Symphonie der Herzen
Georgy, guck auch mal.«
»Du eitler Fatzke!«, schimpfte sie ihn mit einem Lächeln. »Und was deine Narben angeht... ich finde sie abstoßend.«
Alexander war offensichtlich mehr als zufrieden mit dem Urteil seiner Schwestern und stapfte glücklich hinter seinem Vater ins Haus.
»Rachel, wie wäre es, wenn du mir jetzt mal den Garten zeigst«, forderte Louisa sie auf und ergriff ihre Hand. Langsam führte die Kleine Lu quer über den Rasen auf den Fischteich zu und tauchte ihre Finger hinein; sofort kamen einige Karpfen angeschwommen, um sachte daran zu knabbern, bis Rachel ihre Hand kichernd wieder herauszog. »Und jetzt?«, fragte sie. »Wollen wir rüber zu Tante Holly?«
Gemeinsam stiegen Louisa und Rachel die hohen Stufen bis zur Haustür von Holland House hinauf, als Beth sie mit einem strahlenden Lächeln auch schon willkommen hieß. »Hallo, Louisa. Ich habe Eure Kutsche schon vorfahren sehen und wollte gerade einmal zu Euch hinüberhuschen.«
"Na, das ist ja ein Zufall. Ihr wolltet bestimmt Mutter zum
Abendessen einladen? Ich bin mir sicher, sie würde sich sehr darüber freuen. Dann müssten wir nicht heute Abend noch nach Woburn Abbey aufbrechen.«
»Was für eine herrliche Idee! Ich schätze, bis zum Dinner sind auch Henry und Teddy wieder hier.«
Im Esszimmer der Hollands nahm Teddy wieder einmal genau zwischen den beiden Russell-Schwestern Platz und klagte, wie sehr er sie doch vermissen würde, wenn sie in Schottland wären.
Georgy war die Erleichterung darüber, dass auch er bereits aus London zurückgekehrt war, deutlich anzusehen. Zumal sie dank der Einladung zum Essen auch erst am nächsten Tag nach Woburn Weiterreisen würden. Bis zum Dessert hatte sich also ihre letzte Unsicherheit gelegt, und stattdessen erfüllte sie eine stetig wachsende Zuversicht. Zuerst hatte sie ja noch Angst gehabt, nicht mehr mit ihm sprechen zu können, aber nun, da sie neben ihm saß, waren alle Sorgen vergessen. Ihr Mund verzog sich zu einem selbstzufriedenen Lächeln, als sie sich im Stillen die erstaunten Gesichter ihrer Familie vorstellte, wenn sie verkündete, dass sie bald heiraten würde.
Als die Mahlzeit beendet war und Lady Holland sich erhob, um ihren Gästen im Salon noch ein Glas Wein anzubieten, raunte Georgy Teddy zu: »Geh schon mal in den Garten. Ich folge dir in ein, zwei Minuten nach.«
Verschwörerisch zwinkerte er ihr zu.
Wenig später, als die Unterhaltung sich dann wieder einmal der Politik zuwandte, sah Georgy ihre Chance gekommen und entschlüpfte in den von Blumendüften erfüllten dunklen Garten; die Sonne war bereits untergegangen.
Lässig grinsend wartete Teddy unter einer Weide auf sie, und Georgy wollte sich gerade an ihn schmiegen, als er sie plötzlich grob von sich stieß. »Doch nicht hier! Hier können uns doch alle sehen.« Schon wollte er weiter ins Gebüsch zurückweichen.
»Warte, Teddy«, bat sie. »Ich muss dir erst noch etwas sagen.« »Dann mach aber schnell.«
»Nun gut.« Sie schluckte einmal. »Ich glaube ... ich bekomme
ein Baby.«
Zu Tode erschrocken stolperte er rückwärts. Dann fuhr er sie mit eisiger Miene an: »Und wer zum Teufel hat gesagt, dass dieses Kind von mir ist?«
»Aber, Teddy«, seufzte Georgy. »Es kann nur von dir sein.«
»Pah!«, schnaubte er. »Nur weil du in Schwierigkeiten bist, versuche nicht, mir die Schuld in die Schuhe zu schieben.«
»Teddy, verdammt noch mal. Du bist der Vater dieses Kindes. Also musst du mir jetzt auch gefälligst einen Antrag machen.«
»Dir einen Antrag machen? Dass ich nicht lache. Wenn ich hier irgendjemandem einen Antrag machen sollte, dann Lu.«
Seine grausamen Worte trafen sie wie Messerspitzen, und unwillkürlich krümmte Georgy sich zusammen. Schließlich richtete sie sich wieder auf, stürzte sich wutentbrannt auf Teddy und grub ihre Nägel in seine Wangen. »Träum weiter! Nie im Leben würde Louisa sich mit einem Schwein wie dir einlassen.«
Abrupt packte Teddy ihre beiden Handgelenke und drückte so fest zu, dass sie vor Schmerz aufschrie. »Mädchen wie dich heiratet man nicht; Mädchen wie du taugen bloß fürs Bett.« Er lachte bitter. »Das weiß doch jeder! Also, bitte, versuche nicht, mich mit deiner billigen Ich-bin-schwanger-Masche vor den Altar zu schleifen. Darauf falle ich nicht herein.«
15
Meine Periode ist erst ein paar Tage überfällig. Wahrscheinlich mache ich mir völlig umsonst Sorgen.
Leise schloss Georgy ihre Schlafzimmertür hinter sich. Was für ein Glück,
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