrang würde nie aufhören. Eine Leere erfüllte mich. Als wäre ich ein schwarzes Loch gefallen, das sich gerade selbst zerstört hat. Ich hätte schneller gehen müssen. Seth hatte gesagt, wir wären nah dran aber ich hatte nur dagestanden und über dumme Dinge nachgedacht. Zum Beispiel, wo sein Vater sein könnte. Und genau diese Minuten hatten meiner Schwester vielleicht das Leben gekostet. Als mein Kopf den Boden berührte war Logan bereits an meiner Seite und hielt mich mit seinem Arm.
„Was ist los, was ist passiert? Hast du Schmerzen?“ Ich nickte nur und zeigte auf mein Herz. Ich konnte es nicht laut aussprechen. Ich konnte nicht sagen, dass sie mich verlassen hatte. Nun verstand ich Lucia noch besser, als sie nach dem Unfall bei mir angerufen hatte.
„Youna, was ist los?“ Er sah besorgt aus. Natürlich. Er hatte keine Ahnung, was in mir vorging und dachte wahrscheinlich, ich hätte mir weh getan.
„Die Schreie haben aufgehört“, sagte Seth ganz leise. Kaum hörbar für Lucia, die bereits ein Stück weiter vorne stand und wartete. Er wusste, dass ich es auch wusste und auch, dass er mir einen riesigen Gefallen damit erwies. So musste ich wenigstens nicht den anderen sagen, dass ich versagt hatte.
„Ich habe sie im Stich gelassen. Nicht nur, dass ich zu langsam war. Ich hätte sie nie alleine lassen dürfen.“ Es sollte eigentlich ein Flüstern werden, doch Lucia hatte es gehört und starrte zu mir rüber. Sie hielt sich die Hand vor den Mund und schüttelte heftig mit dem Kopf.
Die Einzigen, die ich nun noch beschützen konnte waren Lucia und Logan. Das war ich ihnen allen schuldig.
„Lass mich hier! Dein Vater wird mich finden und ihr habt eine reale Chance zu fliehen.“
„Spinnst du“, doch ich drückte meine Finger auf seinen Mund. Ich wollte nicht, dass er weiter spricht. Er musste zuhören. Wir hatten keine Zeit mehr.
„Sch… hör mir zu. Ich möchte dich um einen Gefallen bitten. Du musst es mir versprechen! Nimm Lucia mit. Bring sie zu ihren Eltern oder so. Kannst du mir das bitte versprechen?“
Logan schüttelte den Kopf. „Nein das kann ich nicht. Wir suchen nach deiner Schwester!“
„Es ist zu spät. Ich höre sie nicht mehr.“ Erneut schossen mir Tränen in die Augen.
„Das heißt nichts, wir finden sie! Lass uns bitte weiter gehen. Ich werde alles für dich tun. Alles, aber bitte steh jetzt auf.“ Seine Augen füllten sich auch mit Tränen und flehten mich an, auf ihn zu hören. Doch wozu sollte ich auf ihn hören? Ich würde sterben, das musste er begreifen. Gerade als ich ihm das sagen wollte hörten wir einen Schrei. Zuerst dachte ich schon, es sei der Schrei in meinem Kopf und ich begann gerade, wieder Hoffnung zu schöpfen. Doch auch Logan drehte sich um. Und so wusste ich, dass es alle gehörten hatten.
Logan, Seth und ich blickten zu Lucia. Elisabeth lag bereits am Boden. Seth rannten zu ihr. Logan hatte mich noch immer auf dem Arm und rannte mit mir zu ihr. Wir sahen zur seiner Mutter um zu sehen, was passiert war. Doch Lucia sah in eine andere Richtung und nach einem kurzen Augenblick folgten wir ihrem Blick.
„Da, da vorne.“ Lucia stotterte und zeigte mit dem Finger auf die zwei Personen, die am Boden lagen. „Ist es …. Ist es Fabienne?“ Ohne auf eine Antwort zu warten löste ich mich aus Logans Griff und stürmte los. Logan holte mich auf halben Weg ein und hielt mich fest.
„Warte! Lass mich erst sehen, ob es ein Trick ist.“
„Du spinnst wohl, meine Schwester liegt da.“
„Lass mich vorher nachsehen, bitte Youna, vertrau mir.“ Da war es wieder. Wenn er mich so ansah konnte ich nicht anders als ihm vertrauen. Obwohl es
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