Symbiose (Schicksal)
zu meinem Platz und ließ wütend meine Tasche auf den Tisch fallen.
„Was willst du denn an diesem Platz und in dieser Klasse?“fragte ich ihn in etwas zu lautem Ton, sodass sich die anderen nach uns umdrehten.
„Ähm, das ist eigentlich mein Platz. Ich war gestern nur zu spät und deshalb bin ich erst gar nicht mehr rein gekommen. Mrs. Rodriguez schreibt sich das auf und ich denke sie macht daraufhin ihre Noten.“
„Oh, das habe ich nicht gewusst. Dann setze ich mich auf einen anderen Platz.“
Beleidigt drehte ich mich um, um feststellen zu müssen, dass kein Platz mehr frei war.
„Na toll“, flüstere ich zu mir selbst.
„Wie bitte?“
„Nichts, das geht dich nichts an.“
„Habe ich gestern irgendwas Falsches gesagt?“ Ich wollte ihm alles um die Ohren hauen. Alles, was mich geärgert hat. Seine so süße Art, wie er Mädchen verarschte und sein wunderschönes Lächeln und die Tatsache, dass er schon eine Freundin hatte. Und dass ich nicht mehr ich selbst war, seit ich ihn kannte. Dann kam mir wieder der Gedanke, dass er vielleicht wirklich nur nett zu mir war und ich es falsch verstanden hatte.
„Nein.“ Diesmal brachte ich es fertig, es nicht so patzig zu sagen. „Na gut, dann können wir uns ja wieder normal unterhalten oder?“
Er sah mich verlegen an. „Es war wirklich nett gestern und ich dachte, wir haben eine Art Date. Ich zeige dir die Stadt und so. Steht das noch?“ Ich biss mir auf die Lippen, damit ich vorher überlegen musste, was ich als nächstes sagen würde.
„Ich kann leider nicht. Ich denke auch nicht, dass deine Freundin…“ Ich stoppte kurz und tat so, als würde ich überlegen, „wie hieß sie noch gleich? Ach ja Alexis. Ich glaube nicht, dass Alexis das so gut finden würde.“ Wow, so viel Selbstbewusstsein hatte ich mir gar nicht zugetraut. Stolz klopfte ich mir selbst auf die Schulter. Nur in meinem Kopf natürlich.
„oh-die-ja-also-das ist ein bisschen kompliziert“, stotterte er vor sich hin.
Er wurde ganz rot und sah aus dem Fenster. Er versuchte immer wieder aufs Neue einen vernünftigen Satz raus zubringen, doch als er denn Mund aufmachte, machte er ihn auch gleich wieder zu.
„Ja, das habe ich mir gedacht. Also ich gehöre nicht zu dieser Art Mädchen, die sowas ignorieren.“ Ich hoffte, dass man an meiner Stimme hören konnte, dass es die Wahrheit war. Obwohl ich mir in dem Moment gewünscht hätte, kein Gewissen zu haben. Nein, wenn ich mir schon was wünschen könnte, würde ich mir wünschen, dass er keine Freundin hätte. Er drehte sich zu mir und sah mir tief in die Augen.
„Es tut mir Leid, dass ich dir nichts von meiner Freundin erzählt habe. Aber das liegt nicht daran, dass ich dich anlügen wollte, sondern daran, dass ich nicht genau wusste, wie ich es dir sagen sollte. Es ist etwas kompliziert.“
„Tja, das ist wohl nicht mein Problem. Lassen wir es einfach dabei.“
Ich sah nach vorne und sprach kein Wort mehr.
Als die Stunde langsam zu Ende ging kam ein Mädchen in die Klasse. Sie sah sehr verärgert aus und lief genau in unsere Richtung. Ich wusste sofort, wer sie war.
„Was fällt dir ein, dich neben meinen Freund zu setzen du Schlampe?“ Sie ging noch einen weiteren Schritt auf mich zu. Als sie das tat stand Logan plötzlich auf und riss sie am Arm. „Wir müssen reden.“
So wie er sie am Arm hielt und seinem Tonfall nach zu urteilen hatte er keine guten Nachrichten für sie. Ich ertappte mich dabei, wie ich zu hoffen begann, dass er ihr gleich sagen würde, dass er mit ihr Schluss machen wollte. Aber dann hatte ich Mitleid mit dem Mädchen. Sie sah nicht wirklich traurig aus. Eher wütend.
„So ein Verhalten dulde ich nicht in meiner Klasse, haben Sie mich verstanden Miss Kelly?“ mischte sich nun auch noch Ana ein.
„Was fällt Ihnen überhaupt ein, so in meine Stunde zu platzen?“ Sie schob ihre Lesebrille ein Stück weiter runter. So als würde sie gerne einen besseren Blick auf den Störenfried haben wollen.
„Ihre Stunde ist zu Ende, also kann ich hier rein kommen, wie es mir passt“ erwiderte Alexis in einem schnippischen Ton, während sie versuchte sich aus dem festen Griff von Logan zu befreien. Sie war irgendwie ganz anders als ich sie mir vorgestellt hatte.
„Wann meine Stunde zu Ende ist entscheide immer noch ich, und wenn Ihnen das nicht passt, können wir dies gerne mit dem Direktor besprechen“, konterte Ana zurück. Wäre diese Situation nicht so ernst gewesen, hätte ich wohl zu Lachen
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