Symphonie der Herzen
gerne wüsste, warum du mir nicht erzählt hast, dass Kitty Kelly Kate Connellys Tochter ist. Und warum hast du mir verschwiegen, dass ihr beide die Weihnachtstage zusammen auf Barons Court verbracht habt?«
»Wahrscheinlich, weil ich dachte, dass das so oder so keine Bedeutung für dich hat.«
»Das hättet du wohl gerne! Aber du täuschst dich, denn es hat durchaus eine Bedeutung für mich, dass Kitty heute nach Barons Court zurückgekehrt ist und in ihrem Leib den lebenden Beweis eurer skandalösen Liaison trägt und -«
»Das ist doch vollkommener Unsinn!«
»Dann lass es dir noch ein wenig genauer erklären: Es ist schon schlimm genug, dass du meinem Vater ein Vermögen abgerungen hast, ehe du mich vor den Traualtar geschleppt hast. Und dass du offenbar sehr viel mehr an den politischen Verbindungen interessiert bist, die dir mit dieser Ehe erwachsen, als an mir, deiner Ehefrau, macht die Sache gewiss auch nicht besser. Aber dass du dann auch noch die Dreistigkeit besitzt, mich mit diesem Chormädchen zu betrügen - nein, mein lieber Abercorn, ich sage Euch eines: Jetzt ist Schluss. So lasse ich mit mir nicht umspringen.«
Mit einem dezenten Nicken bat Rowan Maloney James, ihm einmal kurz ins Nebenzimmer zu folgen. »Wäre jetzt nicht der passende Augenblick, um ihr zu sagen, dass Ihr das Geld, das ihr Vater jährlich für sie überweist, in einen Treuhandfonds zugunsten von Lady Abercorn eingezahlt habt?«
»Ganz sicher nicht.«
»Nun, dann habe ich hier das Geld, das Lady Abercorn verlangt hat.«
»Sehr schön. Aber das gebt Ihr jetzt nicht meiner Frau, sondern mir.« Energischen Schrittes marschierte James zurück ins Besprechungszimmer, Maloney ihm dicht auf den Fersen.
»Habt Ihr jetzt endlich meine eintausend Pfund, Mr Maloney?«, verlangte Louisa zu wissen.
Der Anwalt schwieg. Stattdessen antwortete James mit tiefschwarzem Glitzern in den Augen: »Ich habe sie.«
Gebieterisch streckte Louisa die Hand aus. »Ihr habgieriges Schwein. Gebt mir sofort mein Geld.«
»Noch ein Wort, Mylady, und ich gebe Euch einen Satz heißer Ohren.«
»Wagt es ja nicht!«
Mit einer einzigen schnellen Handbewegung riss James Lu den Hut vom Kopf und schleuderte ihn zu Boden. »Schweig still, Weib!«
Entsetzt wich Lu einen Schritt vor ihm zurück. So hatte er noch niemals zuvor mit ihr gesprochen, ganz gleich, wie wütend er zuweilen auch schon gewesen war. Doch Louisa ließ sich nicht unterkriegen und nahm nochmals all ihren Mut zusammen: »Nein, Abercorn, eines will ich Euch jetzt nämlich noch sagen - nie wieder werde ich einen Fuß auf Barons Court setzen! Ich weigere mich, mit Euren Bastarden unter einem Dach zu leben. Ich fahre zurück nach Hause.«
»Oh ja, Ihr fahrt zurück nach Hause, da habt Ihr ganz recht. Aber Euer Zuhause ist und bleibt Barons Court. Ihr habt ja den Verstand verloren. Am besten, ich sperre Euch zu Eurer eigenen Sicherheit auf meinem Anwesen ein, bis Ihr wieder bei Sinnen seid.« Wütend trat er vor und griff nach ihrem Arm.
»Fasst mich nicht an!«
In seinen dunklen Augen loderte der Zorn. Und dann packte er Lu einfach, hob sie hoch und trug sie nach draußen zur Kutsche. Dort warf er sie unsanft auf die Polster und knallte die Tür hinter ihr zu. Mit drohender Geste deutete er auf den Kutscher. »Ab nach Hause!«
Eingesperrt im Inneren des Gefährts verdoppelte sich Lus Wut nur noch. Zornig legte sie eine Hand auf den Türgriff, wollte die Tür soeben aufstoßen, doch die Kutsche hatte bereits zu viel Fahrt aufgenommen, war inzwischen sogar so schnell, dass sie nur noch auf den Außenrädern die Kurven meisterte. Zögernd zog Lu die Hand zurück und zwang sich zu warten, bis die Kutsche wieder anhalten würde. Derweil nahm ihr Zorn schier ungeahnte Ausmaße an, und in ihrem Inneren brodelte es wie in einem Hexenkessel.
Behauptet er doch, ich hätte den Verstand verloren!, schimpfte sie im Stillen. Dabei ist er doch derjenige, der nicht mehr recht bei Sinnen ist und meint, er könnte mich erst herumschubsen und mir dann auch noch befehlen, wohin ich zu gehen habe und wohin nicht. Aber wollen wir doch mal sehen, ob er auch dann noch alles abstreitet, wenn er erst einmal Kittys geschwollenen Bauch sieht.
Vorsichtig tastete Lu einmal über ihr Haar. Und dann hat er mir auch noch meinen Hut ruiniert, dieser unzivilisierte Teufel!
Kaum dass sie auf Barons Court angekommen waren und der Kutscher die Pferde zügelte, riss Lu auch schon die Tür auf und sprang hinaus. Zu allem
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