Symphonie der Herzen
um die frohe Kunde mit ihnen zu teilen.
»Johnny schreibt, dass der Antrag zur Gesetzesänderung soeben auch die zweite Abstimmung passiert hat.«
»Aber, Vater, das ist ja wundervoll!«, stimmte Louisa in sein Lachen mit ein. »Ich werde ihm sofort schreiben und ihm zu seinem Sieg gratulieren.«
»Nächsten Monat geht der Antrag dann ins Oberhaus, und ich bin fest entschlossen, dabei zu sein und mich der Debatte anzuschließen.«
»Liebling«, mahnte Georgina ihn. »Willst du dir diese stundenlangen Debatten wirklich antun? Meinst du, dass du das durchstehst? Du könntest doch auch einfach bis zur Endabstimmung warten.«
»Nein. Ich möchte auf jeden Fall auch schon bei den Debatten dabei sein. Außerdem habe ich mich in meinem ganzen Leben noch nie so prächtig gefühlt wie jetzt.«
»Aber allein lasse ich dich trotzdem nicht fahren. Wir werden dich nach London begleiten.« Verschmitzt schaute Georgina ihre Töchter an. »Wir hatten ohnehin vor, unsere Garderobe mal generalüberholen zu lassen, ehe die nächste Ballsaison beginnt.«
»Und ich werde gleich an Abercorn schreiben und ihm vorschlagen, gemeinsam mit mir an den Debatten teilzunehmen.«
Energischen Schrittes marschierte John Russell in die Bibliothek hinüber; Georgina hingegen wandte sich mit sorgenvoller Miene zu ihren Töchtern um. »Die Vorstellung, ihn allein nach London reisen zu lassen, gefällt mir überhaupt nicht. Andererseits ... Wie steht’s denn mit dir, Louisa? Fühlst du dich auch kräftig genug, um eine solche Reise auf dich zu nehmen?«
Verstohlen schaute Louisa zu ihrer Schwester hinüber, während sie sich einerseits ein bisschen wie eine Heldin fühlte und sich andererseits entsetzlich schämte. Sie hasste es, ihre Mutter anzulügen, auch wenn sie dies eigentlich nur tat, um Georgy zu beschützen. »Mach dir um mich mal keine Sorgen, Mutter«, entgegnete sie tapfer. »Ich schaffe das schon.«
»Es ist aber meine Pflicht, mich um dich zu sorgen«, widersprach Georgina. »Zumal ich mich in der Vergangenheit offenbar etwas zu wenig um dich gekümmert habe. Aber diesen Fehler mache ich kein zweites Mal. Versprochen.«
»Und? Meinst du, das war richtig, was ich gesagt habe?«, fragte Lu, nachdem ihre Mutter den Salon verlassen hatte. »Fühlst du dich wirklich schon wieder kräftig genug, um nach London zurückzukehren?«
»Aber ja, Lu, ganz bestimmt. Genau genommen kann ich es sogar kaum erwarten, bis endlich wieder die Ballsaison losgeht. Und dieses Mal werde ich die ganze Sache ein bisschen anders anpacken. Als Erstes will ich eine komplett neue Garderobe haben, und dann werde ich auch nicht mehr so großzügig sein mit meinen sexuellen Gefälligkeiten. Obgleich ich noch immer nicht so ganz verstehe, warum Teddy Fox mich so gemein behandelt hat und sich geweigert hat, mich zu heiraten. Ich meine, ich habe ihm doch quasi jeden Wunsch von den Augen abgelesen ...«
»Georgy«, entgegnete Lu, »die Sache ist doch so: Die meisten Männer sind von vornherein der Ansicht, sie wären mehr wert als wir Frauen. Und wenn du dann auch noch Sex mit ihnen hast, obwohl sie dir noch nicht einmal einen Antrag gemacht haben - tja, dann respektieren sie dich erst recht nicht mehr! Ihr eigener sozialer Status hingegen bleibt von ihren sexuellen Eskapaden natürlich unberührt. Ich würde sagen, du musst jetzt erst einmal lernen, dir selbst mehr Respekt entgegenzubringen.«
»Ja, ich denke, da hast du recht«, stimmte ihre Schwester ihr zu. »Der Nächste wird mir erst einmal einen Ring an den Finger stecken müssen, ehe er in den Genuss meiner sexuellen Gefälligkeiten kommt.«
Ach, Georgy, seufzte Lu im Stillen. Das ist eigentlich nicht ganz das, was ich gemeint hatte. Aber ich schätze, wir haben wohl alle unseren Preis. Du wünschst dir nichts mehr, als einen Ehering am Finger; und mein sehnlichster Wunsch war es, einmal im Covent Garden Theatre auf der Bühne zu stehen.
Wie erwartet fand die Herzogin ihren Mann an dessen Schreibtisch vor. »John, Liebling, schreibst du gerade an Abercorn? Wie wäre es, wenn du ihn dazu einlädst, noch ein paar Tage hier bei uns in Woburn Abbey zu verbringen? Dann könnten wir gemeinsam zurück nach London reisen. Ich glaube nämlich, Louisa war ein wenig enttäuscht, dass er an Weihnachten nicht hier war.«
»Gute Idee, das mit der Einladung. Zumal das ja dann auch schon ein kleiner Hinweis darauf ist, dass wir ihn als Schwiegersohn durchaus willkommen heißen würden.«
Oh, Darling, glaub mir,
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