Symphonie der Herzen
Liebling«, freute Georgina sich. »Und wenn ihr beide fertig seid, dann geht ihr bitte jede einmal euren Kleiderschrank durch und entscheidet, was ihr mit nach London nehmen wollt. Fertigt am besten auch noch eine Liste an, auf der ihr notiert, was euch in eurer Garderobe noch fehlt - und diese Liste gebt ihr dann mir.«
Zwei Stunden später führten die Damen gerade eine sehr angeregte Diskussion darüber, wie viele Ballkleider man wohl für eine einzige
Ballsaison bräuchte, als Mr Burke plötzlich den Marquis von Abercorn ankündigte.
»James, wie schön, Euch endlich wiederzusehen!« Schwungvoll erhob die Herzogin sich aus ihrem Sessel und begrüßte Abercorn mit einer herzlichen Umarmung. »Es ist schon wieder viel zu lange her, seit Ihr das letzte Mal hier gewesen seid.«
»Euer Hoheit.« Galant küsste er ihre Hand. »Das Vergnügen liegt ganz auf meiner Seite.« Natürlich entging ihm bei dieser Gelegenheit nicht, dass Louisa und Georgianna offenbar nicht darüber informiert worden waren, dass er sie besuchen würde.
Was zur Hölle geht hier eigentlich vor?, fluchte Louisa im Geiste, während ihr Herz immer schneller pochte und ihre Wangen sich hochrot färbten. Mutter hat ja wohl offenbar gewusst, dass Abercorn kommen würde. Ich frage mich bloß, warum sie uns davon nichts gesagt hat?
Nachdem James der Herrin des Hauses seine Reverenz erwiesen hatte, wandte er sich als Erstes Georgy zu. »Es freut mich, Euch wieder so gesund und munter vorzufinden, Mylady. Schön, dass Ihr Euch erholt habt.«
»Ich danke Euch, Mylord«, entgegnete diese ungewohnt schüchtern und wandte den Blick ab.
»Und Ihr seht natürlich mal wieder atemberaubend aus, Mylady«, begrüßte er Louisa mit charmantem Lächeln, wobei der Ausdruck in ihren Augen ihm abermals bestätigte, dass sie von seinem Erscheinen ziemlich überrumpelt war.
Inzwischen hatte auch Rachel James wiedererkannt und begann aufgeregt zu plappern, woraufhin Georgina sie allerdings rasch hochhob und Georgy übergab. »Hier. Bring sie besser nach oben ins Kinderzimmer. Ich würde mich mit James gerne noch einmal kurz unterhalten.« Als auch Louisa sich erhob und gerade gehen wollte, hielt Georgina sie jedoch sachte fest. »Und du bleibst besser auch noch hier, mein Liebling.«
Gehorsam trug Georgy Rachel aus dem Salon, woraufhin die
Herzogin mit Nachdruck die Tür hinter ihr schloss und ein rätselhaftes Lächeln ihre Lippen umspielte. »Setzt Euch doch, bitte.«
Mit ernster Miene blickte James zu Louisa hinüber, und für einen Moment verschmolzen ihre Blicke regelrecht miteinander.
Warum muss dieser irische Teufel auch so verdammt attraktiv sein?, seufzte Louisa im Stillen. Ich brauche ihn nur anzugucken, und schon ist es mit meiner Willensstärke vorbei.
Geschäftsmäßig nahm die Herzogin derweil unmittelbar neben Abercorn Platz und kam sogleich auf den Punkt: »James, ich war sehr enttäuscht darüber, dass Ihr meine Einladung, das Weihnachtsfest mit uns zu verbringen, abgelehnt hattet. Denn nur eine Woche vor dem Heiligen Abend, als Ihr wahrscheinlich gerade auf dem Weg nach Irland wart, hatte Louisa eine Fehlgeburt. Ja, Ihr hört ganz richtig: Sie hat Euer Kind verloren.«
Louisa erbleichte und war zunächst so verwirrt, dass sie nicht einen einzigen Ton herausbrachte. Und auch Abercorn schien einen Moment lang ehrlich konsterniert, bis sich auf seinem Gesicht plötzlich ein Ausdruck rasender Wut breitmachte.
»Mutter, wie konntest du bloß?«, zischte Louisa mit matter Stimme.
»Keine Angst, mein Liebling, es gibt nichts, wovor du dich zu fürchten brauchst. Ich tue das alles nur aus Liebe. Dein Wohlergehen ist für mich das Wichtigste. Vor allem ist mir aufgefallen, dass du in dieser Angelegenheit offenbar große Hemmungen hast und das Thema von alleine sicherlich nicht angeschnitten hättest. Dennoch, denke ich, hat James ein Recht darauf, zu erfahren, was vorgefallen ist. Und ich bin mir sicher, auch er möchte nun gerne seiner Pflicht als Ehrenmann nachkommen.«
Abrupt sprang James auf.
Und auch Georgina erhob sich. »Ihr Vater weiß nichts davon, seid ganz beruhigt. Und das wird auch so bleiben. Die Nachricht würde ihn umbringen. Das Ganze bleibt unser Geheimnis.«
Und ich dachte, Georgys Albtraum läge endlich hinter uns! Ich dachte, diese ganze Tragödie hätte endlich ein Ende. Wie konnte ich bloß so naiv sein! Louisa war schier außer sich.
Unterdessen hatte Georgina offenbar alles gesagt, was sie sagen wollte, und verließ
Weitere Kostenlose Bücher